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Mit der Umstellung des Busfahrplanes und Beginn des neuen Schuljahres ist weiter Sand im Getriebe Schulleiter sind sauer: Abfahrzeiten für Kinder werden immer schlechter

Von Tilman Treue 29.08.2011, 04:51

Lange Wartezeiten nach Schulschluss und eine schlechte Informationspolitik der Kreisverkehrsgesellschaft sorgten an den ersten beiden Unterrichtstagen des neuen Schuljahrs an den beiden Förderstedter Schulen für Unmut. Die Brumbyer Kinder trifft es besonders hart: 30 Minuten warten selbst die Knirpse der ersten Klassen nun auf die Rückfahrt.

Förderstedt/Bördeland. "Ich verstehe das nicht, es ging immer, und jetzt auf einmal nicht mehr", ärgert sich Volksstimme-Leserin Annett Dorendorf aus Brumby. Ihr Kind besucht die 5. Klasse der Sekundarschule Förderstedt und wurde vom Fahrplanwechsel vor Schuljahresbeginn völlig kalt erwischt. "Die Schule ist um 13.10 Uhr zu Ende, der Bus zurück fährt aber erst 13.40 Uhr, das ist nicht zumutbar", schimpft sie und verweist auf die prekäre Situation an der befahrenen Landesstraße in Förderstedt: "Muss denn erst etwas passieren?"

Ein Anruf beim Schulamt des Salzlandkreis brachte der Brumbyerin zwar Verständnis, aber letztlich, so die Auskunft, liege die konkrete Planung der Fahrtzeiten bei der zuständigen Kreisverkehrsgesellschaft (KVG).

Das Unternehmen sah im Gespräch mit Gabi Lange, Schulleiterin der Förderstedter Grundschule, allerdings keine Veranlassung etwas zu verändern. So bewege man sich auf dem Boden der Schülerbeförderungssatzung, die eine Wartezeit von 60 Minuten nach Unterrichtsschluss für zumutbar hält, alles weitere kläre das Schulamt. "Die Probleme werden von Jahr zu Jahr schlimmer", sagte die Schulleiterin am ersten Schultag wütend. Verständlich, denn beide Förderstedter Schulen haben seit Jahren ihre Schulanfangs- und Endzeiten, die zum Beispiel auf die des Calbenser Gymnasiums abgestimmt sind, nicht verändert. Dennoch gibt es jedes Jahr neue und schlechtere Fahrzeiten für die Schüler.

"Das Verständnis ist durchaus da", erklärte René Schubert, Assistent der Geschäftsführung der KVG, "wenn es anders möglich wäre, hätten wir das auch gemacht, aber wir haben die Spielräume nicht." So müsse effizient gearbeitet werden, denn für Mehrleistungen fehle das Geld. Für die Schulen ist das kein Trost, im Gegenteil. "Wir haben unsere Wünsche geäußert, und nach Bekanntgabe der Zeiten sofort Einspruch eingelegt – gebracht hat das aber nichts."

Lehrer werden aus dem Unterricht abgezogen

Stattdessen muss Gabi Lange nun zusehen, wie die Knirpse bis zur Busabfahrt beschäftigt werden – und das jeden Tag. "Wir kommen dadurch mit unseren Aufsichtszeiten nicht mehr hin, und ich muss Kollegen aus dem Unterricht abziehen. Damit geht uns wertvolle Zeit mit den Kindern verloren." Besonders traurig stimmt sie die schlechte Kommunikation mit dem Kreisunternehmen. "Früher mit Herrn Weidemann in Calbe konnten wir immer alles klären, aber heute in Bernburg sieht man die Dinge vor Ort überhaupt nicht mehr."

Nur wenig besser ist die Situation in der Sekundarschule des Ortes, die einen erheblichen Anteil an "Fahrschülern" aus der Einheitsgemeinde Bördeland hat. Bisher gab es drei Schulendzeiten (gegen 13 Uhr, 14 Uhr und 15 Uhr) und die passenden Busse dazu. Mit Fahrplanwechsel wurde kurzerhand der Bus in Richtung Bördeland nach der 7. Stunde gestrichen. Lieselotte Grampe aus Eggersdorf äußerte sich verärgert am Leser-Telefon: "Die Schüler beginnen ihren Tag um 6 Uhr. Sie dann aufzufordern, doch bis zur Busabfahrt eine Arbeitsgemeinschaft aufzusuchen, kann ja nicht die tagtägliche Lösung sein."

Schulamt findet eine Zwischenlösung

Dank der Unterstützung des Schulamtes ist es kurzfristig gelungen, zumindest montags und mittwochs wieder einen Bus in die Bördeland-Gemeinden einzusetzen. Hier verkehrt nun die Firma Winter aus Egeln. "Trotzdem ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn eine Flexibilität im Stundenplan ist mit diesen Regelungen nicht mehr möglich", erklärt Schulleiter Rainer Haase. Er hatte im Vorfeld genau ausgerechnet, wann welche Klassen Schulschluss haben, und wie viele Schüler jeweils in die entsprechenden Orte gebracht werden müssen – ohne erkennbare Resonanz.

Wie seine Kollegin Gabi Lange ärgert auch er sich über die späte Information. So seien die vor Schuljahresende von der KVG zugesandten Fahrpläne während der Ferien noch einmal geändert worden, und die Schüler standen am ersten Tag zur falschen Zeit an der Haltestelle. Die Schuld dafür sieht die KVG allerdings beim Schulamt, mit dem die Zeiten rechtzeitig abgestimmt gewesen wären, und das die Schulen hätte informieren müssen.