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Nach dem Verkauf des Schlosses an Neonazi regt sich im Börde-Dorf der Widerstand Groß Germersleber schmieden in der Kirche Pläne gegen rechtes Konzert

Von Yvonne Heyer 23.04.2013, 03:11

Die Groß Germersleber wehren sich. Im Ergebnis einer Zusammenkunft in der Kirche mit rund 200 Männern und Frauen soll eine Bürgerinitiative gegründet werden. Hilfe bekommen die Bürger von vielen Seiten.

GroßGermersleben l Die Groß Germersleber sind nicht gewillt, den Verkauf des Schlosses an den Organisator rechter Konzerte, Oliver Malina aus Nienhagen, einfach so hinzunehmen. Sie wehren sich. Erstes konkretes Ergebnis: Am 6. Mai um 17 Uhr gibt es im Gemeinderaum der evangelischen Kirchengemeinde ein Treffen der zu gründenden Groß Germersleber Bürgerinitiative mit dem Oschersleber Bündnis gegen Rechts.

Und in der Groß Germersleber Kirche, wo sich rund 200 Bürger in der vergangenen Woche versammelt hatten, ist auch der Gedanke entstanden, eine Gegenveranstaltung zu organisieren. Das könnte beispielsweise ein Straßenfest sein. Vom Hadmersleber Pfarrer Theo Spielmann, der Groß Germersleben seelsorgerisch betreut, war angeregt worden, den Film "Blut soll fließen" zu zeigen. Dieser Film entstand auf einem der Skinhead-Konzerte, wurde verdeckt gedreht. Der Film könnte im Oschersleber Rathaus oder im Klein Oschersleber Gemeindesaal gezeigt werden. Martin Wessely vom Verein "Miteinander" könnte zudem den Kontakt zum Filmemacher vermitteln.

Donald Dölle, parteiloses Mitglied des Groß Germersleber Ortschaftsrates, gehörte zu den ersten Bürgern, die aus der Schockstarre erwachten und sich bewusst wurden: "Wir müssen uns wehren, wir dürfen das geplante Skinhead-Konzert im Groß Germersleber Schlosspark nicht einfach hinnehmen". "Wehret den Anfängen...", unter dieser Überschrift hatte der Groß Germersleber die Bürger aufgerufen, zur Ortschaftsratssitzung zu kommen. Mit über 200 Menschen hatte niemand gerechnet. Die Begegnungsstätte war dafür zu klein, Pfarrer Spielmann öffnete daher die Kirche des Ortes.

Auch Hans Christian Anders, Initiator der Bürgerinitiative "Nienhagen-Rechtsrockfrei", war nach Groß Germersleben gekommen. Er berichtete sehr anschaulich, worauf sie sich einstellen müssten, sollte es tatsächlich dazu kommen, dass Malina das Konzert veranstalten darf. Und wie beim letzten Konzert in Nienhagen im vergangenen Jahr müsste mit 1800 rechten Konzertbesuchern gerechnet werden. "Ihr Dorf dürfte sich dann im Ausnahmezustand befinden, belagert von Rechten und Polizei", verdeutlichte Anders. Er zeigte sich beeindruckt von der Vielzahl der Bürger, die sich in der Kirche versammelt hatten. "Wir standen anfangs zu fünft gegen 1000 Rechte mit Plakaten am Straßenrand", so Anders. Er rief die Bürger auf, sich zu wehren, Störfaktoren zu schaffen, Plakate aufzuhängen. Anders sicherte den Groß Germerslebern Hilfe zu. Jedoch müsse sich jemand aus dem Ort vor den Protest-Karren spannen. Mit Donald Dölle ist jemand gefunden, der die Bürgerinitiative, die sich gründen wolle, anführen würde. Andere Bürger sicherten ihre Unterstützung zu. Doch nicht nur die Groß Germersleber sind zusammengerückt. Jutta Happich aus Klein Oschersleben sagte: "Ihr seid nicht allein!"

In die Groß Germersleber Kirche waren Vertreter des Vereins "Miteinander" genauso gekommen wie Vertreter der Initiative "Groß Germersleben". Viel Beifall erntete Schwanebecks Bürgermeisterin Christina Brehmer (Die Linke) für ihre Worte. "Suchen Sie sich Verbündete. Und lassen Sie sich eines auf der Zunge zergehen: Wir befinden uns im Wahljahr. Erinnern Sie die Politiker an ihre Versprechen", sagte die Bürgermeisterin. Sie machte auch deutlich, dass die Groß Germersleber nur gemeinsam etwas erreichen können und Strategien erarbeiten müssen. "Ich wünsche Ihnen vor allen Dingen Durchhaltevermögen!"

Oscherslebens Bürgermeister Dieter Klenke (parteilos) hatte sich in der Groß Germersleber Kirche den Fragen der Bürger gestellt. Bei einer Zwangsversteigerung habe jeder Bürger das Recht mitzubieten und es gebe kein Vorkaufsrecht, reagierte Klenke auf den Vorwurf, warum die Stadt den Verkauf des Schlosses an Malina nicht verhindert habe. Klenke wolle nicht spekulieren, wie gut oder schlecht die Behörden die Chancen sehen, das Konzert doch noch zu verhindern. "Doch selbst wenn das geplante Konzert verhindert wird, hätte dies doch nur eine aufschiebende Wirkung. Kann das Schloss samt Park nicht zurückgekauft werden? Wir alle kaufen es zurück, gründen einen Verein", meinte der Groß Germersleber Eike König, der dafür die Zustimmung seiner Mitbürger bekam. "Bei einer Zwangsversteigerung geht das nicht. Sie müssten sich mit Herrn Malina einigen", machte Klenke die rechtliche Situation deutlich.

Börde-SPD will unterstützen

Wie Wolfgang Zahn, Pressesprecher der Börde-SPD, informierte, unterstützt der Kreisverband die Bildung eines Aktionsbündnisses gegen Rechts. Es sei für den Ort, die Stadt Oschersleben und für den Kreis fatal, wenn sich in Groß Germersleben Rechtsgesinnte niederlassen würden. "Was in Nienhagen gelungen war, dass kann mit vereinten Kräften auch für Groß Germersleben geschafft werden", sagte Zahn an.