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Glyzerinhersteller öffnet Anliegern Herz und Firmentüren / Sorgen nicht restlos ausgeräumt Dem Gestank auf der Spur

Von Falk Rockmann 14.01.2015, 02:10

Anlieger des Athensleber Wegs hatten besorgt in der ersten Ausgabe des Salzland-Kuriers 2015 die Frage gestellt, woher immer wieder der bestialische Gestank über ihr Wohngebiet komme. Am gestrigen Dienstag gab ihnen der Geschäftsführer des benachbarten Glyzerinwerks die Gelegenheit, in die Produktionsanlagen "hineinzuriechen".

Staßfurt l Angesprochen von den Sorgen fühlte sich Erich Fischer, weil am Lesertelefon der Name der benachbarten "Pottasche" gefallen war. Dort werde aber schon Jahre nicht mehr produziert, was auch die Anlieger bereits wussten. "Ja, wir hatten in den ersten drei Jahren Probleme, wodurch sich andere Nachbarn unseres Betriebes belästigt fühlten", gab der Geschäftsführer von OHplus zu. Doch das sei Geschichte, erklärte Fischer den Anliegern des östlich vom Werk befindlichen Athensleber Weg.

"Wir sind es nicht mehr."

"Wir haben Einiges an technisch Machbarem ausprobiert. Das Problem ist seit 2011 gelöst", versicherte der Werkleiter den fünf besorgten Anliegern nun, die er kurzerhand durch Vermittlung des Salzland-Kuriers eingeladen hatte. Die waren auch positiv überrascht und dankbar für die herzliche Offenheit, die ihnen entgegengebracht wurde, wie Karin Triller es ausdrückte. Erich Fischer unterstrich: "Selbst als unsere Anlagen still standen, hieß es, wir würden stinken. Wir sind es nicht mehr." Zudem sei OHplus nicht das einzige Werk, das mit chemischen Stoffen arbeite. Einzig das Abwasser könnte "immer mal wieder riechen", was aber meist mit der Witterung zusammenhänge. Und das Abwasser werde auch vier bis sechs Mal im Jahr geprüft und fließe nicht etwa in die Bode, sondern in das Kanalnetz des Abwasserzweckverbands. Da könne es durchaus zu Gerüchen aus den Straßengullis kommen. Der Betriebsleiter bot an, für diese im Bereich des Glyzerinwerks für Geruchsfilter zu sorgen, was die Anlieger wohlwollend aufnahmen.

So richtig waren Erika und Gerhard Bendokat aber nicht überzeugt von den Erklärungen. Sie meinten, der gleiche Geruch komme auch von den Kesselwagen, die an ihren Häusern vorbei zum Werk fahren. Brigitte Müller: "Erst vorige Woche wieder konnte man nachts das Fenster nicht aufmachen." Und es kam die Frage auf, warum die Trucks nicht den Weg über den Eckigen Ring nehmen, den die Stadt vorzugsweise für den Industrieverkehr bauen lassen hat. Hier fühlte sich der Werkleiter nicht als der richtige Ansprechpartner. Welchen Weg die Lkw-Fahrer nehmen, würden die Spediteure selbst entscheiden. Es gibt nach wie vor kein Verbot, dass der Schwerlastverkehr die Straßen - in welcher Trägerschaft auch immer sie liegen - durch die Stadt benutzen darf.

Erich Fischer erklärte bei einem kleinen Imbiss und dann auch noch beim Rundgang durch die Produktionsanlagen, was der Betrieb herstelle. Demnach stamme der Grundstoff, der hier in Staßfurt weiterverarbeitet wird, aus der Bio-Diesel-Herstellung. Die Tanks kommen mit dem Gemisch aus Glycerin, Wasser, Seife und Methanol an. Dann werden zuerst Methanol und Fettsäuren extrahiert. Die Besucher durften im OHplus-Labor schauen, riechen und an einer Probe sogar den Geschmack testen. Während das Glycerin dabei als süß-bitter durchging, roch die Probe von Methanol durchaus sehr unangenehm wie "Pups".

"Ohne die Öffentlichkeit erreicht man nichts."

Letztendlich gewährte der Betriebsleiter den Anliegern auch einen kurzen Blick in die Produktionsanlagen, wo hochreines Glycerin mit Pharma-Qualität - allerdings für technische Bereiche - hergestellt wird. Das Endprodukt aus Staßfurt findet Verwendung in Kunststoffen, Frostschutzmittel, Farben und Lacken.

Auch für diese Informationen waren die Besucher dankbar. Und Karin Triller fand: "Man muss ja eigentlich froh sein über jede Firma, wo gearbeitet wird." Dennoch - "Wir werden sehen, was die Gullifilter bringen", meinte Brigitte Müller bei der freundlichen Verabschiedung am Werktor.

Die Anlieger waren sich einig, nicht aufzugeben bei der Suche nach der Ursache für den bestialischen Gestank. Und Erika Bendokat blieb bei ihrer Meinung: "Ohne die Öffentlichkeit erreicht man nichts." - Was Erich Fischer nicht teilte. Man hätte auch gleich mit ihm reden können.