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Im Kinder- und Jugendhilfezentrum machen es sich die Betreuer mit den Kindern zu Heiligabend ganz gemütlich Wenn Kinder ohne Eltern, aber mit Betreuern feiern

Von Franziska Ellrich 24.12.2012, 02:27

Zehn junge Menschen verbringen die Weihnachtsfeiertage im Kinder und Jugendhilfezentrum in Groß Börnecke. Die Betreuer sorgen für ein familiäres Fest.

Groß Börnecke l "Wir haben mit viel Mühe die ganzen Plätzchen gebacken und ihr habt sie einfach alle aufgegessen", sagt Claudia in Richtung der beiden Jungs Christian und Jeremy. "Dafür haben wir den Baum geschmückt", entgegnet der achtjährige Jeremy. So geht es im Holzweg in Groß Börnicke öfter mal zu, doch am Ende vertragen sich die rund 40 Kinder und Jugendlichen ganz schnell wieder.

Es ist Kaffeezeit im Kinder- und Jugendhilfezentrum in Groß Börnecke. Und nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Ein geschmückter Weihnachtsbaum steht im Wohnzimmer, auf dem Esstisch brennen Kerzen und überall liegen angeknabberte Schokoweihnachtsmänner.

Die Aufregung unter den jungen Menschen in den vier Wohngruppen steigt. Eine große Weihnachtsfeier im Haus gab es bereits. "Wir haben ein neues Handy bekommen", präsentiert Claudia ihr Smartphone stolz. Mit wir meint die 15-Jährige auch ihre Zimmergenossin Patricia. Die beiden Mädchen sind froh, dass sie sich hier kennengelernt haben. Claudia lebt seit knapp einem Jahr in der Einrichtung. Patricia hat die Tage genau gezählt: "Ich bin seit einem Jahr, sieben Monaten und neun Tagen hier." Doch das Weihnachtsfest verbringen die beiden Mädels bei ihren Familien. "Ich freue mich schon", sagt Patricia und lacht.

Es gibt nur ein Problem: Der Weihnachtswunsch, den sie ihrem Papa aufgeschrieben hat, wurde ihr bereits erfüllt. Jedes Kind durfte einen Wunsch an die Mitarbeiter von Eon Avacon in Helmstedt richten und die Wünsche wurden erfüllt. Die Jugendlichen sind extra nach Helmstedt gereist, um die Pakete abzuholen. Am Kaffeetisch wurden die dann aufgerissen. In Patricias Karton: Ein großer Schminkkoffer. "Na toll, so einen bekomme ich bestimmt Zuhause auch noch mal", sagt Patricia. Trotzdem ist sie dankbar: "Ich wüsste auch gar nicht, was ich mir sonst wünschen sollte. Ich habe ja alles."

Justin findet in seinem Päckchen aus Helmstedt die gewünschte CD. Zur Weihnachtsfeier im Zentrum hat er erstmal nur ein Deo bekommen. Sein richtiges Geschenk darf er heute öffnen. Der 15-Jährige ist einer von zehn jungen Menschen, die Heiligabend im Jugendhilfezentrum verbringen. "Nicht schlimm", guckt Justin kurz von seiner CD hoch. Was er bekommt, weiß er schon: einen MP3-Player. "Wir wollen es den Kinder gerade in der Weihnachtszeit hier so schön wie möglich machen", sagt Betreuerin Martina Hoffmann. Bezahlt werden die Geschenke von dem monatlichen Geld, dass für die Betreuung der Kinder an das Zentrum gezahlt wird. "Davon sparen wir einen Teil für die Geschenke."

Martina Hoffmann wird Heiligabend zum ersten Mal mit den Kindern im Zentrum feiern. Ihre eigenen Angehörigen bleiben allein: "Meine Familie hat dafür Verständnis." Die zwei Betreuer für Heiligabend und die Kinder würden heute noch gemeinsam in die Kirche zum Krippenspiel gehen. Justin verdreht die Augen. Er schmunzelt dabei: "Wenigstens gibt es am ersten Weihnachtsfeiertag Ente."

Darauf freuen sich auch schon der achtjährige Klaus und die vierjährige Lisa. Auch die beiden bleiben über die Feiertage in der großen Villa im Holzweg. Gerade tanzen sie mit Betreuerin Mandy Köhnke zur Weihnachtsmusik durch das Wohnzimmer der Wohnung nebenan. "Den CD-Player habe ich heute erst bekommen", erzählt Klaus stolz von seinem Päckchen aus Helmstedt.

Mandy Köhnke wird Heiligabend nicht im Haus sein, dafür aber zu Silvester. Dann werden die rund ein Dutzend Kinder, die in der Einrichtung bleiben, in dem großen, geschmückten Festsaal feiern. "Ich habe schon Rezepte ausgesucht für das Buffet, das wir gemeinsam vorbereiten wollen", sagt Mandy Köhnke. Und für die Kleinen gebe es schon sobald es dunkel wird das erste Feuerwerk.

Die 35-Jährige arbeitet erst seit zehn Wochen in dem Zentrum und schon jetzt ist sie sich sicher: "Das ist mein Traumjob." Die Arbeit mit den Kindern würde ihr soviel Spaß bereiten. Als die kleine Lisa von den Silvesterplänen hört, ruft sie aus der hellen Küche herüber: "Diesmal schaffe ich es bis Mitternacht." Dabei steckt sie eines der selbstgebackenen Marzipanplätzchen in den Mund.