Firma legt Tour fest

Von Daniel Wrüske 15.07.2015, 19:53

Die Transporte zur Dickstoffversatzanlage in Staßfurt bleiben Streitthema.

Staßfurt/Egeln l "Wir haben die Routen nicht festgelegt. Wir haben auch kein Verfahren durchgeführt oder eine Genehmigung erteilt", sagt Wolfgang Kaufmann. Geht es um die Führung des Zulieferverkehrs zur Dickstoffversatzanlage in Neustaßfurt, sieht der Staßfurter Fachbereichsleiter für Bauen und Straßenverkehr die aktuelle Diskussion in einer Schieflage. "Es wird hier so getan, als wolle Staßfurt sich eines leidigen Themas entledigen. Doch das ist nicht so", sagt Wolfgang Kaufmann.

Er reagiert damit auf Kritik aus der Egelner Mulde. Verbandsgemeindebürgermeister Michael Stöhr und Wolmirslebens Ortsbürgermeister Knut Kluczka hatten sich massiv darüber beschwert, dass die Firma Minex die Stoffe für die Anlage über eine Route anliefert, die auch durch Wolmirsleben führt (Volksstimme am Mittwoch). Der Ärger ist deshalb groß, dass Minex die Strecken festlegt, ohne mit den betroffenen Gemeinden, Politikern und Bürgern zu sprechen. Knut Kluczka: "Das ist unverantwortlich, was hier passiert. Die Stadt Staßfurt erzielt dafür Einnahmen, und wir ruinieren uns die Straßen und haben auch noch das Risiko, das etwas passiert. Das sehe ich überhaupt nicht ein."

Wolfgang Kaufmann sieht Staßfurt als den falschen Adressaten für die Vorwürfe aus der Egelner Mulde. "Die Routen legt allein das Unternehmen fest." Die müssten dann auch dem Landesbergamt Sachsen-Anhalt als Genehmigungsbehörde zumindest vorgestellt werden. Der Fachbereichsleiter spricht von einem "Entgegenkommen" des Unternehmens und seiner Transportpartner, dass man sich im Rahmen des Probebetriebsgenehmigungsverfahrens dazu bereit erklärt habe, die Fahrten abzustimmen. "Es ist richtig, wir saßen dazu an einem Tisch, zusammen mit Vertretern der Landesstraßenbaubehörde und des Landkreises." Dabei, so Wolfgang Kaufmann, habe man nur die Ansinnen vortragen können, die Straßen in Staßfurt - also der eigenen Zuständigkeit (dort wo die Stadt sogenannter Baulastträger ist) - betreffen. "In den Gesprächen haben wir deutlich gemacht, dass wir zum Beispiel gegen die Westroute (Kasten) sind. Einfach, weil wir vermeiden wollten, dass alles durch Athensleben fährt." Die Stadt, sagt der Fachbereichsleiter weiter, habe zudem darauf gedrängt, dass die Südfahrten nicht wie bisher durch Rathmannsdorf und jetzt neu durch Neundorf kommen. "Damit sind wir nach wie vor nicht glücklich", so Wolfgang Kaufmann. Er hat eine Alternative vorgeschlagen. So sollten die Lkw vielmehr über die B 6n auf die A 14 und dann an der Ortsumfahrung Hohenerxleben auf den Gewerbering fahren. Rund 20 Kilometer Umweg. Wolfgang Kaufmann: "Von Minex kam die Ansage, dass die Transporte wirtschaftlich gestaltet werden müssten." Ein Argument, dass der Geschäftsführer, Detlef Heine, bereits auch gegenüber der Volksstimme anführte.

Grundsätzlich, so lautet es einstimmig aus dem Staßfurter Rathaus und dem für die Kreisstraßen zuständigen Kreiswirtschaftsbetrieb: Alle öffentlich gewidmeten Straßen sind für die Lkw befahrbar. Sie sind dafür ausgebaut und ausgelegt. Wolfgang Kaufmann ergänzt: "Es handelt sich zudem nicht um Gefahrguttransporter, die einer Sondergenehmigung bedürfen." Die Lkw hätten Abfall geladen und das sei auch so gekennzeichnet.

Die Aufregung und die Kritik an Staßfurt kann der Fachbereichsleiter deshalb nicht ganz verstehen. Auch nicht, weil die Touren seit mindestens drei Jahren in fast der gleichen Form gefahren werden. "Die ganze Aufregung ist jetzt auch ein bisschen entstanden, weil der Probebetrieb verlängert und das Thema noch einmal neu in der Öffentlichkeit diskutiert wurde." Das gesamte Verfahren sei immer öffentlich behandelt worden und in der Egelner Mulde wusste man um die Routen. Nach Aussagen von Minex gegenüber der Stadt sollen pro Tag 20 Fahrten (gesamt Hin- und Rückfahrt) stattfinden.

Teile der Bevölkerung haben Angst, weil giftiger Müll transportiert wird und erinnern an einen Unfall zwischen Staßfurt und Neustaßfurt, bei dem ein Lkw umgekippt war. Wolfgang Kaufmann stellt hierzu klar, dass es sich damals nicht um einen Lieferanten der Dickstoffversatzanlage gehandelt hat.