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16. Internationale Tagung " Zeigeleigeschichte / Ziegeleimuseen " in Westeregeln Einblick in Geschichte und Entwicklung der Ziegelei

Von Nadja Bergling 01.07.2009, 05:02

Westeregeln. Rund 100 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Dänemark, den Niederlanden und aus der Schweiz hatten im neu errichteten Tagungsraum – im Volksmund Pferdestall genannt – in der Alten Ziegelei Westeregeln Platz genommen. Diese Alte Ziegelei war bis gestern Austragungsort der 16. Internationalen Tagung " Ziegeleigeschichte / Ziegeleimuseen " des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie.

Fanden am ersten Tag Ausfüge nach Halberstadt, Derenburg und Gröningen statt, wurde am Montag die 16. Internationale Tagung offiziell eröffnet. Helmuth Jakobi, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie, lobte das Engagement der Mitarbeiter in der Alten Ziegelei in Westeregeln. " Wir sind immer daran interessiert, diese Facharbeit zu unterstützen ", sagte Jakobi. Und das, obwohl im Moment schwierige Zeiten für den Verband und die Unternehmen in der Baustoffindustrie herrschen. " Schon in den vergangenen Jahren konnten Baufirmen nicht den gewünschten Erfolg verzeichnen ", so Jakobi weiter. Das liegt nicht zuletzt an der Finanz- und Wirtschaftskrise. " Was mit dem Bau zu tun hat, wird durch die Banken stark behindert. Denn die Hypothekenbanken sind stark von der Krise betroffen ", erklärte der Präsident weiter. Dabei sei doch das Bauen eine ständige Aufgabe und der Umbau notwendig.

Und noch eine große Sorge haben die Ziegler. Ziegel sind in den vergangenen Jahren immer mehr in Verruf gekommen, gesundheitsschädigend zu sein. " Menschen leben seit unendlichen Jahren mit den Ziegeln. Bis jetzt hat noch niemand irgendwelche Schäden davon getragen ", machte Helmuth Jakobi zum Ende seines Grußwortes deutlich.

Minister lobt Engagement

Auch Sachsen-Anhalts Minister für Landesentwicklung und Verkehr war nach Westeregeln gekommen, um einige Worte an die Gäste zu richten. " Sachsen-Anhalt ist reich an Kulturstätten. Dieses Erbe muss erhalten werden ", so Daehre. Zu den Kulturstätten zählt Daehre neben den Baudenkmälern auch die Industriedenkmäler, zu denen auch die Alte Ziegelei in Westeregeln gehört. " Auch hier sehe ich uns zur Substanzerhaltung verpflichtet ", fügte der Minister an und richtete ein großes Dankeschön an die Aktiven vor Ort und lobte das ehrenamtliche Engagement in Westeregeln. Er selbst habe erlebt, wie hart die Arbeit in einer Ziegelei ist. Für den Bau einer Sporthalle in seiner Heimatgemeinde Langenweddingen wurden Ziegel gebraucht. Um diese zu bekommen, musste man in der Ziegelei arbeiten. Auch Karl Heinz Daehre schwitzte dort.

Auch er machte darauf aufmerksam, dass das Baugeschäft in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist. " In den 20 Jahren nach dem Mauerfall hat sich aber in den neuen Bundesländern viel getan. Auch die Ziegelindustrie hat davon profitiert ", sagte Daehre. Aber die abnehmende Bevölkerung sorgt dafür, dass im Land nicht mehr viel gebaut wird. " Aber in Deutschland schwört man immer noch auf " Stein auf Stein ". " Die Vorteile des Steines liegen auf der Hand, daher wird dieser Industriezweig auch weiterhin eine Zukunft haben ", sagte der Minister und versprach, dass er die Sorgen der Ziegler mitnehmen werde.

Westeregelns Bürgermeister Eckard Christel versicherte, dass auch die Gemeinde mit allen Mitteln versuche, das Denkma Alte Ziegelei zu erhalten. " Ich werde alles versuchen, was in meiner Macht steht ", sagte das Ortsoberhaupt.

Günter Stock sprach anschließend über die Entwicklung der Industriegeschichte in Westeregeln. " Unsere Gemeinde galt über 100 Jahre als industrielles Herz der Egelner Mulde ", so der Westeregelner. In Aufzeichnungen werden schon 1651 drei Kalkhütten erwähnt. Seit dem wird auf dem Westeregelner Kalkberg also Gips gewonnen.

Bereits im Jahre 1776 ist Gottfried Samuel Bergling als Besitzer einer Gipshütte am Kalkberg nachgewiesen. Im Jahre 1838 wurde Hermann Lucas Wiegleb als Besitzer der Ziegelei und Gipshütten Westeregeln benannt, und im Jahre 1863 verpachtete Wiegleb die Ziegelei an Zapf / Krüger. 1864 baute August Samuel Bergling einen zweiten Gipsofen. Der letzte Besitzer, Karl Bergling, Sohn des August Bergling, führte die Ziegelei bis zum 4. Februar 1949. Dann wurde er enteignet.

Ziegelei wurde 1991 geschlossen

1803 wurde auf dem Kalkberg eine Ziegelei errichtet. 1884 beginnt man in Westeregeln mit dem Abbau von Braunkohle. Die brennende Erde war in der Börde begehrt. Die Kohle machte es möglich, das die Ziegelei später durch die Errichtung des Hoffmann‘schen Ringofens industrialisiert wurde. Bis 1991 wurde in der Alten Ziegelei mit inzwischen überalterter Technik und hohem Anteil an manueller Arbeit produziert. Dann wurde sie geschlossen.

Dort endete der Vortrag von Günter Stock und Prof. Dr. Andreas Beaugrand von der Sozial-Aktien-Gesellschaft

Bielefeld und zweiter Vorsitzender macht Ausführungen zur Gegenwart und Zukunft der Alten Ziegelei. Von 1991 bis 1997 befand sich die Ziegelei im Besitz der Treuhand. Dann übernahm die Sozial-Aktien-Gesellschaft Bielefeld die Alte Ziegelei.