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Staßfurter reagieren auf Zahlungsunfähigkeit der Kreisklinik / Alle Planungen liegen auf Eis Oberbürgermeister René Zok: "Ich bin total entsetzt"

Von René Kiel 06.11.2010, 05:16

Die Mitteilung, dass die Kreiskliniken Aschersleben-Staßfurt gGmbH zahlungsun-fähig sind, sorgte in Staßfurt für Fassungslosigkeit. Die Geschäftsführung der Klinik hatte das den Mitarbeitern an beiden Standorten in Belegschaftsversammlungen gestern mitgeteilt.

Staßfurt. Staßfurts Oberbürgermeister René Zok (parteilos) wurde davon völlig überrascht. "Ich bin total entsetzt. Das ist eine Entwicklung, die uns absolut erschlägt", sagte er. Zok forderte Landrat Ulrich Gerstner (SPD), die Klinik-Geschäftsführung und den Kreistag auf, alles dafür zu tun, dass es nicht zur Schließung des Standortes Staßfurt kommt und das Klinikkonzept umgesetzt wird.

Für ihn ist die neue Situation ein Indiz dafür, dass dieses im März vom Aufsichtsrat der Klinik-Holding des Salzlandkreises beschlossene Papier von Anfang an auf wackligen Füßen gestanden habe. "Und als man nun feststellte, dass es nicht gelungen ist, schiebt man unsere städtische Klinik-Arbeitsgruppe vor und behauptet, sie sei daran schuld", meinte der Oberbürgermeister und fügte hinzu: "Wir hatten schon immer unsere Zweifel, ob das überhaupt umgesetzt werden kann, was da auf dem Papier steht."

Die Klinik-Arbeitsgruppe, die ein eigenes Konzept entwickelt hatte, lehnt die Pläne der Holding für Staßfurt nicht ab, fordert aber die Wiederinbetriebnahme der Chirurgie.

Sollte der vom Aufsichtsrat eingesetzte Gutachter nach Abschluss seiner Untersuchungen aber zu dem Ergebnis kommen, dass eine Weiterführung des Krankenhauses in Staßfurt durch den Landkreis nicht mehr möglich sei, müsse man sich darum bemühen, diesen Standort mit Hilfe von privaten Investoren fortzuführen. "Dann sollten dafür so schnell wie möglich die Verhandlungen aufgenommen werden", sagte der Oberbürgermeister.

Zok schließt nicht aus, "dass die wirtschaftliche Schieflage des Klinikums gesteuert wurde". Bedauerlicherweise habe die Kommune aber viel zu wenig Einblick in das Zahlenwerk dieses landkreiseigenen Unternehmens.

Der FDP-Kreisvorsitzende Johann Hauser aus Atzendorf, der in der Klinik-Arbeitsgruppe der Stadt mitarbeitet, kommentierte die neue Entwicklung mit drastischen Worten: "Ich bin wie vom Blitz getroffen."

Er bezeichnete das Vorgehen der Klinik-Geschäftsführung und des Landrates als "dreist". "Erst so tun, als ob der Himmel voller Geigen hängt, und jetzt ist der Katzenjammer da", sagte er. "Das ist eine Frechheit besonderen Ausmaßes, die in dieser Kaltschnäuzigkeit noch nie da gewesen ist." Er habe die Pressemitteilung des Landrates, in der er Anfang März über die Pläne des Aufsichtsrates für den Standort Staßfurt berichtet hatte, von Anfang an nicht für schlüssig gehalten, so Hauser.

Das Mitglied des Klinik-Aufsichtsrates, Staßfurts Stadtratschef Dr. Walter Blauwitz (Linke), sagte: "Hauptaugenmerk muss es nun sein, das Konzept zu verwirklichen." Dafür gehört für Dr. Blauwitz eine Spezialisierung, das Anbieten von medizinische Leistungen in hoher Qualität, die Sicherstellung der medizinische Basisversorgung und der Ausbau des ambulanten Operationszentrums dazu.

"Es muss alles getan werden, um den Standort zu retten. Dafür werde ich mich im Aufsichtsrat einsetzen und den Landrat unterstützen, wenn er das Konzept mit umsetzen hilft", so Dr. Blauwitz.

Wie der Chefarzt des Krankenhauses Staßfurt, Dr. Martin Frost, der Volksstimme mitteilte, habe ihn die Klinik-Geschäftsleitung gestern wissen lassen, dass man einen Verwalter einsetzen werde, der einschneidende Maßnahmen durchziehen werde. Der geplante Aufbau eines Linksherzkathedermessplatzes in Staßfurt, für den die Verhandlungen mit einem privaten Investor bereits liefen, sei auf Eis gelegt worden.

Der Landrat wollte sich nicht dazu äußern, welche Zukunfts- chancen er den beiden Standorten einräumt. "Es wird schwierig, nicht nur vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation, sondern auch vor dem Hintergrund der Ärzteabwanderung. Da ist ganze Arbeit geleistet worden", sagte er.

Während der Landkreis versucht habe, eine Zukunft für den Standort Staßfurt darzulegen, "drehte sich dort in den letzten acht Monaten alles um die halbtote Chirurgie", warf Gerstner der Klinik-Arbeitsgruppe vor.

Für eine Stellungnahme gegenüber der Volksstimme waren gestern weder Melita Planert, Kaufmännische Ge- schäftsführerin des Klinikums Aschersleben-Staßfurt, noch Peter Löbus, Vorsitzender der Geschäftsführung der Salzlandkliniken, erreichbar.