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Die Mitarbeiter des Staßfurter Soziokulturellen Zentrums helfen in allen Lebenslagen "Wir helfen den Menschen wo wir können"

Von Karolin Aertel 26.03.2012, 05:20

Der Verein für Integration, Beschäftigung und Soziales, kurz IBS, beitreibt in der Staßfurter Steinstraße ein Soziokulturelles Zentrum. Wer sich dort engagiert, das wollte die Volksstimme wissen und stattete der Einrichtung kurzerhand einen Besuch ab.

Staßfurt l In der Mittagszeit herrscht ein reger Betrieb im Soziokulturellen Zentrum an der Bodebrücke. Das beige-farbende Haus in der Steinstraße beherbergt die Staßfurter Tafel. Sie ist bekannt und wird durch verschiedene Aktionen wie die Tafelgärten immer wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Doch, was viele Staßfurter gar nicht wissen, hinter den Türen dieser Einrichtung verbirgt sich noch sehr viel mehr.

Beispielsweise ein Umsonstladen. Hier finden jene, die sich keine ausgedehnten Shopping-Touren leisten können, Dinge des täglichen Bedarfs. Ob Kleidung, Deko oder Bücher - Bedürftige können dort alles mitnehmen, was sie gerade benötigen. Egal welchen Wert die Artikel haben. Allerdings sind sie auf maximal zwei pro Tag begrenzt.

Mit Nadel und Faden flickt die Nähstube jedes Loch

Eine Etage höher werden trockene Alkoholiker betreut und wiederum eine Etage höher befinden sich eine Nähstube, der Medientreff und eine Kontakt- und Beratungsstelle.

Wera Könnecke arbeitet dort. Sie ist die Leiterin der Nähstube und Ansprechpartnerin für alle Mitarbeiter. Mit einem Maßband um den Hals steckt sie mit bunten Nadeln die Maße einer Stuhl-Husse ab. "Zu uns kommen Menschen, deren Geld für neue Kleidung oder eine Änderungsschneiderei nicht reicht", erklärt sie. "Und das sind bei Gott viele."

Vor allem Rentner müssen die Hilfeleistung in Anspruch nehmen. "Die meisten haben weniger im Portemonnaie als ein Hartz IV-Empfänger", weiß sie.

Es gibt nichts, was Wera Könnecke nicht mit Nadel und Faden lösen kann. Sie kürzt, verlängert, wechselt Reißverschlüsse, vergrößert, verkleinert, stopft Löcher und näht manchmal eben auch Stuhl-Hussen. Hosen, Jacken, Kleider - Wäsche, die manch anderer weggeworfen hätte, macht sie wieder tragbar. "Manchmal habe ich Sachen auf dem Tisch, da weiß ich vor Flicken gar nicht, wo ich noch einen hinsetzen soll", sagt sie. Doch eine Lösung habe sie bisher immer gefunden. "Wir helfen den Menschen wo wir können. Dafür bezahlen müssen die Bedürftigen lediglich einen Unkostenbeitrag.

Ausgebildete Schneiderin ist Wera Könnecke nicht. Aber sie habe lange Zeit beim Miederwäsche-Hersteller Format gearbeitet, Kollektionen dort entworfen und auch Schnittmuster erstellt. Nachdem sie arbeitslos wurde, lernte sie in einer ABM-Maßnahme das Ein-Mal-Eins des Nähens und fand darin ihre Berufung. Inzwischen bringt sie auch anderen das Nähen bei und ist glücklich Sozialschwachen Helfen zu können. "Mein Leben ist ausgefüllt", sagt sie.

Direkt im Nachbarzimmer von Wera Könnecke arbeiten Günter Heinrich und Bernd Günther. Die beiden Männer sind sozusagen die Computer-Fachmänner des Soziokulturellen Zentrums. Sie haben im "Medientreff" das Zepter in der Hand. "Wir helfen bei den ersten Schritten im Internet, beim Ausdrucken von Formularen und arbeiten mit Word und Exel", erklärt Bernd Günther. Zwischen 15 und 20 Besucher habe der Medientreff täglich. Darunter ebenso viele Männer wie Frauen, Jugendliche wie Rentner.

In der Kontaktstelle gibt es Hilfe in allen Lebenslagen

Im Dachgeschoss der Einrichtung befindet sich neben der Nähstube und dem Medientreff auch eine Kontakt- und Beratungsstelle. Hier sitzt Bärbel Profe. Zu ihr kommen Menschen, die Hilfe benötigen. Dabei könne es um das Ausfüllen von Formularen, um Behördengänge oder Finanzprobleme gehen. "Wir machen alles für alle." Und das kostenlos. Dabei habe sie gewiss nicht für alles sofort eine Lösung parat. "Aber gemeinsam lässt sich für alles eine Lösung finden", sagt sie und hofft mehr Menschen zu ermutigen, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen. "Viele wissen gar nicht, dass es uns hier gibt", sagt sie. Und die, die es wissen, trauen sich nicht, weil sie Angst haben, gesehen zu werden.