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Sechs Maßnahmen gegen Vernässung Arbeitsgruppe Wasser legt einen "Fahrplan" vor

Von Ulrich Meinhard 13.04.2012, 05:21

Nach einem knappen Jahr Projektgruppenarbeit liegt ein Maßnahmekatalog gegen die Vernässung von Wohngebieten in und um Schönebeck vor. Ein Sechs-Punkte-Programm ist im Rathaus vorgestellt worden. Doch was ist effizient, was ist bezahlbar und wer finanziert?

Schönebeck l Die gute Botschaft: Es gibt Möglichkeiten, der Vernässung entgegenzuwirken. Die nicht so gute Nachricht: Alles ist erst einmal theoretisch. Und doch besteht für alle von nassen Kellern oder gar feuchten und verschimmelnden Häusern betroffenen Menschen in und um Schönebeck begründete Hoffnung auf Besserung der Situation. Begründete Hoffnung deshalb, weil ein wissenschaftlich arbeitendes Team der Hochschule Magdeburg-Stendal relevante Daten zusammengetragen hat, die mit dem Grund- und Oberflächenwasser in Zusammenhang stehen. Auf dieser Grundlage hat die Projektgruppe unter Leitung von Professor Frido Reinstorf sechs Vorschläge erarbeitet, wie dem Problem der Vernässung begegnet werden kann. Diesen Katalog stellte der Professor jetzt im Schönebecker Rathaus vor. Anwesend waren auch Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase und der Mitarbeiter im Landesumweltministerium, Dr. Ekkehard Wallbaum.

Vorgeschlagene Maßnahmen stellen Stand der Dinge dar

Die Liste unter der Überschrift "Pilotprojekt zum Grundwassermanagement der Stadt Schönebeck" umfasst sechs Vorschläge. Sie haben sich aus den gesammelten Daten und aus der bisherigen Diskussion in der hiesigen Arbeitsgruppe II herauskristallisiert. Die Maßnahmen stellen, so heißt es, den aktuellen Stand der Diskussion dar.

Vorschlag 1 sieht das Anlegen eines Grabens entlang der neuen Schönebecker Ortsumgehung vor. Das aus südlicher Richtung einströmende Wasser könnte so zu einem Großteil aufgefangen und in die Röthe, sprich: in die Elbe geleitet werden. Zusätzlich könnte in Felgeleben und Sachsenland eine Tiefendrainage Entlastung für die Ortsteile bringen.

Als zweiter Vorschlag wird die Vertiefung des Solgrabens ins Feld geführt. In Höhe der Bullenwiesen besteht ein deutliches Gefälle zur Elbe hin, was gut ausgenutzt werden könnte. So könnte Wasser über den Solgraben besser aus dem Stadtgebiet abfließen.

Besonders effizient aber leider auch besonders teuer (mehrere Millionen Euro) wären Grundwasserbrunnen an neuralgischen Punkten wie Felgeleben, Sachsenland, dem Streifeld und Bad Salzelmen (Dr.-Tolberg-Straße). Grundwasser würde so in beträchtlichem Umfang gesammelt und über eine Druckleitung abgeführt werden. Der große Vorteil wäre, dass der Grundwasserstand gezielt beeinflusst ist.

Vorschlag 4: Um einen bei hohem Elbepegel drohenden Rückstau des Wassers im Solgraben in die Stadt hinein zu verhindern, müsste ein Schöpfwerk bei Frohse installiert werden.

Auch der Einfluss des Pretziener Wehres auf den Grundwasserspiegel ist untersucht worden. Würde das Wehr früher als bislang üblich im Hochwasserfall geöffnet, würde das zu einer Entlastung der Grundwassersituation führen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass dann im ostelbischen Bereich Menschen verstärkt von Vernässung betroffen wären.

Als sechster und letzter Punkt findet sich in dem Papier das Stichwort "landschaftliche Flächennutzung". Der gesamte Elbe-Saale-Winkel wird zu etwa 80 Prozent landwirtschaftlich genutzt. Es müsste geprüft werden, wie durch eine veränderte Landbewirtschaftung (Fruchtfolge, Aufforstungen) die Verdunstung erhöht und die Grundwasserneubildung reduziert werden könnte.

Die Leute von der Hochschule arbeiten derzeit noch an der Fertigstellung eines Computermodells, mit dessen Hilfe verschiedene Szenarien auf ihre Wirksamkeit hin überprüft, also simuliert werden können. In Ergebnis dessen soll der Stadt und dem Stadtrat ein "optimierter Lösungsvorschlag" unterbreitet werden. Eigentlicher Knackpunkt ist die Frage der Finanzierung. Dr. Ekkehard Wallbaum machte auf verschiedene Förderkulissen aufmerksam wie Städtebau, Flurneuordnung oder Dorferneuerung. Nur wenn das alles nicht greife, könnte das Land über einen mit 30 Millionen Euro gefüllten Fördertopf helfen.

OB Haase bilanzierte den Stand der Dinge mit den Worten: "Wir haben jetzt einen Fahrplan."