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Wo sie nicht gebraucht werden, verfallen die historischen Mauern Mittelalterliche Stadtmauerreste zum Teil schwer auffindbar

Von Thomas Linßner 29.10.2013, 02:10

Mit Gründung unserer Städte wurden auch Stadtmauern angelegt. In Barby existieren noch zwei Drittel der alten Stadtbefestigung. In Calbes Neustadt ist ein teilweise sieben Meter hohes Teilstück erhalten, populärster Rest in Schönebeck ist der Salzturm.

Barby/Calbe/Schönebeck l Warum ausgerechnet Barby so viel Stadtmauer vorweisen kann, liegt an seiner geografischen Lage. In Richtung Osten und Südosten verhindern die immer wiederkehrenden Hochwasser eine Ausdehnung der Stadt. Gleichsam wird sie dort von der Stadtmauer begrenzt, die seit Jahrhunderten Deichfunktion hat.

Auch handfeste statische Gründe sprachen in den letzten 250 Jahren dagegen. Teile der Stadt sind in der Zeit ihres Bestehens stellenweise um rund zwei Meter gewachsen. Das ist besonders deutlich am Elbwerder zu sehen, auf den man vom Fischer- oder Brücktor "hinunter blickt".

Die Stadtmauer gibt dieser gewachsenen Anschüttung Halt. Hätte man sie entfernt, wären einige Grundstücke regelrecht "abgerutscht". Vor etwa 30 Jahren drohte das am Wachturm "Prinz". Dort war der innerstädtische Bodendruck so groß, dass das Terrain auf der Elbseite aufgefüllt werden musste. Was optisch der alten Mauer natürlich an imposanter Erscheinung nahm. Erst nach der Grundsanierung des Mauerabschnittes zwischen "Kanne" und Schloßpark wurde dieses Erdreich wieder abgetragen.

Die Gründe für das Wachsen einer Stadt waren vielfältig. Weil es vor 500 Jahren noch keine Containerdienste gab, die Bauschutt auf ferne Kippen transportierten, beließ man den Bruch wo er war. Besonderes Wachstum beschieden Stadtbrände. So wurden in Barby nach dem großen Feuer von 1798, bei dem über ein Drittel der Stadt niederbrannte, Schutt und Asche vor Ort einplaniert und neue Häuser darauf gebaut. Bei Abwasserbauarbeiten stößt man heute auf eine teilweise 30 Zentimeter mächtige Schuttschicht, die vor 200 Jahren liegen blieb.

Nur noch spärliche Reste

In Höhe des Handwerkerhofes in Calbes Wilhelm-Loewe-Straße erinnert andersfarbiges Straßenpflaster an den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer. Die alte Befestigungsanlage verlief von der Neustadt kommend (eine der wenigen Stellen, wo sie rekonstruiert wurde und sichtbar ist) weiter zwischen Breite und Arnstedtstraße, querte die heutige Loewestraße, um in Richtung Norden zwischen Magdeburger- und August-Bebel-Straße zu verlaufen. In Calbe existierte teilweise eine doppelte Stadtmauer, wie am Brumbyer Tor, nahe des heutigen Friedensplatzes. Außer diesem gab es ursprünglich noch das nördliche Barbyer- oder Schloßtor und das Bernburger Tor im Süden.

Anders als in Barby sind in Schönebeck nur noch wenige Dutzend Meter Stadtmauer erhalten. Prägendstes Zeichen ist der Salzturm, der ein 1839 abgerissenes Stadttor flankierte. Die 1988 erschienene Broschüre "Baudenkmale im Kreis Schönebeck" beschreibt den Verlauf so: Die Stadtmauer verlief zwischen Markt und der Kreisvolkshochschule, hinter den Gärten des nördlichen Marktes und der Elbstraße zum ehemaligen Elbtor, ging dann weiter parallel zur Elbe bis zum heutigen Landratsamt, wandte sich nach Süden, unterbrochen vom Barbyer Tor, bis hinter die Kollwitzschule, um schließlich hinter der Jacobikirche nach Westen geführt das Salzer Tor zu erreichen. Die Höhe der Stadtmauer lag zwischen vier und fünf Metern; ihre Dicke zwischen ein und vier Metern.