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In Sachsendorf werden am Pfingstmontag alle Fragen beantwortet "Wo ist denn hier der Motor, der die Windmühle antreibt?"

Von Thomas Linßner 16.05.2013, 03:16

Am Pfingstmontag haben die Mühlen des Landes wieder ihren großen Tag. Wenn der Wind weht, drehen sich in Sachsendorf die Ruten und es wird gemahlen.

Sachsendorf l Bei so einem besonderen Tag vertraut Reinhard Höfflin darauf, dass das Wetter mitspielt. Damit sich die ganze Mühe, der organisatorische Aufwand, den die Vereinsmitglieder im Vorfeld aufgebracht hatten, auch lohnt.

Nicht nur, aber ganz besonders am Deutschen Mühlentag ist die Bockwindmühle in Sachsendorf ein Anziehungspunkt für Besucher. Denn sie ist funktionstüchtig, regt mit ihren knarksendem Gebälk und dem Geruch nach Mehl und altem Holz die Sinne an.

"Wenn der Wind gut bläst, mahlen wir pro Stunde vier Zentner Roggen."

Daran liegt es wohl, dass bei schönem Wetter die Leute scharenweise kommen. "Es ist das Urtümliche, was fasziniert", meint Reinhard Höfflin. Außerdem kann man hier sehen, wie die Kraft des Windes an den Ruten beginnend, über das Kammrad die Mühlsteine antreibt und man am Ende Schrot in den Händen hält.

"Wenn der Wind gut bläst", zeigt Reinhard Höfflin auf ein paar Getreidesäcke, "mahlen wir pro Stunde vier Zentner Roggen." Bisher läuft nur das kleinere der beiden Kammräder, mit deren Hilfe die horizontale Drehbewegung über das Stockgetriebe in eine vertikale versetzt wird. Das größere Kammrad (Eiche) wird mittels "Bremsbacken" aus weichem Pappelholz zum Stehen gebracht. Überhaupt spielen mehrere unterschiedlichen Holzsorten eine Rolle. So sind die "Kämme" - die Zähne des Kammrades - aus Weißbuche. Je nachdem, wo sich was abnutzen soll, um anderes Holz zu schonen.

Die Mitglieder des Sachsendorfer Mühlenvereins hören zuweilen die wunderlichsten Fragen. "Da wollte mal einer wissen, wo hier der Motor ist, der das alles antreibt", erinnert sich Höfflin. Aber auch Aha-Erlebnisse aus dem Nebenbereich gibt es. So erklärte eine Besucherin ihren Enkeltöchtern die Funktion einer (dort aufgestellten) Mausefalle. Die Maus wurde in diesem Fall vom Haustürschlüssel ersetzt, der den Mechanismus auslöste. Oder es wird erklärt, wie Weizen, Gerste, Hafer oder Roggen sich voneinander unterscheiden.

Wenn alljährlich die Sachsendorfer Bockwindmühle in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, wird auch ihre Geschichte wieder lebendig. Sie wurde zwischen 1701 und 1709 erbaut. Bis 1938 war sie in Betrieb. Nach der Wende baute die Ruine ein engagierter Mühlenverein wieder auf, machte Teile davon funktionstüchtig.