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Schnitzers grünes Idyll am Tangermünder Stadtrand ist das schönste im Kreisverband / Ein Besuch beim Einzelsieger der Gemeinschaftsaktion Der Garten hilft Eddi, keinen Rost anzusetzen

Von Egmar Gebert 22.07.2009, 07:03

Der schönste Kleingarten im Kreisverband der Gartenfreunde gehört Edmund und Christine Schnitzer aus Tangermünde. Seit 2002 sind sie Mitglieder im Verein " Zur Erholung ". Ein Name, dem das Schnitzersche, 300 Quadratmeter große Garten-Idyll Ehre macht. Dafür gab es gestern den Pokal der Volksstimme.

Tangermünde. Es war um die Mittagszeit, als Heiko Makowiak am Sonnabend bei Edmund Schnitzer auftauchte. Der Vorsitzende des Tangermünder Kleingartenvereins " Zur Erholung " machte ein ernstes Gesicht : " Eddi, Du kriegst ’ne Abmahnung !" Für Sekunden ist der Abgemahnte unsicher : " Ich hab’ wirklich erst einmal nachgedacht, was ich wohl angestellt haben könnte, aber da war nix ", versichert der Tangermünder, als er das Geschehene gestern Revue passieren lässt.

Das wusste natürlich auch sein Vereinsvorsitzender. Was er seinem Gartenfreund am Sonnabend " schonend " beibringen wollte, erklärte sein zweiter Satz : " Du bist heute als bester Kleingärtner des Kreisverbands ausgezeichnet worden und warst nicht da. " " Und ich habe das wirklich nicht gewusst ", beteuert der Geehrte gestern, der seinen Pokalgewinn am Montag Schwarz auf Weiß in der Zeitung bestätigt fand. Erste Gratulanten hatten ihm noch am gleichen Tag ihre Glückwünsche übern Gartenzaun gereicht.

Diese Überraschung sei ebenso gelungen, wie die Freude über den goldfarbenen Pokal der Volksstimme und die Urkunde groß ist, versichert Kleingärtner Eddi Schnitzer. Einen Platz für beides hat er schon. Im Gartenhaus des Ehepaars hat der Sohn beim Bau Nischen in die Wand eingearbeitet. Die Gläser der dort stationierten " Tulpen " -Sammlung von Eddi Schnitzer werden ein wenig zusammenrücken müssen.

Apropos Laube : 2002 haben Vater und Sohn sie in den hinteren Bereich der Parzelle gebaut. Dort, wo ein alter Geräteschuppen stand und jede Menge Zeug, das niemand mehr gebrauchen konnte. " Wie das hier aussah. Ich wollte den Garten erst gar nicht nehmen ", erinnert sich Eddi Schnitzer an den Zustand des Stückchens verschneiten Landes, der den künftigen Kleingärtner im Dezember 2001 fast entmutigt hätte. " Aber was sollte man machen ? Es war der einzige Garten, der noch frei war, und wir wollten unbedingt einen. " So griffen Eddi und Christine Schnitzer zu, als der damalige Vereinsvorsitzende ihnen anbot : " Ihr könnt ja schon mal anfangen, ein bisschen aufzuräumen. "

Beim Aufräumen blieb es nicht. Die Schnitzers packten an und wurden 2002 Vereinsmitglieder. Die Parzelle Tulpenweg 61 begann sich zu wandeln, wurde schon im Jahr darauf als einer der schönsten unter den 101 Kleingärten der Vereinsanlage " Zur Erholung " gekürt.

Im Rahmen der diesjährigen Gemeinschaftsaktion des Kreisverbands der Gartenfreunde und der Volksstimme stachen die 300 Quadratmeter Kleingarten der Schnitzers besonders hervor. Die Mitglieder der Bewertungskommission waren sich einig :

Das ist er – der schönste Kleingarten, den wir während der Rundgänge durch die 62 Vereinsanlagen im Kreis gesehen haben.

Beginnend am niedrigen Gartentürchen schlängelt sich ein Weg in Richtung Laube, die sich hinter einem Birn- und einem Apfelbaum versteckt. Links und rechts des gepflasterten " S " schmale Beete. Kürbis, Erdbeeren, Tomaten, Erbsen. Dann ein Blumenspalier, winterharter Hibiskus blüht in strahlendem Blau. An einem weißen Torbogen, der sich über den Weg spannt, ranken links und rechts Rosen empor. " Die letzten haben den Frost im Winter nicht überstanden ", erklärt Eddi Schnitzer, warum der Rosenbogen im Vergleich zu den daran stehenden zarten Pflanzen etwas überdimensioniert wirkt. " Das wird schon noch. "

Unter den Himbeeren, denen ein mit Schnur bespannter Rahmen Halt bietet, steht eine Vogeltränke, eine zweite unterm Apfelbaum. " Wir sind absolute Tierfreunde, meine Frau noch mehr als ich ", sagt Kleingärtner Schnitzer. Jeden Tag werden die Tränken mit frischem Wasser gefüllt. Die Brotscheiben daneben sind für die Elterntiere, aus den beiden Nistkästen in den Bäumen. Einen wählten die Meisen als Brut- und Aufzuchtstätte, den anderen die Spatzen. Nicht nur sie können Christine und Eddi Schnitzer von der ebenfalls gepflasterten Terrasse aus beobachten. Drosseln, Amseln, Rotschwänzchen – auch unter den gefederten Bewohnern der Vereinsanlage scheint das Schnitzersche Kleingarten-Idyll beliebt.

Während sie sich beim morgendlichen Bad und Brotfrühstück zuschauen lassen, plätschert in Hörweite neben den Terrassenstühlen ein besonderer Springbrunnen. Zwei Figuren, ein Junge und ein Mädchen, kuscheln sich unter einem Regenschirm aneinander. Aus kleinen Düsen rinnt Wasser über die Ränder des Schirms, das unter den Füßen des stummen Pärchens zwischen weißen Kieseln versickert. " Das ist für unseren Enkel. Eineindreiviertel Jahre ist er alt und findet es ganz toll, wenn ich die Pumpe anstelle und das Wasser zu fließen anfängt, " sagt " Opa Eddi ", dem man seine 71 Jahre nicht ansieht.

Die gute Figur, die er noch immer macht, ist in jungen Jahren antrainiert. Sportler war Eddi Schnitzer, hat geboxt, war Leichtathlet und Fußballer, " was man halt so macht ", sagt er.

Inzwischen hilft dem rüstigen Rentner das Handwerkeln in der eigenen Wohnung oder im Haus des Sohns und natürlich der Garten, keinen Rost anzusetzen. " Wir sind immer, wenn es geht, hier draußen. Wir sagen dann, wir fahren zum Ausruhen in den Garten. Aber meistens machen wir es dann doch nicht. Es gibt immer was zu tun, und es macht ja auch Spaß. " Den wollen sich Christine und Eddi Schnitzer noch so lange es geht gönnen.