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Ein "Stärken vor Ort"-Projekt der Kunstplatte soll junge Mütter den Einstieg in das Berufsleben erleichtern Rollenspiele für Mädchen gegen das böse Erwachen

Von Sibylle Sperling 20.10.2011, 04:23

Sie sind sehr jung und haben kleine Kinder. Damit ihr Berufseinstieg nicht zum bösen Erwachen wird, bekommen die Mädchen eine Bewerbungs-Schulung. Und am Ende wartet ein simuliertes Vorstellungsgespräch auf sie.

Stendal l Eigentlich sollte es im April schon losgehen. Doch dann kam der Abriss dazwischen. Der Kunstplatte wurden kurzerhand die Räumlichkeiten genommen, und so fehlte auch dem geplanten "Stärken vor Ort"-Projekt ein Veranstaltungsort. "Im Juli mussten wir raus aus unseren Räumen. Bis Ende August haben wir gebraucht, um einen neuen Ort zu organisieren, an dem wir unseren Workshop stattfinden lassen können", berichtet Workshopleiter Christian Hoffmann noch immer etwas angegriffen vom Stress der letzten Wochen.

Jedes Jahr etwas anderes auf die Beine stellen

Bereits zum dritten Mal organisieren er und der Vorstandsvorsitzende der Kunstplatte, Bernd Zürcher, ein Projekt für "Stärken vor Ort". Beiden ist es wichtig, dass sich die Projekte nicht wiederholen, jedes Jahr wollen sie etwas anderes auf die Beine stellen. Diesmal richtet sich ihr Augenmerk auf den beruflichen Einstieg oder Wiedereinstieg von jungen Frauen ins Erwerbsleben. "Einige Teilnehmerinnen haben keinen Schulabschluss und hatten noch nie ein Bewerbungsgespräch. Und die meisten haben auch noch kleine Kinder oder Babys und haben keine Unterstützung von zu Hause", erklärt Hoffmann den sozialen Hintergrund.

Insgesamt 15 Frauen kommen einmal pro Woche in die Osterburger Straße zum Paritätischen und lauschen Heidrun Kindermann, die theoretische Ausführungen zum Thema "Das Vorstellungsgespräch" macht. Wie verhält man sich im Bewerbungsgespräch? Was verrät man dem Gegenüber durch die eigene Mimik? Und welche Kleidung ist an so einem Tag von Vorteil? Kindermann möchte den unerfahrenen Frauen vor allem Tipps mit auf den Weg geben. "Ein paar Mädchen sind sehr aktiv. Viele müssen jedoch wegen ihrer Kinder sehr früh aufstehen und sind gestresst", weiß Christian Hoffmann.

Die Teilnahme am Kurs ist freiwillig; jeder, der unzufrieden ist, kann aufhören. Doch die Nachfrage ist gut, für die fünf Fehlenden vom letzten Mal sind bereits neue Teilnehmer nachgerückt.

Damit sich die reine Theorie von Kindermann auch festigt, haben die Schülerinnen in Rollenspielen die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Unter der Anleitung von Jennifer Herzog von der Fachhochschule Magdeburg-Stendal üben sie zum Beispiel, wie man auch in unerwarteten Situationen angemessen und spontan reagiert. Und wie man durch selbstbewusstes Auftreten andere überzeugen kann.

Nicht nur gute Umgangsformen und die eigene Darstellung sind für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch wichtig, auch die äußere Erscheinung muss für dieses entscheidende Ereignis stimmen. Deshalb kommen Friseur und Kosmetiker zu den jungen Damen - zu einer Typberatung.

Vorstellungsgespräch beim Geschäftsleiter von porta

Damit die Mädchen am Ende für ihr Vorstellungsgespräch bestens gewappnet sind, haben sie auch eins - bei dem erfahrenen Oliver Fleßner, Geschäftsleiter vom Möbelhaus porta. "Die Situation soll so real wie möglich sein. Deshalb haben wir Oliver Fleßner ins Boot geholt. Er wird mit allen Teilnehmern am Ende Vorstellungsgespräche führen und ihnen in einer individuellen Auswertung jeweils ein Feedback geben", erklärt Hoffmann das Procedere, das auch mit einer Kamera gefilmt werden soll. Bis Ende Oktober wird das Projekt noch laufen, wenn nötig, wird aber auch "bis Ende November weitergemacht", sagt Hoffmann.

Der hofft, den Mädchen so viel Selbstbewusstsein mit auf den Weg geben zu können, dass sie sich dann auch im realen Leben zumindest beim Bewerben durchsetzen können.