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Volksstimme-Serie "Meine Schätze"/ Werner Streckel aus Klein Wanzleben sammelt Postkarten Sammler "reist" mit 1000 Ansichtskarten um die Welt

Von Sabrina Trieger 24.09.2011, 06:34

Einer sammelt Briefmarken, der andere Postkarten, beim nächsten drängeln sich Gartenzwerge im Vorgarten. Viele entwickeln im Laufe der Jahre geradezu eine Sammelleidenschaft. Einige Einwohner des Landkreises mit besonders ungewöhnlichen Sammelobjekten werden in dieser Serie vorgestellt. Heute ist die Volksstimme zu Gast bei Werner Streckel (82) in Klein Wanzleben.

Klein Wanzleben. Seit rund 140 Jahren gibt es nun schon Ansichtskarten. Sammler Walter Streckel aus Klein Wanzleben (82) bewahrt mittlerweile selbst unzählige Alben mit allerlei Schmuckstücken aus Nah und Fern auf seinem Dachboden auf. Mehr als 1000 Stück sind in all den Jahren schon bei ihm eingegangen. Das besondere an der Sammlung: Fast alle Karten sind beschriftet.

Postkarten sind Streckel zufolge Bilddokumente ihrer Zeit auf allen Gebieten des kulturellen, technischen, landwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. In der Zeit um 1870 schrieb man die Grüße und Mitteilungen an den Empfänger übrigens noch auf die liebevoll gestaltete Bildseite (siehe kleines Foto rechts), die Rückseite blieb allein der Adresse vorbehalten. Am 16. Juli 1870 hatte einst der Drucker Schwartz aus Oldenburg die erste illustrierte Ansichtskarte verschickt.

Streckels ältestes "Schätzchen" ist aus dem Jahr 1886. Seine Sammelleidenschaft für die bedruckten Reisesouvenirs begann in den 70er Jahren damit, als er von seinem Nachbarn dessen Postkarten-Album, ge-spickt mit 80 wertvollen Ansichtskarten aus den Jahren 1886 bis 1902, als Erbe überreicht und damit geschenkt bekam. Bis heute ist es sein, wie er selber sagt, wertvollstes Album. "In dieses Sammleralbum hinein habe ich bis heute nur eine einzige meiner Postkarten gesteckt. Diese hat einst meinem Vater gehört und erklärt auf charmante Art und Weise die Geheimnisse der ,Briefmarkensprache‘", erzählt der Senior und lacht. Denn nach den hier aufgezeigten sechs Klebe-Mustervarianten, wie beispielsweise die Frage "Bist du mir auch treu?" oder "Innige Küsse" (siehe Bild rechts), habe auch er fortan seine Briefe an die Liebste in jener "Markensprache" beklebt.

Er selber war als Lehrer mit seinen Schülern oft und viel auf Reisen – allesamt mit dem Drahtesel. "Wenn wir irgendwo Halt gemacht haben, um unsere Zelte aufzuschlagen, habe ich immer eine Postkarte gekauft und sie mit einem lieben Gruß nach Hause an meine Frau geschickt. Deshalb stammen die meisten Karten meiner Sammlung auch aus der DDR-Zeit." Seit 1954 wohnt er nun schon im Zuckerdorf Klein Wanzleben, kommt gebürtig aus Halberstadt. Davon zeugen auch zahlreiche Postkarten, die die Pinnwand seines Sammelzimmers schmücken.

"Die Postkarte, die die weiteste Anreise bis Klein Wanzleben hatte, wurde von meiner ehemaligen Kollegin Anke Jentzsch in Australien abgeschickt", berichtet Werner Streckel stolz. Seine Tochter Ilona schickte ihm vor vier Jahren eine aus ihrem Kanada-Urlaub. Sein Sohn Dirk schrieb nebst Familie beispielsweise aus Ägypten. In einer Vitrine hat der Rentner den Großteil seiner Sammlung katalogisiert. Beispielsweise nach den Regionen wie "Ostsee" oder "Kalifornien (USA)", oder nach Kontinenten wie "Afrika" oder Ländern wie "Holland". "So finde ich alles ganz schnell."

Die jüngste kam aus Braunschweig in Streckels Briefkasten geflattert. "Viele wissen, dass ich Postkarten sammele, und so schicken sie mir von überall her, wie mein Bekannter Harald Schulz-Pollex nun eben auch aus Braunschweig, einen Gruß ins Zuckerdorf", freut sich der pensionierte Lehrer, den es aus gesundheitlichen Gründen derzeit nicht in die Ferne zieht.

"Wir machen es uns auf ,Balkonien‘ oder in ,Hofhausen‘ schön und freuen uns über jede weitere Ansichtskarte, die uns erreicht und uns zeigt, wie schön bunt die Welt ist", sagt Streckels größter Schatz – seine Frau Inge.