1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. "Ich möchte prüfen lassen, ob ein gymnasialer Standort wieder möglich ist"

Heute wird Birgit Schäfer (SPD) in ihr Amt als Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte vor dem Stadtrat offiziell eingeführt / Wir sprachen vorab mit ihr "Ich möchte prüfen lassen, ob ein gymnasialer Standort wieder möglich ist"

02.11.2010, 04:16

Heute wird Birgit Schäfer in ihr neues Amt als Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte offiziell eingeführt. Frank Eckert und Birgit Schulze sprachen vorab mit der SPD-Politikerin.

Volksstimme: Ihre Wahl zur Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte ist drei Wochen her. Ihr Vorsprung war am Ende komfortabel. Gibt das Ihnen ein gutes Gefühl für das Amt in den kommenden sieben Jahren?

Birgit Schäfer: Ich hätte ja auch mit einer Stimme Vorsprung gewonnen. Das wäre dann allerdings ein knappes Ergebnis gewesen. Also ja, ich fühle mich ins Amt hineinversetzt und werde hineinversetzt durch die offizielle Ernennung im Stadtrat am Dienstag. Ansonsten kenne ich das Gefühl der Bürgermeisterin auch schon einige Wochen und Monate als amtierende Bürgermeisterin. Ich hatte bislang schon die Befugnisse einer Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde.

Volksstimme: Jetzt muss sich das doch anders anfühlen.

Birgit Schäfer: Durch die Bürger bestätigt zu werden, ist in der Tat etwas anderes. Vorher war mir nur eines klar, nach der Wahl würde ich noch vier Wochen im Amt sein, sollte ich nicht gewählt werden. Jetzt kann ich mich als gewählte Bürgermeisterin fühlen.

Volksstimme: Empfindet man nach der Wahl das Amt auch anders?

Birgit Schäfer: Durch die Bürger bestätigt zu werden, ist etwas Besonderes. Die Periode als amtierende Bürgermeisterin bestand im Wesentlichen aus einer Übergangszeit; aus der Übergangszeit mit dem Gebietsänderungsvertrag. Bis Ende Mai haben wir diesen Prozess mit allen Gemeinden der Einheitsgemeinde gestaltet und hinbekommen. Aber natürlich ist es auch so, dass für eine formal amtierende Bürgermeisterin das Alltagsgeschäft im Vordergrund steht. Große Vorhaben außerhalb der Gebietsreform können da nicht angefasst werden.

Volksstimme: Gefällt Ihnen Ihre Aussicht aus Ihrem Büro?

Birgit Schäfer: Ich habe hier eine schöne Aussicht und werde auch in meinem Büro bleiben. Insofern blicke ich optimistisch nach vorn und nach oben. Über eine Büroveränderung habe ich nicht nachgedacht. Die steht nicht zur Debatte.

Volksstimme: Da sind wir bei Ihrem unmittelbaren Nachbarn, dem jetzigen Ortsbürgermeister der Stadt Tangerhütte, ihrem unterlegenen Gegenkandidaten bei der Stichwahl am 10. Oktober, Gerhard Borstell. Wie ist Ihr Verhältnis?

Birgit Schäfer: Ich habe mich sehr gefreut, dass Herr Borstell gleich am Tag nach der Wahl zu mir hier ins Büro gekommen ist, mir gratuliert hat. Wir haben dann gleich einige Dinge besprochen, die Zuständigkeiten des Ortsbürgermeisters bleiben ja erhalten. Von meiner Seite gehe ich davon aus, dass das Verhältnis so gut bleiben wird.

Volksstimme: Wie sehen Sie Ihre künftige Rolle zwischen dem neuen Stadtrat, den Ortsbürgermeistern; also der Stadt und den Landgemeinden?

Birgit Schäfer: Es geht darum, Bürgermeisterin für alle Bürger der Einheitsgemeinde zu sein. Ich bin optimistisch für eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen Stadtratsvorsitzenden Thomas Kruse. Die nächste Sitzung werden wir gemeinsam vorbereiten. Erstmal bin ich froh, dass es so gut angelaufen ist mit der ersten Sitzung.

Volksstimme: Da hat es aber schon ordentlich Streit um die Haushalte gegeben. Brauchen Sie einen runden Tisch?

Birgit Schäfer: Die Haushalte gelten in den Ortschaften bis 31. Dezember. Die sind beschlossen und durch die Kommunalaufsicht genehmigt. 19 Orte haben genehmigte Haushalte. Also lag die Finanzhoheit auch bei den Ortschaften. Die haben sich intensiv mit ihren Haushalten befasst. Daran kann keiner mehr rütteln. Ich werde in Zukunft an Ortschaftsratssitzungen teilnehmen. Zudem werden in die Ausschüsse sachkundige Bürger hineinkommen können, und die Ausschüsse sind öffentlich.

Volksstimme: Die Probleme von Tangerhütte sind auch die der ländlichen Region. Und von hier wandern die Menschen immer noch ab.

Birgit Schäfer: Wir wollen, dass die jungen Leute hier bleiben, wollen sie ermutigen und Perspektiven bieten.

Volksstimme: Wie können die aussehen? Kinder sollen hier auch zur Schule gehen können. Doch was wird aus denen, wenn die Orte immer weniger Einwohner haben?

Birgit Schäfer: Wir wollen, dass alle vier Grundschulen, die wir haben, auch erhalten bleiben, auch die kleinste in Uetz. Das hat der Landkreis auch so beschlossen, das ist sehr erfreulich. Der viel zitierte Satz "Kurze Wege für kurze Beine", soll auch bei uns gelten.

Volksstimme: Und wie sieht es mit einem Gymnasium aus? Das nächste gibt es erst in Tangermünde.

Birgit Schäfer: Richtig ist ja, dass jemand, der in die 5. Klasse geht, immer noch klein, also ein Kind ist. Da ist es auch sehr anstrengend bis Tangermünde zu fahren. Ich möchte prüfen lassen, ob es in Tangerhütte wieder einen gymnasialen Standort geben kann. Mit dem Leiter der Sekundarschule Norbert Grewatsch hatte schon einmal eine gymnasiale Oberstufe besprochen. Nur gab es da zu wenig Rückmeldungen von den Eltern. Ich weiß auch, dass das schwierig sein wird. Aber wer hat schon versprochen, dass es leicht ist. Als Tangerhütte noch ein Gymnasium hatte, belebte das Stadtbild.

Volksstimme: Wo wird die Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte in sieben Jahren stehen?

Birgit Schäfer: Ich hoffe, dass ein Zusammenwachsen der Gemeinden sichtbar sein wird, bei dem sich jeder auch eigenständig wiedererkennt. In jedem Fall wünsche ich mir, dass wir für alle die gleichen Lebensbedingungen erhalten können. Aber ich hoffe auch, dass die Kommunen vom jetzigen Aufschwung profitieren können, also hier wieder mehr finanzielle Mittel nach den Krisenjahren ankommen. Gegen die demografische Entwicklung gibt es zwar kein Allheilmittel. Aber wenn am Ende doch wieder mehr Bürger hierbleiben, wäre das schön.