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Unternehmer stellt historische Schiffe auf seinem Firmengelände aus Maritime Romantik nahe der Elbe

Von René de Ridder 17.09.2009, 04:58

Einen maritimen Traum hat sich ein Unternehmer in Gerwisch verwirklicht. Auf dem Gelände seines Betriebes stellt Werner von Barnekow unweit der Elbe ausgemusterte Schiffe aus. Schon von weitem weist ein gelb-blauer Leuchtturm auf ein Stück kuriose Seemannsromantik nordöstlich von Magdeburg.

Bernburg / Gerwisch. Von Schiffsfriedhof zu reden wäre in diesem Fall ganz und gar unzutreffend. Jedenfalls dann, wenn man dabei an schrottreife Wracks denkt. Gepflegt, frisch gestrichen und ohne eine Spur von Rost sind die Wasserfahrzeuge, die man auf einem Firmengelände in einer Gemeinde nordöstlich von Magdeburg bewundern kann.

Einen echten Kindheitstraum hat sich Werner von Barnekow in Gerwisch erfüllt. In Sichtweite der Elbe stellt der Unternehmer in einem privaten Freilichtmuseum ausrangierte Schiffe aus. Schon von weitem lotst ein Leuchtturm in gelb-blauer Farbe maritim interessierte Besucher heran. Im Schatten des Turms liegt die " Hanseatic " : " Ein alter Schlepper, der früher Kies auf Elbe und Havel transportierte ", erzählt von Barnekow. Oder die " Uranus " – 1910 vom Stapel gelaufen – die unter anderem als Eisbrecher auf der Elbe fuhr. Dicht daneben thront die " Lemwerder ". Laut von Barnekow eine Hochseeyacht, die in den 1960 er Jahren auf der Nord- und Ostsee schipperte.

Bei so viel Schiffahrtsromantik wundert es nicht, dass Werner von Barnekow norddeutsche Wurzeln hat. " Ich bin in Bremen geboren und noch während des Krieges bei einem Verwandten auf dem Krabbenkutter im Wattenmeer mitgefahren ", erzählt der 74-jährige von seiner Kindheit an der See. Und erinnert sich an nächtliche Fahrten auf dem Kutter, das Einholen der Netze. Wie er ab und zu am Ruder stehen durfte. Und die Seemannskneipen, in den sich die Besatzungen vor dem Auslaufen trafen. Aus dem Faible fürs Seemannsleben wurde ein leidenschaftliches Hobby, wie heute in Gerwisch zu sehen ist.

Doch was verschlug den Norddeutschen ins Jerichower Land ? Bis zum Fall der Mauer führte er als Inhaber einer Baggerfirma seine Geschäfte im Nienburg an der Weser. Die Gründe, warum der Unternehmer aus Niedersachsen in Gerwisch eine neue Heimat fand, führen in das Gebiet des heutigen Salzlandkreises.

Werner von Barnekow erzählt, dass es nach dem Fall der Mauer Kontakte zwischen Nienburg ( Weser ) und Nienburg ( Saale ) gab. Dazu gehörte auch eine Kooperation zwischen Mitteldeutscher Zeitung und der Nienburger Tageszeitung " Die Harke ". Effekt : Es konnten vergleichsweise einfach Anzeigen geschaltet werden. Das tat der Baggerfirmenchef. Und gab ein Stellengesuch in der Mitteldeutschen auf : Kraftfahrer gesucht.

Als sich zwei Interessierte aus Bernburg und Umgebung brieflich meldeten, stieg der Niedersachse ins Auto und fuhr nach Bernburg. " Mal eben telefonieren ging ja nicht. " Nach einem herzlichen Empfang heuerten die Arbeitnehmer an bei dem Gast aus dem Westen. Zwei Tage später ging es los, beide Angestellten gehören noch heute zur 20-köpfi gen Firmencrew.

Anfang der 90 er Jahre erhielt der Betrieb – mit Langarmbaggern auf Wasserbau spezialisiert – den Auftrag, eine Abwasserleitung bei Magdeburg durch die Elbe zu legen. " Wir wohnten zunächst in einem Wohnwagen am Klärwerk ", erinnert sich der agile Chef. Schließlich beschloss er, ganz nach Gerwisch umzusiedeln " und noch mal neu anzufangen ".

Kakadus flattern auf der Schute

Am Elbstrom, so scheint es, hat Werner von Barnekow den Raum gefunden, seiner Begeisterung für das Schiffahrtswesen nachzugehen. Ab und zu packt sich der 74-jährige seinen Hund Berta und fährt nach Niegripp, wo er zwei Boote liegen hat. Den Sportbootführerschien erwarb der Freizeit-Seemann erst im reifen Alter von 65 Jahren.

Neben Vierbeiner Berta leben hier noch andere Tiere. So ist eine Schute des Wasserstraßenschiffahrtsamtes, mit der einst Buhnen repariert wurden, zu einer Käfigkonstruktion umgebaut worden. Zwei australische Kakadus flattern nun auf dem Arbeitsschiff umher, eine Tafel informiert über Lebensraum der Tiere.

Leuchtturm, Kähne, Schiffe, Schrauben. Zum Ambiente gehört auch, dass hungrige Gäste stilecht im Restaurant " Kombüse " verpflegt werden. " Auf Bestellung ", sagt Werner von Barnekow, " gibt es auch Fischbrötchen. "