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Krankenpflegeschüler leiten die orthopädische Station im Johanniterkrankenhaus "Eine Herausforderung, die sich gut anfühlt"

Von Katrin Wurm 09.12.2010, 04:26

Erstmals übernehmen 17 Gesundheits- und Krankenpflegeschüler die pflegerische Leitung und Versorgung der Orthopädiestation im Johanniter-Krankehaus. Als Prüfungsvorbereitung für das bevorstehende Examen und vor allem als Einblick in die Realität ist das Projekt gedacht.

Stendal. Die Krankenpfleger Robin und Kai stehen am mobilen Visitentisch. Sie blättern in den Patientenunterlagen, beraten sich über anfallende Arbeiten. Es ist 14.15 Uhr, gleich ist Schichtwechsel. Für Robin heißt das nach achteinhalb Stunden Arbeit Feierabend, sein Kollege Kai besetzt die Spätschicht, bis 22 Uhr. Ein ganz normaler Ablauf im Krankenhaus – eigentlich: Denn Robin und Kai sind noch in der Ausbildung zum Krankenpfleger. Seit Sonntag leiten sie, gemeinsam mit 15 ihrer Mitschüler, die orthopädische Station im Johanniter-Krankenhaus.

Orthopädie: Hier liegt keiner im Sterben

Die einwöchige Übernahme der 34 Betten starken Station ist ein Pilotprojekt der Krankenpflegeschule der Johanniter. Zum ersten Mal gab das verantwortliche Pflegepersonal das Zepter aus der Hand und an die Auszubildenden weiter. Alle am Projekt teilnehmenden Schüler stehen kurz vor ihrem Examen. Um ihnen die bevorstehenden Prüfungen zu vereinfachen, hielten Beate Wogawa von der Pflegedirektion und Detlef Frobel, Schulleiter der Johanniter-Schule in Genthin, die gelebte Praxis für die beste Prüfungsvorbereitung.

Auch die geeignete Station war zügig gefunden: Dr. med André Benthien, Chefarzt der Orthopädie, war von der Idee gleich begeistert: "Die Idee war nichts völlig Neues für mich. Ich hatte schon von anderen Krankenhäusern gehört, wo so etwas auch sehr erfolgreich lief. Außerdem ist es ja bei uns nicht so sehr kritisch – niemand, der auf der Orthopädie liegt, ist lebensbedrohlich krank."

Gute Gespräche und ein offenes Ohr

Die Pflegeleitung der Orthopädie hat seit Sonntag Krankenpflegeschülerin Nadine Müller. Routiniert und selbstbewusst erklärt sie die Tagesabläufe und erstellt Dienstpläne. "Am Anfang hatte man schon ziemlich Angst, etwas falsch zu machen, aber schon nach drei Tagen bildet sich Routine."

Dafür muss Cornelia Kremulat, die üblicherweise die Station leitet, eine Woche aus dem Hintergrund agieren, denn die Schüler werden nicht gänzlich allein gelassen. Professionelles Personal ist trotzdem, wenn auch in geringerer Zahl als sonst, zur Überwachung und für Nachfragen vor Ort. "Die brauchen uns fast gar nicht. Die Kommunikation unter den Schülern läuft super", sagt Kremulat, und Benny Friedrichs und Henry Jürgens stimmen zu. Sie betreuen das Projekt und sind schon lange in der Pflege tätig.

Auch die Patienten fassten von Anfang an Vertrauen zu den Schülern. Nicht einer, der der Pflege durch die vorübergehend Leitenden nicht zustimmte. "An den Schülern schätzen die Patienten vor allem die Gespräche und natürlich dass sie immer ein offenes Ohr haben", sagt Kremulat.

Patient Thomas Steinert bekommt gerade den Blutdruck gemessen. "Alles in Ordnung", sagt Pfleger Robin zu Leiterin Nadine. Sie notiert den Wert, Herr Steinert zeigt sich zufrieden: "Ich fühle mich wohl und habe vollstes Vertrauen. Warum auch nicht?"

"Es ist eine Herausforderung, die sich gut anfühlt", sagt Stationsleiterin Nadine Müller lächelnd und wendet sich wieder ihrer Arbeit zu.