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Staßfurterin spendet für Flüchtlinge / Geschenke werden in Staßfurt-Nord dankend angenommen Havend freut sich über Regenschirm

Von Franziska Richter 24.12.2014, 02:17

Einen ganzen Kofferraum voller Spenden hat Juliane Kühn aus Staßfurt für die Flüchtlinge zusammengestellt. Die Neuankömmlinge in Staßfurt-Nord zögerten keine Sekunde, die Geschenke anzunehmen.

Staßfurt l Juliane Kühn aus Staßfurt war es eine Herzensangelegenheit, den Flüchtlingen in Staßfurt etwas zu spenden. Einen großen Kofferraum voller Kleidung, Bettwäsche, Spielzeug, Haushaltsgegenstände und Küchenutensilien hat sie zusammengestellt.

"Es ist einfach unsere Bürgerpflicht, den Flüchtlingen zu helfen. Meine Schwiegermutter musste aus dem Sudetenland flüchten. Daher weiß ich, dass dieses Schicksal jeden treffen kann", sagt Juliane Kühn und lädt etliche Beutel ins Auto.

Als der volle Wagen in der Straße der Völkerfreundschaft in Staßfurt-Nord ankommt - aus diesem Block hatte die Volksstimme zum ersten Mal über die Flüchtlinge in Staßfurt berichtet - wird bei der Familie Ramadan/Hussein geklingelt. Das Schicksal hat der Familie aus Syrien gleich zweimal zugesetzt: Der Familienvater Mohammed Ramadan gehört zum Volk der Kurden, das in Syrien politisch verfolgt wird. Der syrische Staat führte 1962 eine außerordentliche Volkszählung durch und erkannte dabei 120000 Kurden die syrische Staatsbürgerschaft ab. Als Nachfahre dieser Generation hat der junge Mann, der mit seiner Ehefrau Hamrin Hussein, seinem Sohn Havend (6) und seiner Tochter Hilia (4) über Bulgarien nach Deutschland geflohen ist, bis heute keinen Personalausweis. Hinzu kam der Krieg in Syrien, bei dem die Familie alles verlor. "Haus weg, Geld weg, Freunde tot", erklärt Hamrin Hussein, die gerade Deutsch lernt.

Seit Mai lebt die Familie in Staßfurt. "Kita ist gut, Schule ist gut, Leute sind gut", sagt Hamrin Hussein. Das Ehepaar ist erleichtert, wieder in Frieden zu leben und die Kinder in Sicherheit gebracht zu haben. Havend und Hilia gehen in Staßfurt-Nord in die Kita beziehungsweise in die Schule. Besonders Havend spricht schon gut Deutsch. Er wird von seinen Nachbarn "der Professor" genannt, weil er so schlau ist.

Als sich der Kofferraum des "Spendenautos" öffnet, greift Havend sofort zu, setzt sich eine Wollmütze auf, nimmt sich einen Regenschirm und öffnet gleich eine Coca-Cola-Dose. Seine Mutter sucht sich Textilien und Geschirr aus. Zufällig kommt auch Zvezdan Idic aus Serbien mit einigen Landsleuten vorbei. "Bettwäsche?", fragt er und sucht sich gleich den entsprechenden Beutel aus. Dazu kommt seine Frau, etliche Kinder und weitere Serben.

Nach fünf Minuten ist der Kofferraum leer. "Danke, danke an die Leute aus Staßfurt", richtet Hamrin Hussein an die Spenderin Juliane Kühn.