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"Fluthilfe 2013" unterstützt Erna und Günter Schneckenhaus beim Wiederaufbau Hochwasser spült sanierte Wohnung weg

Von Kathleen Radunsky-Neumann 21.08.2013, 03:11

Pretzien l Das Hochwasser hat Erna und Günter Schneckenhaus ihre Wohnung genommen. Sie leben in Pretzien, doch die untere Etage ihres Hauses stand mehrere Tage einen Meter unter Wasser. Unterstützt beim Wiederaufbau ihrer Existenz wird das Paar durch die Aktion "Fluthilfe 2013".

Ein Lächeln fällt Erna und Günter Schneckenhaus schwer. Liebevoll hält Günter Schneckenhaus seine Frau im Arm. Erna Schneckenhaus versucht in die Kamera zu lächeln. Doch es mag nicht recht klappen. Beide stehen in ihrer Küche, besser gesagt in dem, was übrig geblieben ist. Das Haus der beiden Rentner in Pretziens Fischerufer stand unter Wasser. Einen Meter hoch und das über mehrere Tage. Schuld daran hat das Juni-Hochwasser. Das Wasser war hinter dem Pretziener Wehr, im Umflutgebiet, über den Deich getreten. Seinen Weg hat es sich in das Haus des Ehepaares Schneckenhaus gesucht.

"Der Schaden beträgt mindestens 60.000 bis 70.000 Euro", sagt der 79-jährige Hausbesitzer. Die untere Etage ist betroffen. Der Fußboden muss aus allen vier Zimmern plus Bad und Küche raus, der Putz muss bis zu einem Meter hoch erneuert und die Türen ausgetauscht werden. Besonders schmerzvoll: "Wir sind erst vor anderthalb Jahren aus der oberen Etage in die untere gezogen", berichtet Günter Schneckenhaus.

"Wir haben Glück, dass wir bei unserem Sohn untergekommen sind"

Seine Frau ist nicht mehr so gut zu fuß. Deshalb hat das Paar die gesamte untere Etage barrierefrei ausgebaut. Wie gesagt: Vor gerade einmal anderthalb Jahren. Jetzt ist diese Investition sozusagen weggespült.

"Derzeit läuft noch der Trockner", berichtet Günter Schneckenhaus weiter. Der gemeinsame Gang durch die ebenerdig ausgebaute Wohnung stimmt traurig. Auch die Dusche, sagt Erna Schneckenhaus beim Blick ins Bad, ist für sie extra ausgebaut. Nur benutzen kann sie diese nun nicht. Einige Schritte weiter in der Küche zeigt sie auf ein Poster. Das hat einmal einen Meeresstrand gezeigt, mit Palmen. Das Hochwasser hat auch diesen Traum buchstäblich weggespült.

Seit dem 6. Juni leben die beiden bei ihrem Sohn. "Zu viert in einem Haus, das ist für alle eine Umgewöhnung", deutet Erna Schneckenhaus an. Doch das Paar will nicht undankbar sein. "Wir haben Glück, dass wir bei unserem Sohn untergekommen sind", sagt die 79-Jährige. Dieser wohnt sogar im selben Ort. Und trotzdem. Das Paar möchte so schnell wie möglich zurück in seine eigenen vier Wände.

Ein Gutachter hatte den Abriss des zweistöckigen Hauses empfohlen. Für Schneckenhaus kommt das nicht in Frage. "Das ist doch mein Geburtshaus", nennt Günter Schneckenhaus sein Argument. Also sind die beiden jetzt in die obere Etage gezogen. Zum Glück gibt es hier noch ihre ehemalige Wohnung. Aber: "Wir sind damals wegen meiner Frau runter gezogen", wiederholt Günter Schneckenhaus. Nun wird sie vorerst ihren Rollator vor der Haustür stehen lassen müssen. Und für die relativ enge Treppe nach oben überlegt das Paar, sich einen Treppenlift zuzulegen. "Wir sind ja beide nicht mehr so jung, selbst wenn es nur darum geht Einkäufe nach oben zu bringen", sagt Erna Schneckenhaus.

Künftig wollen beide wieder in der unteren Etage wohnen. "Aber das Risiko nach dieser Erfahrung ist natürlich groß", sagt Günter Schneckenhaus. Deshalb hoffen beide, dass der Deich, über den das Hochwasser dieses Mal getreten ist, erhöht wird.

Dieses Mal hatten sie schließlich insofern Glück im Unglück, dass sie gemeinsam mit ihren Kindern ihre Möbel noch retten konnten. "Das haben wir alles nach oben geräumt, bevor das Wasser kam", sagt der Pretziener. Dann hatten beide noch eine Nacht im Haus verbracht. "Mit dem Wasser hatte keiner von uns gerechnet", erinnert er sich. Am nächsten morgen dann das böse Erwachen: "Wir konnten grad noch mit Gummistiefeln das Grundstück verlassen", fügt Erna Schneckenhaus hinzu.

Das Ehepaar wird noch lange Zeit benötigen, um sein Haus wieder so herzurichten wie es einmal war und sich wie früher wohl zu fühlen. Für ein Hoffnungsgefühl haben schon die Leser der Volksstimme gesorgt. 10000 Euro aus der Aktion "Fluthilfe 2013" helfen Erna und Günter Schneckenhaus beim Neuanfang.

Die "Fluthilfe 2013" vom Spendenbündnis der Volksstimme, des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und der Investitionsbank Sachsen-Anhalt will gemeinnützige Einrichtungen und in Härtefällen auch besonders bedürftige Personen unterstützen. Einzelpersonen, die Geld aus unserer Fluthilfe-Aktion beantragen wollen, wenden sich bitte an (im Salzlandkreis): Petra Nickel, Telefon (034964)169984, pnickel@paritaet-lsa.de