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Landes-Demografie-Werkstatt in Haldensleben Jakobi: Umdenken ist im Kreis abgeschlossen

26.05.2011, 04:40

Von Constanze Arendt

LandkreisBörde. "Ich war überrascht, dass Sachsen-Anhalt in großer Breite vertreten war", erklärte Jugendamtsleiter Hans-Joachim Jakobi nach einer Demografie-Werkstatt des Landes, zu der etwa 150 Teilnehmer in die Haldensleber Kulturfabrik gekommen waren. Das zeige, dass das Thema "Strategien im Umgang mit den Folgen des demografischen Wandels im Arbeitsfeld der Jugendarbeit" sowohl den Landkreis Börde bewege, aber auch andere antreibe.

Wie dramatisch das Thema anzusehen ist, zeigten prognostische Zahlen, die die Staatssekretärin des Sozialministeriums, Beate Bröcker, mitgebracht hatte. Demnach wird im Jahr 2025 eine zweite demografische Welle erwartet. Wurden 2009 in Sachsen-Anhalt noch 17000 Geburten registriert, so werden für 2025 nur noch 9000 erwartet. Im Landkreis könnten noch größere Defizite auftreten, von 1400 im Jahr 2009 sinkt die Zahl der Geburten im Jahr 2025 auf 599. "Die Prognosen sind häufig noch optimistischer als die Ist-Zahlen", so die Staatssekretärin.

Zudem werde die Bevölkerung immer älter, es entstehe eine Lücke, die nicht mehr auszugleichen sei. Denn infolge der geringeren Geburtenzahlen seien bereits in der Vergangenheit das Personal in den Einrichtungen reduziert oder manche Schule geschlossen worden. "Durch diese Entwicklungen sind die Strukturen betroffen, und dass ein Gegensteuern nötig ist, ist wohl jedem bewusst", so Bröcker. Auf Landesebene gebe es bereits erste Maßnahmen, die erfolgreich laufen.

Ein wichtiger Fakt bei der Diskussion um den demografischen Wandel sei die Fachkräftesicherung für die Zukunft. Das setze aber voraus, dass die Schulabbrecherquote sinkt und auch schwächere Schüler in den Arbeitsmarkt integriert werden, zum anderen aber auch der Sozialraum für die Jugendlichen weiterentwickelt wird. Das heißt, alle Jugendlichen können die Angebote auch erreichen. "Man kann nicht einfach rechnen, so viele Kinder sind nicht mehr da, da kann man so viel Geld sparen", sagte Bröcker. Eine soziale Infrastruktur sei wichtig.

Einen Jugendclub in jedem Dorf vorzuhalten, ist sinnlos, nicht nur aus finanziellen Gründen, so Sozialdezernent Joachim Hoeft. Ziel sei, die Jugendarbeit im Landkreis neu zu organisieren und nach den regionalen Bedürfnissen auszurichten. Nachdem die Camino gGmbH zwei Jahre lang Schützenhilfe gegeben hat, werden die nächsten Schritte allein gegangen. Drei Regionalkonferenzen mit Vertretern der Jugendarbeit, Verwaltung, Kirchen und der lokalen Wirtschaft arbeiten bereits. "Ziel muss es sein, das Stadt-Land-Gefälle auszugleichen", so Hoeft. So sollen beispielsweise Mobilitätskonzepte entwickelt und die Zusammenarbeit der Träger untereinander angeschoben werden. Aufsuchende und mobile Jugendarbeit ist ein wichtiger Faktor. "Wir wollen weg von der Komm- und hin zur Geh-Struktur", erklärte Hoeft. Zum Beispiel sollen auch für Mädchen spezielle Angebote geschaffen werden. Um die richtigen Angebote für Jugendliche zu finden, sollen die Mitarbeiter entsprechend geschult werden. Was zu tun war, um diese Erkenntnisse zu bekommen, erläuterte Dorte Schafranke als Geschäftsführerin der Camino.

"Auf Kreisebene haben wir das Umdenken bereits abgeschlossen, die Regionalkonferenzen müssen es jetzt auf der regionalen Ebene umsetzen", so Hans-Joachim Jakobi, der die Chance der Regionalkonferenzen unterstrich, dass sie die Ausstattung und Form der Jugendarbeit mitgestalten können. "Derzeit moderiert das Jugendamt noch die Regionalkonferenzen, in zwei bis drei Jahren sollen sie aber keinen Moderator mehr benötigen", so der Jugendamtsleiter, dem aber auch bewusst ist, dass das Projekt ohne Unterstützung des Sozialministeriums nicht so weit gekommen wäre.

Auch nach der Demografie-Werkstatt ist das Thema nicht abgeschlossen. Die Frage des demografischen Wandels wird alle Vertreter von Gebietskörperschaften, freien Trägern ebenso weiter beschäftigen müssen wie die Fachkräfte vor Ort, die politischen und sozialen Entscheidungsträger und die Jugendlichen selbst. Jugendamtsleiter Jakobi geht davon aus, dass es in etwa eineinhalb Jahren die nächste Demografie-Werkstatt zum Thema Jugendarbeit mit neuen Ergebnissen geben wird.