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"Klein Zalze" gibt es seit 300 Jahren

11.06.2015, 17:22

Vor genau 350 Jahren verließ Nicholas Cleef das blühende Groß Salze (heute Schönebeck-Bad Salzelmen) und schuf ein Weingut in Südafrika.

Schönebeck/Stellenbosch l Einfach ist der Weg nicht. Erst recht nicht vor 350 Jahren. Und das auch noch im südlichen Afrika. Siedler, die sich zu jener Zeit dort ein Stück Land abstecken, müssen bei den Lokalbehörden nachweisen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Zwölf Jahre lang wird anschließend kontrolliert, ob der Bauer erfolgreich kultivieren kann. Erst danach wird ihm sein Land gewährt.

Nicholas Cleef, von dem es im Verlauf der Jahrhunderte verschiedene Schreibweisen gibt, muss aus heutiger Sicht einen "grünen Daumen" gehabt haben. Aus dem Nichts heraus baut sich der Mann aus der Börde eine Existenz auf. "Es war ein hartes und mühsames Leben für diese frühen Siedler, die sich eine Nische mitten in der Wildnis aufbauten. Aber so entstand die Kolonie Stellenbosch", berichtet Kobus Basson. Der 56-Jährige ist heute nach mehr als 300 Jahren der Eigentümer des Weingutes "Kleine Zalze" Stellenbosch und ein Kenner der Geschichte.

Warum Nicholas Cleef im Jahr 1665 das pulsierende Groß Salze verlässt, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Fest steht, dass der Salzer ohne Vater aufwächst, aber Lehrer hat, die ihm offenbar den Blick für die weite Welt öffnen. Unklar ist auch, warum ausgerechnet das heutige Südafrika das Ziel den Abenteurers wird.

Weinbaugebiet inzwischen sehr bekannt

Aber es muss eine gute Wahl gewesen sein. Nicholas Cleef gehört im Jahr 1680 zu den ersten Siedlern von Stellenbosch, das inzwischen als exzellentes Weinanbaugebiet weltbekannt ist. Der junge Cleef ist ein guter Landwirt und Geschäftsmann, berichtet Kobus Basson: "Aus seiner jährlichen Steuererklärung geht hervor, dass er im Besitz von 17 Rindern, 3 Schweinen, 292 Schafen ist, Weizen, Roggen und 2500 Weinreben anbaut." Schon 20 Jahre später sind es 10 000 Reben. Nicholas Cleef produziert damit bereits sechs unterschiedliche Weine. "Er legt damit den Grundstein für das Weingut, das es noch heute auf diesem Stück Land gibt", berichtet der heutige Besitzer.

Schon im Jahr 1683 wird Nicholas Cleef das Recht eingeräumt, dass sein Land den Namen "De Groote Zalze" heißen darf. Das ist Afrikaans und heißt übersetzt: Die Große Salze - eine Hommage des Siedlers an seine Heimat. Später gründet er das Weingut mit dem Namen "Kleine Zalze".

Intensität der "Neuen Welt" mit Eleganz der "Alten Welt"

Weingut noch immer familiengeführt

Mit den Jahren hat Farmer Cleef nicht nur auf dem Acker, den er bestellt, eine gute Hand, sondern offenbar ebenso bei der Auswahl seiner Frau. Er lernt die französische Hugenottin Barbara le Febre kennen. Beide heiraten und zur Familie zählen später acht eigene Kinder und zwei Waisenkinder.

Nicholas Cleef hat es geschafft. "Viele Jahre nach seiner Übersiedlung hat er Haus, Familie und einen erfolgreichen Farmerbetrieb", erzählt Kobus Basson der Volksstimme. Er führt nun 332 Jahre später das Vermächtnis des Schönebeckers fort. Basson kauft im Jahr 1996 das Gut "Kleine Zalze" mit einem Partner und ist seit 2013 alleiniger Eigentümer. Seitdem wird das familiengeführte Weingut stetig modernisiert, neue Weinberge bepflanzt und weitere Nachbargrundstücke erworben.

Basson scheint Cleef mehr als 300 Jahre später in nichts nachzustehen: Der 56-Jährige Familienvater ist ebenso ein erfolgreicher Unternehmer. Auf weltbesten Wettbewerben werden immer wieder einzelne Jahrgänge seiner Weine mit Goldmedaillen prämiert. Zuletzt der Chenin Blanc, der beim Concours Mondial de Bruxelles zum besten Weißwein 2015 ausgezeichnet wird.

Warum ist das so? "Die Philosophie von ‚Kleine Zalze‘ ist einfach: Erfolg beginnt in den Weinbergen. Außergewöhnliche Weine werden durch sorgfältige Verwaltung der umfangreichen, natürlichen Ressourcen der Farm möglich, durch innovative Laubarbeit und die Auswahl der Sorten sowie das Züchten der Pflanzen, die spezifisch geeignet sind für die verschiedenen Böden", beschreibt Eigner Basson.

Die Weine werden weiter nach traditionellen Methoden hergestellt, unterstützt durch eine moderne betriebliche Ausstattung. Dabei spielt die besondere südafrikanische Verarbeitung eine wichtige Rolle. Tradition verpflichtet eben. "Eine Kombination der Fruchtaromen und die Intensität der ‚Neuen Welt‘ mit der Eleganz und Struktur der ‚Alten Welt‘ sind der Erfolg für Weine mit Charakter, Komplexität und Balance", so Kobus Basson.

So hätte es sich Nicholas Cleef sicherlich gewünscht, als er vor drei Jahrhunderten den ersten Rebstock für die "Kleine Zalze" in die südafrikanische Erde brachte. Ein Stück Schönebeck wächst nun dort fort.