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Kein Geld für Entwässerung des Barbyer Kiessees

Von Thomas Linßner 16.12.2011, 05:25

Die Ergebnisse der Machbarkeitsuntersuchung zur Entwässerung des Barbyer Kiessees "Seepark" bis zum Zackmünder Siel liegen vor. Die Umsetzung würde rund 190000 Euro kosten. Eine derzeit nicht stemmbare Summe für den Barbyer Haushalt.


Pömmelte/Barby l Im Frühjahr hatte die Stadt Barby ein Ingenieurbüro damit beauftragt, die Absenkung des Kiessees "Seepark" durch eine Machbarkeitsstudie zu untersuchen.

Die Frage war, wie der "Seepark" abgesenkt werden kann, dessen touristische Nutzung durch den hohen Grundwasserstand auf der Kippe steht.

An dessen "Pömmelter Ufer" fehlen gerade mal knapp hundert Meter, um in einen alten Graben hinter dem Osterfeuerplatz einzuleiten. Doch der ist zugewachsen. Hier beginnt der Aschberg-/ Sauerangergraben, der vor Erschließung des Kieswerks 1969 den Raum südöstlich von Pömmelte entwässerte, nach der Wende als Biotop bepflanzt wurde. "Da würde man umweltrechtlich nicht herankommen und müsste parallel einen neue Graben bauen", stellt Barbys Bauamtsleiter Holger Goldschmidt klar. Und das würde kosten.

Trocken gefallen

Christian Jung, Flussbereichsleiter im LHW, bestätigt: "Im Umfeld des Kieswerks gibt es einige Gräben, die seit Jahrzehnten trocken gefallen sind und damit keine Funktion mehr haben." Der Abschnitt zwischen Umgehungsstraße und dem Ortsrand in Richtung "Goldfisch" sei laut Jung Anfang der 90er Jahre bepflanzt und anschließend als Biotop unter Naturschutz gestellt worden.

"Es wäre ja eine Schande, dort alles abzuholzen, um den Graben wieder herzustellen", meint Christian Jung. Und er fügt hinzu: "Wenn überhaupt, dann müsste ein neuer Graben parallel gebaut werden."

Wenn überhaupt?

Christian Jung gesteht, den Grund für die Absenkung des "Seepark" - abgesehen von der touristischen Nutzung - nicht zu erkennen. "Man müsste die Sohle des Grabens weit tiefer ausbaggern, als sie jetzt ist. Dabei würde die Kiesschicht angeschnitten", sagt er. Dann bestände die Gefahr der "Infiltrierung".

Soll heißen: Das abgeleitete Seewasser versickert in die Kiesschichten und baut den Grundwasserkörper auf. "Das könnte der Haken für das tiefer liegende Pömmelte sein", gibt Christian Jung zu bedenken.

Bauamtsleiter Holger Goldschmidt schließt diese Befürchtung nicht aus, verweist jedoch auf noch ausstehende Untersuchungen. "Wir haben bisher ja nur eine Machbarkeitsstudie, die das Gefälle berücksichtigt. Genauere Erkenntnisse würden die Projektuntersuchungen ergeben", sagt er. Goldschmidt hält der Infiltrations-Gefahr entgegen: "Es wird ja wohl in heutiger Zeit Möglichkeiten geben, dass man einen Graben an Stellen dicht macht, wo er zu versickern droht." Außerdem habe der Aschberggraben vor der Kieswerkserschließung 1969 "ja auch wirkungsvoll funktioniert".

Jung bestätigt noch etwas anderes: Dass ein Graben von "Sauern Zeitz" (Wespener Kreuz) nach den Pömmelter Schachtteichen "irgendwann von der LPG Barby untergepflügt wurde". "Das ist der einzige Graben in unserer Gegend, der wirklich verschwunden ist. Alle anderen sind noch wie vor hundert Jahren da."

Den Wasserflächen - egal ob alte Bergbauteiche oder Kiesseen - kommt eine große Pufferfunktion zu. Sie nehmen beim Grundwasseranstieg das Wasser auf, halten es aber danach auch lange Zeit.

Noch einmal zurück zur Machbarkeitsstudie: Die Höhenlage der Kiesseeoberfläche Barby bis zum Zackmünder Siel wies im Frühjahr einen Unterschied von 2,25 Meter aus. Bis zum Schönebecker Siel waren es dann noch einmal 1,24 Meter.

Kein Geld für Tornitz

Was auf den ersten Blick recht plausibel klingt, relativierte Bauamtsleiter Holger Goldschmidt: "Die Leistungsfähig eines Grabens würde so sein, dass sich der Entwässerungsvorgang über Wochen hinziehen würde, nur um den See wenige Zentimeter abzusenken."

Wie Ortsbürgermeister Thomas Warnecke bestätigt, fürchten die "tiefer liegenden Pömmelter" in solchem Fall jedoch einen Anstieg des Grundwassers.

In Tornitz gibt es ähnliche Probleme: Dort war es im Frühjahr zu dramatischen Ereignissen gekommen, als der südwestliche Dorfrand abzusaufen drohte. Erst die eilig gebaggerte Ableitung in den dortigen Kiessee führte zur Entspannung. Wie Holger Goldschmidt sagt, müsse der Tornitzer Kiessee ebenfalls in den nahen Landgraben entwässert werden. "Die Umsetzung würde rund 60000 Euro kosten. Aber auch die haben wir nicht."