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Was Tagungsteilnehmer von Staßfurt und seinen Erkenntnissen zur Senkungsproblematik mitnehmen Viele Denkanstöße für den Ruhrpott und anderswo

Von Falk Rockmann 22.11.2010, 05:22

Von Staßfurt ist anscheinend viel zu lernen. Die Wissbegier einiger Teilnehmer der Fachtagung zur Staßfurter Untergrunderforschung (Volksstimme berichtete) ließ auch am dritten Tag nicht nach. Und so wurden am Sonnabend drei Exkursionen in Staßfurt und Umgebung angeboten. Was nehmen Sie von Staßfurt mit?, wollten wir am Rande des Stadtrundgangs von den Experten erfahren, die – über die Bundesrepublik verstreut – alle irgendwie mit dem Bergbau zu tun haben.

Staßfurt. "Das Staßfurter Bergsenkungsproblem steht – zumindest in seinen Auswirkungen auf die Erdoberfläche – auch für den Steinkohle- bergbau", erklärt Wolfgang Brozio. Der Geologe der Stadt Recklinghausen zeigte sich positiv überrascht von den durchgängig interessanten Vorträgen und der Komplexität des Forschungsverbundes. Als Brozio am Stadtsee steht, meint er nachdenklich: "Die Fläche macht auf mich den Eindruck, als hätte man der Stadt das Herz herausgerissen. Ich erkenne hier in Staßfurt aber auch die Bergbaustadt wieder. Wie im Ruhrgebiet gibt es hier zum Beispiel die Bergmannssiedlungen." Und er sehe die vielen schönen Häuser, die es noch gibt, und den Willen, sie zu erhalten. Der Mann aus dem Ruhrpott hofft nun, nicht nur für Staßfurt, dass die Forschungsergebnisse im Sinne der Kommunen umgesetzt werden. Er persönlich nehme jedenfalls sehr viele Denkanstöße mit, welche Institutionen sich mit dem Problem der Bergsenkungen beschäftigen können.

Wie kann man die hochmodernen Erkundungsmethoden woanders anwenden? Diese Frage stellt sich unterdessen auch die Hydrogeologin Tatjana Häntze aus Halle. Für sie ist es keine Frage, dass die Tagung äußerst interessant war.

Und Ulrich Grüning kehrte nach zig Jahren an alte Wirkungsstätten zurück. Der heutige Mitarbeiter des Bundesamtes für Strahlenschutz in Salzgitter begleitete bereits in den 70-er Jahren geologische Erkundungen in Staßfurt mit. Möglicherweise könne man die Erkenntnisse von hier auch bei der Stilllegung von Morsleben verwenden, so der gebürtige Magdeburger, der sich zudem sehr für die Entwicklung der Salzstadt interessierte.

Quasi ein Höhepunkt zum Abschluss seines Arbeitslebens waren die drei Tage in Staßfurt für Hans-Dietrich Thormeier. Der Geologe hatte in den vergangenen drei Jahren die Arbeiten an einigen Flachbohrungen und den sechs Tiefbohrungen geleitet und ausgewertet. "Die tiefste davon reichte 364 Meter unter den Neumarkt", erinnert sich der Mitarbeiter eines Stendaler Ingenieurbüros noch ganz genau an eine seiner letzten Arbeiten, bevor er in Rente ging. "Für mich war es nun sehr beeindruckend, die Ergebnisse der anderen Forschungsverbundpartner zu hören, die bisher ja jeder wissenschaftliche Bereich nur für sich ausgewertet hatte", so der Gast aus der Altmark. Mit den Tiefbohrungen habe man jedenfalls nachgewiesen, dass die Grubenhohlräume verfüllt "und durch den Überlagerungsdruck so fest wie gewachsenes Gebirge sind". Nun liege es an der Stadt, das zurückgewonnene Gelände wieder zu nutzen.