1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Mit ganzer Kraft ums Leben gekämpft

Mit ganzer Kraft ums Leben gekämpft

Von Thomas Pusch 20.07.2015, 12:21

Für die Serie "24 Stunden Stadtsee" hat die Volksstimme von 12 bis 12 Uhr einen anderen Akteur des Stendaler Stadtteils besucht.

Stendal l Großer Andrang herrscht nicht mehr um 20 Uhr im Galaxy an der Erich-Weinert-Straße. "Am meisten ist am Vormittag los", sagt Studiogründer Peter Wunsch. Das hat wohl auch damit zu tun, dass sehr viele Senioren bei ihm trainieren. Insgesamt 360 ältere Damen und Herren gehören zum Mitgliederstamm des Galaxy, der Altersdurchschnitt beträgt 54 Jahre.

Doch interessante Menschen kann man auch gut eine Stunde vor Geschäftsschluss treffen. Cerry Hennig ist so ein Mensch. Sie war die erste Kundin von Wunsch, als er das Gesundheits- und Fitnessstudio öffnete. "Ich wollte schon immer mal Kraftsport machen und dann bin ich hier gelandet", erzählt sie in einer Traningspause.

Schlaganfall mit 48

Erst hat sie ganz normal trainiert, wie es Anfänger eben machen, doch dann wollte sie mehr. "Männer und Frauen trainieren grundsätzlich anders", ist Wunschs Erfahrung. Das höhere Gewicht, die größere Verbissenheit - Hennig schaute sich das vom anderen Geschlecht ab. Tranierte härter und öfter, war kurz davor, an Wettbewerben teilzunehmen. Doch dann bog ihr Leben in eine andere Richtung ab.

Vor drei Jahren bekam die 48-Jährige einen Schlaganfall. "Ich habe sofort gespürt, was los war", erzählt sie, "Sehstörungen, Schwindelgefühl, ein Kribbeln im Fuß." Sie kam ins Krankenhaus, rang mit dem Tod, die Ärzte kämpften um ihr Überleben. Drei Wochen lang. Cerry Hennig gewann, doch wie eine Siegerin fühlte sie sich zunächst gar nicht. Rechtsseitig gelähmt kam sie im Rollstuhl zur Rehabilitation. Doch sie kämpfte.

Angst als Begleiter

Zwei Monate war sie in der Reha, wurde wieder fit, konnte sich vom Rollstuhl trennen. "Die Ärzte waren erstaunt, denn sie hatten noch nie jemanden erlebt, der nach einem Schlaganfall wieder so gut in Form ist", erzählt sie stolz. Eine Gefäßanomalie war Ursache für den Schlaganfall der durchtrainierten Nichtraucherin. Am Anfang war die Angst vor einer Wiederholung steter Begleiter, argwöhnisch hörte sie in sich hinein.

Aber Cerry Hennigs Schritte ins alte Leben wurden immer sicherer, vor zwei Jahren kehrte sie auch ins Galaxy zurück. Manches wird allerdings nicht wiederkehren. "Die Feinmotorik wird nicht mehr so sein wie vorher und ich kann auch nicht mehr so schwer heben", nennt sie zwei Beispiele. Doch sie strahlt schier grenzenlosen Optimismus aus, trainiert mittlerweile wieder viermal in der Woche - zumeist abends.

Jahrelang Schmerzen

"Ich finde die Atmosphäre am Abend einfach besser, da treffe ich auch viele Leute, die ich kenne, kann mit ihnen plaudern", erzählt sie. Geplaudert wird auch an der Fitness-Bar von Marie Herfurth. Sie studiert im sechsten Semester Kindheitswissenschaften an der Fachhochschule in Stendal, wird nach ihrem Abschluss nach Stendal zum Masterstudium nach Magdeburg wechseln. Mineraldrinks sind bei ihr sehr gefragt: "Birne-Holunder ist eine der beliebtesten Geschmacksrichtungen", verrät sie.

An der Bar ruht sich auch gerade Ronny Lazik aus. Der 47-Jährige hatte jahrelang mit Rückenschmerzen zu kämpfen. 2003 hatte er eine Bandscheiben-Operation am Rücken, vor zwei Jahren an der Halswirbelsäule. Die Schmerzen blieben. "Ich bin im Baustoffhandel tätig, hebe vier bis sechs Tonnen pro Tag", macht er die Belastung deutlich.

Durch Bewegung wollte er die Schmerzen loswerden und Wunsch erkannte bei ihm einen Beckenschiefstand. Mit Physiotherapie wurde der erste Schritt getan, das Traning tat ein Übriges. Zwei Mal in der Woche schaut Lazik vorbei und nach einem dreiviertel Jahr ist er sehr zufrieden: "Die Schmerzen sind zu 80 Prozent weg."

Nächste Folge: Am Dienstag, 21. Juli, schauen wir von 21 bis 22 Uhr beim Vereinssport und einem langgedienten Hallenwart vorbei.