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Ausstellung beleuchtet "120 Jahre Volksstimme" / Gestern Eröffnung in der Wandelhalle des Stadthauses Geschichte der Zeitung wird erlebbar

Von Nora Knappe 02.11.2010, 05:16

Eine Reise durch die Geschichte der Volksstimme und damit auch durch das Regional- und Weltgeschehen kann man jetzt in Stendal unternehmen. In der Wandelhalle des Stadthauses wurde gestern die Wanderausstellung "120 Jahre Volksstimme" eröffnet.

Stendal. "Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern", heißt es in einem Sprichwort. Dass aber gerade dieses Alte von außerordentlicher Bedeutung sein kann, zeigt sich jetzt wieder – in der gestern eröffneten Wanderausstellung "120 Jahre Volksstimme". In Zeiten, da Zeitung mal als überholtes Medium belächelt, mal sogar totgesagt wird, ist dies der beste Beweis, dass Zeitung lebt.

In der Wandelhalle des Stadthauses können Besucher bis 12. November in die Geschichte der Volksstimme eintauchen und damit auch 120 Jahre Regional- und Weltgeschichte erleben. "1890, als das erste Volksstimme-Exemplar erschien, das war eine ganz andere Welt", sagte Volksstimme-Chefredakteur Dr. Franz Kadell bei der Eröffnung und erklärte damit auch gleichzeitig, warum in den ersten Erscheinungsjahren noch keine Bilder in der Zeitung gedruckt waren.

Der Chefredakteur betonte das Besondere, das der Tageszeitung bis heute anhafte, und brachte es lakonisch auf den Punkt: "Das Lokale lässt sich nicht ausgoogeln." Die Probleme, Sorgen und Erfolge in den Dörfern, Städten und Stadtvierteln fänden sich in keinem anderen Medium so gebündelt wie in der regionalen Tageszeitung.

Da schloss sich auch Oberbürgermeister Klaus Schmotz an: "Die Regionalzeitung ist das Medium, das den Blick für die Dinge in der Welt, aber gerade in der Stadt öffnet. Auch wir als Politik und Verwaltung wollen die Tageszeitung nicht missen. Kadell räumte schließlich angesichts des Medienwandels ein: "Zeitung wird sich verändern, aber nicht verschwinden."

Wie sehr sie sich verändert hat, zeigen die Schautafeln, die im Zeitraffer Geschehnisse aus 120 Jahre aufblitzen lassen. Friedrich Ebert als erster Reichskanzler, der erste Mensch im Weltall, die deutsche Wiedervereinigung, der Tod Erich Honeckers und schließlich die Geburtstagsfeier der Volksstimme. Das älteste Exemplar in der Ausstellung stammt aus dem Gründungsjahr: eine Ausgabe vom 9. November 1890.

Dass die Ausstellung ohne die Hilfe zahlreicher Leser nicht möglich gewesen wäre, betonte Chefredakteur Franz Kadell, denn das Archiv sei durch Kriegsschäden nur noch lückenhaft. Einer dieser Leser ist Hans Lange aus Stendal. Der 85-Jährige steuerte ein Exemplar von 1967 bei, in dem über ein tragisches Zugunglück in Langenweddingen berichtet wird. "Ich bin Eisenbahner, das hat mich damals bewegt. Und es ist die einzige Zeitung, die ich aufgehoben habe."