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Jo Bentfeld berichtete über sein Leben in der kanadischen Wildnis Wo es bis zum Nachbarn 150 Kilometer sind

08.02.2010, 04:52

Stendal ( uha ). Jo Bentfeld, 1932 geboren, von Haus aus Schwabe, Schreiner, diplomierter Verwaltungswirt, war unter anderem Gewerkschaftsfunktionär, bis er nach längerem Aufenthalt in Skandinavien 1984 in den Norden Kanadas auswanderte und seitdem dort, fernab der Zivilisation, in der waldreichen Wildnis des Yukongebiets lebt. Das Revier ist ungefähr zweimal so groß wie Deutschland. In ihm leben nur ungefähr 30 000 Menschen.

Der erfolgreiche Buchautor (" Zu Hause in der Yukon-Wildnis ") reist seit einigen Jahren im Winter durch Deutschland mit Vorträgen über sein Aussteigerleben. Am Donnerstagabend gab er in der Katharinenkirche sein Stendaler Debut.

In seinem Vortrag ziehen faszinierende Bilder aus dem Norden Kanadas am Zuhörer vorüber. Bilder aus der Gegenwart, die auch von Geschichtsereignissen erzählen. So säumen Hunderte Kraftwagenruinen den einzigen Highway zum Norden, weil der damalige Rücktransport nach dem Bau im Krieg zu teuer geworden wäre. Bilder von " Nachbarn ", die rund 150 Kilometer weit weg hausen. Bilder aber vor allem vom Leben des Jo Bentfeld und seiner Frau, mit der er seit 2000 verheiratet lebt.

Für den Bau eines Blockhauses muss man in der Wildnis hart arbeiten und wie er als Schreiner Fachkenntnisse mitbringen. Er musste Bäume fällen und verarbeiten, sie wie bereits im antiken Ägypten über Rollen und mit Seilen bewegen, behauen und Stück für Stück zusammensetzen.

Zunächst lebte der Aussteiger in einem zeltartigen Bau, einseitig mit einer Plane abgespannt, davor eine Holzbarriere, offen. Davor Feuer – im Sommer zum Schutz vor lästigen Mücken und winters als Kälteschutz selbst bei Temperaturen unter minus 30 Grad Celsius.

Seine Nachbarn waren und sind die Wildtiere. Ältere Bären müssen gelegentlich Fell und Fleisch zum Überleben der Menschen lassen, sonst herrscht friedliches Nebeneinander. Weidenröschen geben herzhaftes Gemüse und Salat ab. Aus den Blüten entsteht aromatisch schmeckender Tee.

Selbst im Winter gibt die Hütte Schutz und Wärme, man genießt Bilder von der unendlichen Schönheit der Natur, der Nordlichter nachts und ist unabhängig von aller Zivilisation, in die der Abenteurer eben nur im Winter für einige Wochen zu Vorträgen, wie am Donnerstag nach Stendal zurückkehrt.