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Elbepegel Wenige Sorgen trotz wenig Wasser

Der Wasserpegel der Elbe sinkt von Tag zu Tag. Am heutigen Mittwoch geht er den Voraussagen nach bis auf 55 Zentimeter zurück.

Von Felix Mihalek 28.07.2015, 15:52

Schönebeck l Das Elbwasser schwindet. Seit Wochen sinkt der Wasserpegel stetig: Waren es am Montag laut des Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservices der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes noch 69 Zentimeter, erreichte der Wasserpegel gestern bereits einen Tiefstand von 59 Zentimetern. Die Vorhersage des Informationsservices geht davon aus, dass mit 55 Zentimetern am heutigen Mittwoch der niedrigste Stand in dieser Woche erreicht wird. Gemessen wird der Pegelstand für Schönebeck und Umgebung an der Messstation in Barby.

Keine starken Auswirkungen

Für Schifffahrer in Schönebeck gibt es jedoch keinen Grund zur Besorgnis. "Wir können noch wie gewohnt fahren", erklärt Tobias Süßenbach, Kapitän des Fahrgastschiffes "Marco Polo", welches für gewöhnlich am Salzblumenplatz vor Anker liegt. "Die einzige Auswirkung ist, dass wir in Magdeburg den Domfelsen nicht mehr passieren können. Deshalb legen wir während des Niedrigwassers in Magdeburg am Schleppdampfer Württemberg an." Es ist nicht das erste Mal, dass der Chef der Reederei Süßenbach so ein Niedrigwasser erlebt. "2008 oder 2009 war es ähnlich tief. Ähnlich wie ein Hochwasser kommt so ein extremer Niedrigstand in jeder Dekade vor."

Ob sich das anhaltende Niedrigwasser auf den Umschlag am Hafen in Frohse auswirkt? Diese Frage, kann zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht geklärt werden. Mehrfache Nachfragen der Volksstimme bei der Magdeburger Hafen GmbH, die den Frohser Hafen betreibt, blieben bis zum gestrigen Redaktionsschluss unbeantwortet.

Anders sieht es mit der Auskunft zum Fährbetrieb im Altkreis Schönebeck aus. Hier kann gesagt werden, dass alle vier Fähren in Breitenhagen, Barby, Groß Rosenburg und Gottesgnaden in Betrieb sind. Lediglich die Fähre Breitenhagen ist eine Woche lange nicht gefahren - nach Auskunft der Stadtverwaltung aufgrund des Niedrigwassers. Auch diese ist nun wieder in Betrieb.

Auch Ralf Arndt, Leiter des Abteilung Kanu des Schönebecker Sportclubs, sieht die derzeitige Niedrigwasserlage entspannt: "Bei uns am Bootshaus Delphin läuft der Betrieb mit voller Kraft weiter", berichtet der Kanute. "Der Pegelstand war schon einmal flacher, es ist nicht akut. Dieses Flachwasser hatten wir in den letzten Jahren immer einmal wieder. Ein Stand von mehr oder weniger zwei Metern wäre normal. Vorhin fuhr auch ein Arbeitsschiff hier vorbei. Der Ablauf im Wasserverkehr scheint also nicht stark gestört zu sein."

Dennoch ruft das Niedrigwasser auch den Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft auf den Plan. "Es läuft ein Messprogramm, bei dem an der Elbe Proben genommen werden", berichtet Mathias Weiland, der den Geschäftsbereich "Gewässerkundlicher Landesdienst" leitet.

Chemische Zusammensetzung wird geprüft

"Jedoch herrscht keine akute Situation. Das ist ein Programm, das routinemäßig bei Hoch- und Niedrigwasser in Kraft tritt. Dabei werden Erkenntnisse über die chemische Zusammensetzung des Elbwassers gewonnen", erklärt Weiland weiter. "So werden langfristige Erkenntnisse über die Stoffkonzentration in der Elbe erhalten. Mit ersten Ergebnissen ist Ende August zu rechnen."

Genau diese Ergebnisse geben dann aber auch Auskunft, ob der Mensch eventuell bei Mutter Natur eingreifen muss. Denn das Niedrigwasser hält nun schon mehrere Wochen an. Hat das Auswirkungen auf die Flussbewohner? "Das kann ich nicht schlussendlich sagen", antwortet Michael Wunschik von der Schönebecker Ortsgruppe des Naturschutzbundes auf diese Frage. Zumindest steht fest: Je weniger Wasser im Fluss fließt, desto geringer ist der Sauerstoffgehalt. Dass dadurch manch Fisch zu wenig Sauerstoff abbekommt, könne unter Umständen passieren, informiert der Naturschützer. Jedoch geht er nicht von einem großen Fischsterben in der Elbe aus. "Da muss man die Auskunft des Gewässerkundlichen Landesdienstes abwarten", sagt er.

Die heute prognostizierten 55 Zentimeter gelten übrigens nicht als der historisch niedrigste Stand am Pegel Barby. Der lag nämlich bei 42 Zentimeter am 22. September 1947. Bis zu diesem Tiefpunkt ist also noch etwas "Platz" in der Elbe. Nicht von der Hand zu weisen aber ist, dass die derzeitigen 55 Zentimeter unter dem sogenannten langjährigen Mittel des Niedrigwassers liegen. Dieser Richtwert beträgt 76 Zentimeter, heißt es vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft.