Gemeinsamkeit im Verband hilft, am sozialen Leben wieder teilzuhaben

Am Sonnabend trafen sich die Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenverbandes aus dem Norden Sachsen-Anhalts im Landratsamt in Stendal. Betroffene und interessierte Bürger hatten darüber hinaus die Möglichkeit, eine Ausstellung zu besuchen, die modernste elektronische Hilfsmittel für Sehbehinderte zeigte.

Stendal. Der Plenarsaal des Landratsamtes war am Sonn- abend bis auf den letzten Platz besetzt. Rund 100 Mitglieder der Bezirksgruppe Sachsen-Anhalt Nord des Blinden - und Sehbehindertenverbandes (BSV) und 50 Begleitpersonen hatten sich versammelt, um über vergangene und kommende Aktivitäten des Vereins zu sprechen.

28 Schulklassen im Dunkeln unterwegs

Viele Gäste waren auch gekommen, um die Hilfsmittelausstellung zu besuchen. Einer von ihnen war Artur Schreiber (72 Jahre) aus Stendal.

"Meine Bruder ist blind", erzählte er, "und hat sich völlig aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen." Schreiber, der über eine Mitgliedschaft im Verband nachdenkt, ließ sich die verschiedensten Hilfsmittel – von elektronischen, mobilen Lupen bis zu Farbscannern – erläutern. "Ich möchte meinem Bruder helfen, wieder am sozialen Leben teilzuhaben."

Nicht sehen zu können, ist für meisten Menschen kaum vorstellbar. Der BSV will aufklären und zeigen, wie sich ein Leben in völliger Dunkelheit anfühlt. Interessierte können dies in der "Woche des Sehens" vom 12. bis 15 Oktober selbst erleben. Im Grete-Minde-Keller in Tangermünde wird dann ein Essen in völliger Dunkelheit angeboten. Außerdem können Gäste dort Wissenswertes über Sehbehinderungen erfahren.

Der "Parcours im Dunkeln" bietet Kindern und auch Erwachsenen die Möglichkeit, mit verbundenen Augen und Taststock durch einen Hindernisparcours geführt zu werden. Bereits 28 Schulklassen haben durch diesen Parcours erlebt, wie es ist, im Alltag nichts sehen zu können.

Betroffene werden professionell beraten

Betroffene und Angehörige von Sehbehinderten finden Hilfe in den monatlichen Sprechstunden des BSV. Diese finden regelmäßig in Stendal, Gardelegen, Burg, Klötze, Salzwedel, Tangerhütte , Wolmirstedt und Haldensleben statt. Intensivere Betreuung bieten der monatliche Stammtisch und die 29 Selbsthilfegruppen. Es wird dabei individuell auf die Bedürfnisse der Mitglieder eingegangen.