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Neues Domizil für Wassersportler Stadtrat mit Ruderern in einem Boot

Aus 2 mach 1 oder alle sind dafür. Außer einer. So lässt sich die
gestrige Beschlussfassung im Stadtrat zum Thema Ruderer auf die
Salineinsel kurz zusammenfassen. Nach einigem Hin und Her in den
vergangenen Monaten stehen die Chancen nun sehr gut, dass die Abteilung
Rudern des SSC ihr neues Domizil auf der Salineinsel findet.

Von Ulrich Meinhard 16.05.2014, 03:13

Schönebeck l Nun also doch. Die Zeichen stehen gut für eine Nutzung der Salineinsel durch die Ruderer vom Schönebecker Sportclub (SSC). Der Stadtrat hat in seiner gestrigen Sitzung für diesen Plan gestimmt. Und das mit großer Mehrheit. Lediglich Stadtrat Manfred Pöschke (Rettet die Altstadt) mochte sich dem Vorhaben nicht anschließen.

Rückblick: Die Flut vom Juni 2013 hat am alten Bootshaus der Abteilung Rudern des SSC im Buschweg ganze Arbeit geleistet. Sogar das Fundament ist teilweise unterspült worden. Nach dem Motto "Nicht noch einmal" suchten die Ruderer fortan nach einem neuen Domizil. Denn die Elbe hatte in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach am und im Bootshaus vorbeigeschaut, immer wieder hatte es Schäden gegeben. Die Idee der Sportler: Warum nicht die Salineinsel und das hier leer herumstehende Salzmagazin nutzen?

Die Fraktion Die Linke im Stadtrat schloss sich rasch diesem Kurs an und stellte einen Antrag, der Stadtrat möge das Ansinnen unterstützen. Doch eine Mehrheit fand sich erst einmal nicht. Der Antrag wurde vielmehr zurückgestellt. Die CDU-Fraktion wollte zuerst ein bauliches Gutachten abwarten zum Hochwasserschaden am alten Bootshaus.

Und damit zurück in die Gegenwart, denn das liegt nun vor. Der Tenor des Papiers ist eindeutig: "Eine Kernsanierung des Objektes ist in Betracht der Wirtschaftlichkeit sowie Nachhaltigkeit der eingesetzten finanziellen Mittel nicht zu empfehlen." Und weiter: "Ein auf zukünftig zu erwartende Hochwasserereignisse ausgerichteter Ersatzneubau ist in wirtschaftlicher Hinsicht die bessere Lösung."

Allerdings würde ein solcher Ersatzneubau am bisherigen Standort fast 2,4 Millionen Euro kosten.

Demgegenüber belaufen sich die Kosten für ein Herrichten von Teilen des alten Salzmagazins inklusive eines Anbaus und der Gestaltung von Freiflächen für Trainingszwecke auf der Salineinsel auf 1,87 Millionen Euro. Also 500000 Euro preiswerter als im Buschweg.

Diese Darlegungen überzeugten gestern auch die CDU-Fraktion. Fraktionschef Torsten Pillat nahm die ausgestreckte Hand von Stadtrat Udo Simon (Die Linke) an, der dafür plädierte, die in der Sache ähnlichen Anträge von CDU und Linke zu einem gemeinsamen Antrag zusammenzufassen.

Ein Vorschlag, der die Sympathie von Karsten Reichelt fand. Der Mann vom Vorstand des SSC hatte im Stadtrat Rederecht eingeräumt bekommen und nutzte es, um auf die vom Sportverein erstellte Machbarkeitsstudie zu verweisen. Die besteht aus drei Teilen. Teil 1 sieht das Herrichten eines Teils des Salzmagazins als Bootshalle vor. In einem zweiten Schritt soll ein Sozial- und Trainingstrakt an das Magazin angebaut werden. Teil drei schließlich beschreibt die Ertüchtigung des Salinekanals, damit hier - über einen Bootssteg - die Ruderboote zu Wasser gelassen werden können. Nach den Worten von Karsten Reichelt würden die Kosten bei 1,5 Millionen Euro liegen. Ein Großteil davon könne über Fördermittel des Landes beglichen werden (Fluthilfe).

Reichelt: "Eine hohe Summe. Das ist uns bewusst. Ein weiteres Hochwasser würde aber vermutlich ähnlichen Schaden anrichten und ob dann wieder Fördermittel in dieser Größenordnung zur Verfügung stehen, ist ungewiss."

Der SSC-Vertreter berichtete vom Besuch eines Mitarbeiters der Diakonie im Buschweg. Dessen Denkrichtung, eine Katastrophe als Chance zu nutzen, habe beeindruckt."Erst einmal geht es uns darum, unsere Konzeption fortzuschreiben", sagte Reichelt und machte damit darauf aufmerksam, dass das Projekt auch mit einem Stadtratsbeschluss noch nicht in trockenen Tüchern ist. Letztlich müsse auch der Fördermittelgeber zustimmen und der SSC einen Eigenanteil aufbringen.

Das Gremium nahm sich daraufhin eine Auszeit. Danach trat Linken-Fraktionschefin Sabine Dirlich an das Mikrofon und formulierte den neuen, gemeinsamen Antrag, den alle Fraktionen unterschrieben, mit Ausname von Rettet die Altstadt.

Der Vertreter dieser Fraktion, Manfred Pöschke, sagte warum: "Wir vergeben die Möglichkeit, dass Bürger ihre Freizeit auf der Salineinsel verbringen können." Und: "Das Konstrukt steht auf wackeligen Füßen. Es gibt offene Fragen. Wie sollen die Boote ins Wasser kommen? Was wird mit dem Salinekanal?"

Einwände, die Ralf Schneckenhaus (Fraktion Linke) nicht nachvollziehen kann. Er sagte: "Wir wollen die Altstadt retten, indem wir sie beleben. Ich sehe in dem gemeinsamen Antrag alle Fraktionen vereint und mit ihm die Chance, die Altstadt zu retten - außer die Fraktion Rettet die Altstadt."

Schließlich Steffen Behm, Fraktionschef der SPD: "Ich freue mich über diesen breiten Konsens. Auch wenn noch viele Fragezeichen stehen: Wir machen hier heute den Aufschlag." Damit war alles gesagt. Die Abstimmung verlief eindeutig, allein Manfred Pöschke stimmte als an diesem Tag alleiniger Vertreter von Rettet die Altstadt gegen den gemeinsamen Antrag aller Fraktionen.