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Volksstimme-Serie stellt Bördeländer vor, die ihren Heimatort lieben Den Kirchturm immer im Blick

Von Tilman Treue 12.06.2014, 01:15

Sieben Dörfer, sieben junge Familien, ein Thema. Die Volksstimme stellt sieben Wochen lang immer am Donnerstag Familien vor, die gern in Bördeland leben, die sich für ihre Orte engagieren. Heute: Sara Stille und Stefan Sauerzweig aus Eickendorf.

Eickendorf l Sara Stille und Stefan Sauerzweig verwirklichen ihren Traum vom Leben in der Börde in Eickendorf. Ihr Haus in der Bierer Straße fällt von außen nicht aus der langen Reihe heraus, geht man aber hinein, ist alles ganz modern und sehr geräumig, wenn auch noch nicht ganz fertig. Viel Platz ist hier für die beiden und ihre anderthalbjährige Tochter Liselotte. "Wir haben das Haus 2012 gekauft, anschließend die Scheune abgerissen, so dass die Grundfläche jetzt größer ist", berichtet Stefan Sauerzweig.

Der wirkliche Clou sind jedoch die großen Fenster nach Osten und Süden. "Dort hinten sieht man sogar die Mühle in Kleinmühlingen", erklärt der 29-Jährige und weist über die abendliche Bördelandschaft aus Feldern und Hügeln. In die andere Richtung fällt der Blick auf den markanten Turm der Eickendorfer Kirche - vor allem für Sara Stille ein Herzensanblick. "Wenn sie ein paar Tage ihren Kirchturm nicht sieht, merkt man das schon", lacht ihr Freund und erntet einen zustimmenden Blick. Im gesamten Interview fliegt der Gesprächsball nur so zwischen den beiden hin und her, die Verbundenheit, wenn es um ihre Heimat geht, sie ist mit Händen greifbar.

Beide sind in Eickendorf aufgewachsen, verließen den Ort aber später in Richtung Dresden und Magdeburg. In der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt zogen sie später das erste Mal zusammen, er arbeitete mittlerweile in Wolfsburg. Für die Zukunft war das aber nichts. "Als dann auch unser Kinderwunsch konkret wurde, war von vornherein klar, dass wir nicht in Magdeburg bleiben", sagt er und sie ergänzt, "unser Kind soll so groß werden, wie wir auch aufgewachsen sind." Während sie das sagen, ist die kleine Liselotte nebenan bei ihrer Oma. "Das Babyfon reicht auch mal bis rüber", schätzt die glückliche Mutti gewisse Vorteile, wenn es abends mal spontan irgendwo hingehen soll.

Auf die Frage, was Eickendorf für die beiden ausmacht, fällt natürlich zuerst der berühmte Bodenwert ein, und Stefan Sauerzweig lässt auch nicht unerwähnt: "Wir haben die Bahn, Biere nicht." - Ein kleiner Seitenhieb gegen das Nachbardorf, wie ihn nur ein echter Eickendorfer austeilen darf. Die Dorfgemeinschaft, sie funktioniert hier noch, und beide schätzen das sehr. "Wenn was los ist, sind die Leute da."

Natürlich ist der Karneval Pflichtprogramm, aber auch Fackelumzug, Osterfeuer oder andere Feste finden selten ohne die beiden statt. Ihre Freunde, die sie noch aus Kindertagen oder später dem Jugendklub im Ort kennen, sind ebenso da und im Grunde kennt man alle anderen auch irgendwie. Was für eingefleischte Stadtmenschen wie ein Horrorszenario klingen mag, ist für die 32-Jährige elementar: "Wenn ich die Tür aufmache, kenne ich alle Leute hier ringsum. Ich fühle mich wohl bei dem Gefühl zu wissen, wer meine Nachbarn sind und finde das auch wichtig für Liselotte."

Ihre sportliche Liebe gilt übrigens dem Bördesportverein (BSV) Eickendorf, in dem beide im Vorstand mitarbeiten, er sogar als Vizepräsident. Seit seinem sechsten Lebensjahr ist Stefan Fußballer, wurde später Schiedsrichter und war auf diese Weise bis vor kurzem auf Fußballplätzen in ganz Ostdeutschland zu Hause. Sara zog es im Jahr 2005 in die Laufgruppe. Obwohl es kein klassischer Mannschaftssport ist, präsentieren sich die Eickendorfer immer als kompakte Truppe. "Es ist wirklich schön gemeinsam", fühlt sie sich sehr wohl. Und beim Training in der Feldmark ist ein Punkt wohl immer im Blick: Der Kirchturm ihres Heimatdorfes Eickendorf. Ein Ort, an dem das Herz der beiden hängt und das immer das erste ist, das beide, wenn sie von Arbeit kommen, von ihrer Heimat sehen.