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Entsorger unterbreitet Firmen kein Mietangebot mehr, prüft Bedarf an gelber Tonne aber genau Gelbe Tonne wird nicht vermietet

Von Egmar Gebert 21.01.2015, 02:11

Nicht nur in Privathaushalten, auch in Handwerksbetrieben fällt kostenlos zu entsorgender Verpackungsmüll an. Doch dafür einen Behälter vom Entsorger mieten? Der Tangermünder Handwerker Günter Hoffmann sah das nicht ein.

Stendal l Günter Hoffmann ist sauer. Bisher ist er seine gelben Säcke ohne Kosten losgeworden. Jetzt soll er plötzlich für die gelbe Tonne bezahlen. Das ist die Kurzfassung seines Anrufs in der Redaktion. Die ausführliche Geschichte erzählte der Tangermünder Handwerker, als ihn die Volksstimme in seiner Metallbaufirma im Industriegebiet der Kaiserstadt besuchte: "Klar, wir sind Gewerbetreibende, aber auch bei uns fällt Verpackungsmüll an. Und dafür will man uns jetzt die Kosten aufbrummen", beginnt Thomas Hoffman, der den Betrieb vor einigen Jahren von Vater Günter übernahm, das Gespräch. Der Handwerksbetrieb hat rund 20 Mitarbeiter. Die nehmen auch ihre Mahlzeiten im Betrieb ein. Mittags gibt es meist Essen aus Assietten. Bei 20 Kollegen komme da schon einiges zusammen. Drei bis vier gelbe Säcke seien bisher zu jeder 14-täglichen Abfuhr angefallen, herausgestellt und problemlos auch abgeholt worden.

"Im Jahr rund 150 Euro für eine Leistung, die es vorher kostenlos gab."

Günter Hoffmann

Dann entscheidet sich der Landkreis plötzlich, bei der Verpackungsmüllentsorgung von gelben Säcken auf gelbe Tonnen umzusteigen, die dann auch nur noch alle vier Wochen geleert werden sollen. Und dann kommt vom neuen Entsorger das Angebot, für die 240-Liter-Tonne fünf Euro oder für den größeren gelben Container zehn Euro Miete zu zahlen. "Netto", sagt Günter Hoffmann und rechnet: "Das sind im Jahr rund 150 Euro für eine Leistung, die es vorher kostenlos gab. Und wo ist der Landkreis jetzt?" Ob und bis der Landkreis reagiert, darauf wollte Günter Hoffmann nicht warten. Beim Dualen System in Berlin habe er angerufen. Schließlich sei das ja der Auftraggebger für die Verpackungsmüll-Entsorgung. "Die haben mir geantwortet, die Kollegen sollten ihre Joghurtbecher mit nach Hause nehmen."

Verständlich, dass sich die Miene des Handwerksmeisters nach diesem Telefonat nicht gerade aufhellte. Schließlich gebe es ja die Verpackungsverordnung, die garantiere, dass Verkaufsverpackungen vom Endverbraucher kostenlos zurückzunehmen sind.

Es ist die Verordnung über die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfällen, gültig seit 1998, von der Günter Hoffmann spricht. In ihr ist der Anspruch auf "unentgeltliche, regelmäßige Abholung gebrauchter, rest- entleerter Verkaufsverpackungen beim privaten Endverbraucher" (Paragraph 6, Absatz 3) festgeschrieben. Das gilt für private Endverbraucher und "vergleichbare Anfallstellen" wie "landwirtschaftliche und Handwerksbetriebe" (Paragraph 3, Absatz 11).

Ein Problem, das nicht nur den Handwerker Günter Hoffmann drückt und dessen sich nun auch die Kreishandwerkerschaft Altmark annehmen will. "Wir werden uns darum kümmern", sagt deren Geschäftsführer Bernhard Brauer.

In der Zwischenzeit ist die gelbe Tonne zur Miete allerdings ein Angebot, das die Cont-Trans GmbH nicht mehr unterbreitet. Thomas Winter, für dieses Thema bei Cont-Trans zuständig, erläutert die Herangehensweise des Entsorgers. Cont-Trans prüfe bei jedem Handwerksbetrieb, in welchem Umfang der angemeldete Bedarf, Endverbrauchsverpackungen zu entsorgen, besteht. Wenn die Firma nachweisen könne, dass der Bedarf begründet ist, die Mitarbeiter zum Beispiel im Betrieb mittagsversorgt werden und dann Endverbrauchsverpackungen anfallen, die kostenfrei entsorgt werden müssen, bekomme er auch diesem Bedarf entsprechend eine gelbe Tonne - kostenlos, ohne Mietgebühr.

"Nicht alles, was Kunststoff ist, gehört in die gelbe Tonne."

Thomas Winter

Das könne bei einem Handwerker, der mehrere Mitarbeiter hat, durchaus der Fall sein. Aber das müsse dem Entsorger dann auch sauber begründet und der Bedarf nachgewiesen werden. "Dabei sind wir auf die Informationen aus den Firmen angewiesen. Und um richtig entscheiden zu können, müssen diese Informationen auch möglichst konkret sein", bittet Winter um fairen Umgang miteinander. Dazu gehöre auch das Eingeständnis, dass in den gelben Säcken in der Vergangenheit auch Dinge entsorgt wurden, die nicht zu den unentgeltlich zu entsorgenden Verkaufsverpackungen gehören.

"Nicht alles, was Kunststoff ist, gehört in die gelbe Tonne", erinnert der Cont-Trans-Mitarbeiter. Folien zum Beispiel, mit denen dem Handwerksbetrieb gelieferte Waren bruchsicher verpackt sind, oder andere Liefer- beziehungsweise Umverpackungen gehören nicht in die gelbe Tonne, gehörten früher auch nicht in den gelben Sack.

Günter Hoffmann ist sich dessen bewusst. Für solche und alle Umverparkungen, die über andere Systeme entsorgt werden müssen, steht auf dem Gelände seines Metallbaubetriebes ein gesonderter Container.