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"Freunde der Gutskirche Schönfeld" finden in 40 Meter Höhe eine Flasche mit Dokumenten vom Juni 1884 Schönfelder Turmknauf gibt sein Geheimnis preis

Von Axel Junker 11.04.2012, 05:18

Die "Freunde der Gutskirche Schönfeld" kennen seit Kurzem den genauen Baubeginn der imposanten Backsteinkirche im Steinfelder Ortsteil (bei Stendal). Ein freudiger Umstand bescherte dem Förderverein diese Nachricht. Im Rahmen der Dachsanierung fanden die Vereinsmitglieder in einer Metallkugel eine Flasche mit Dokumenten vom Juni 1884.

Schönfeld l "Schlushstein-Akte, eingelegt in den Knauf des Thurmes der Kirche zu Schönfeld am 19. des Brachmondes (Juni) anno domini 1884" - so beginnt der Bericht des Bauleiters Architekt Eduard Wendebourg, den die Mitglieder des Fördervereins "Freunde der Gutskirche Schönfeld" in den Händen halten. Bei den laufenden Sanierungsarbeiten an der Schönfelder Gutskirche wurde dieser bemerkenswerte Fund gemacht. Die Vereinsmitglieder entdeckten unmittelbar unter dem Wetterhahn auf der Kirchturmspitze auf 40 Metern Höhe in einer Metallkugel eine Flasche mit Dokumenten aus dem Erbauungsjahr der Kirche.

Die Flasche beinhaltete jenen als "Schlußsteinakte" betitelten Bericht des Bauleiters Wendebourg vom 19. Juni 1884 mit Angaben zu Bauherr und Verlauf des Kirchbaus. Dazu einen Brief des für den Turm zuständigen Dachdeckermeisters und mehrere Zeitungen vom Juni 1884, darunter das "Altmärkische Intelligenz- und Lese-Blatt" (eingestellt 1919) und den "Stendaler Courier".

"Dank dieses Fundes kennen wir nun das genaue Datum des Baubeginns der Schönfelder Gutskirche: der 28. Mai 1883", teilt Vereinsvorsitzende Uta-Barbara Riecke mit. Und ihr Co-Vorsitzender Felix Meister ergänzt: "Die Öffnung der 128 Jahre alten Flasche war für uns ein großes Erlebnis. Solche Funde bringen den über 140 Mitgliedern des Trägervereins, die sich intensiv um den Erhalt dieses bedeutenden Denkmals bemühen, seine Baugeschichte und die am Bau beteiligten Personen näher."

Die ehemalige Gutskirche zu Schönfeld ist ein Bauwerk des Architekten Conrad Wilhelm Hase, des Begründers der "Hannoverschen Architekturschule". Mit Bezug auf Architekt Hase ist der "Schlußsteinakte" zu entnehmen: "Die Ausarbeitung der Pläne wurde übertragen dem Geheimen Regierungs-Rath, Baurath C. W. Hase in Hannover." Architekt Eduard Wendebourg aus Hannover war während der Bauarbeiten als ständiger Vertreter Hases vor Ort. "Nach Fertigstellung der Vorarbeiten begannen die Bauarbeiten am 28. Mai im Jahre 1883 unter Leitung des Bauführers Wendebourg", so der Bericht.

Die neugotische Backsteinkirche wurde von 1883 bis 1885 am Rande des Schönfelder Gutshofbereiches neben der mittelalterlichen Dorfkirche errichtet. Stifter der Kirche waren die damaligen Gutsbesitzer, Elisabeth und Otto von Rundstedt. Der Förderverein "Freunde der Gutskirche Schönfeld" gründete sich im August 2010 und erwarb die Backsteinkirche, nachdem sie zwischenzeitlich von Verfall und Abriss bedroht war. Seit August 2011 laufen an der Schönfelder Gutskirche die ersten Sicherungsarbeiten, die binnen kurzem abgeschlossen sein werden.

Vor Abnahme des Gerüstes am Kirchturm setzten Vereinsmitglieder die Flasche mit den Dokumenten wieder in die Metallkugel ein. Ergänzt durch eine weitere Flasche mit Berichten rund um den Kauf und die aktuelle Sanierung der Schönfelder Gutskirche der vergangenen zwei Jahre.