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  7. Diskussion um Biogas-Anlage in Hadmersleben entbrannt

Debatte im Rat / Anwohner befürchten Belästigungen / Betreiber kündigt Bürgerversammlung an Diskussion um Biogas-Anlage in Hadmersleben entbrannt

Von Yvonne Heyer 25.02.2010, 05:54

Wenn der Hadmersleber Stadtrat tagt, bleiben die Stadtväter und -frauen meist unter sich, Gäste kommen eher weniger. Das war am Dienstagabend anders. Die Tatsache, dass in Hadmersleben eine, möglicherweise auch zwei Biogas-Anlagen gebaut werden, rief die Bürger auf den Plan.

Hadmersleben. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres hat der Stadtrat die ersten Weichen für den Bau einer Biogas-Anlage gestellt. Doch die von Investor Urban Jülich und seiner Firma " Bioraffinerie Hadmersleben GmbH " ausgewählte Fläche im Bereich der ehemaligen Kiesgrube am Ortsrand von Hadmersleben ist laut Landesentwicklungsplan ein Sondergebiet für Rohstoffgewinnung, hier herrscht Bergrecht. Was den Bau einer Biogas-Anlage erschwert. Und eine Änderungen des Landesentwicklungsplanes sowie eine erforderliche Änderung des Flächenutzungsplanes der Stadt Hadmersleben dürfte Jahre dauern.

Zeit, die Urban Jülich nicht hat. Die Planungsbehörde des Landkreises hat ihn deshalb schon recht frühzeitig darauf aufmerksam gemacht, einen zweiten, einen Ausweichstandort, in Betracht zu ziehen. Zumal der Hadmersleber Flächennutzungsplan eine Gewerbefläche vorweist, die für den Bau der Biogas-Anlage geeignet erscheint. Es handelt sich hierbei um ein etwa 16 Hektar großes Areal, den sogenannten " Zauberfleck ", in unmittelbarer Nähe des Hakeborner Weges. " Hier lässt sich wesentlich einfacher und schneller Baurecht herstellen ", weiß Urban Jülich. Ihm sitzt die Zeit im Nacken. Die von seinem Unternehmen geplante Anlage ist eine Biogas-Anlage der neueren Generation. Und diese Bio-Raffinerien, wie er sie nennt, werden nur noch in diesem Jahr gefördert. Bei einer Investition von insgesamt neun Millionen Euro spielen Fördermittel eine große Rolle.

Während der Stadtratssitzung wurden per Beschluss die Voraussetzungen zur Vorbereitung der Planungsleistungen für beide Standorte, für den Bebauungsplan " Bioraffinerie Steiles Ufer " und für den Bebauungsplan " Gewerbegebiet Hakeborner Weg " auf den Weg gebracht.

" Ich habe kein Interesse daran, mir Ärger der Bürger einzuhandeln "

Vor allem das Stadtratsmitglied Ulrich von Neumann sieht hier das Indiz dafür, dass letztendlich zwei Biogasanlagen entstehen. " Niemand entwirft zwei Projekte nur für die Schublade ", so seine Worte. Und in Anbetracht der Tatsache, dass derartige Anlagen in der Regel immer mit Immissionen und Belastungen für die Bürger verbunden sind, ist er gegen zwei Anlagen.

" Wir genehmigen hier keine zwei Anlagen, sondern wir schieben die Sache nur an. Sicher wäre der Standort an der Kiesgrube für uns alle besser, aber die Ansicht der Bergbaubehörde spricht dagegen ", so das Argument von Achim Klette.

In der Bürgerfragestunde wurde deutlich, dass die Bürger, vor allem die Anwohner rund um den Hakeborner Weg, dem Bau der Biogasanlage erst einmal skeptisch gegenüber stehen. " Unsere Grundstücke werden an Wert verlieren ", so eine Bürgerin. Bedenken gibt es auch hinsichtlich von Geruchs- und Lärmbelästigungen oder einem zunehmenden Verkehr im Hakeborner Weg.

Urban Jülich steckte an diesem Abend als Investor und Stadtratsmitglied in der Bredouille, dass er während der gesamten Diskussion zur Beschlussfassung wegen Befangenheit den Raum verlassen musste. Erst mit der Bürgerfragestunde bekam er die Gelegenheit, einige Worte zur geplanten Bio-Raffinerie zu sagen. Und es sei ihm wichtig, die Bürger so früh wie möglich zu beteiligen, sie zu informieren. Der Landwirt und Unternehmer will eine Bürgerversammlung einberufen, wo die Hadmersleber und vor allem betroffene Anlieger umfassende Informationen bekommen. " Ich habe kein Interesse daran, mir mit Inbetriebnahmen der Anlage den Ärger sämtlicher Bürger ins Haus zu holen. Und ich lade sie schon jetzt ein, sich eine gleichartige Anlage in Niederndodeleben anzuschauen. Dort können sie riechen, schauen und hören ", so Urban Jülich. Er verweist zudem darauf, dass seine Anlage nicht mit der beispielsweise in Kleinalsleben zu vergleichen ist. " Wir produzieren ein Gas, welches in das öffentliche Erdgasnetz eingespeist wird. Bei uns gibt es also keine Motorengeräusche, die entstehen, wenn das produzierte Gas in Elektroenergie umgewandelt wird ", versichert er. Wie die Biogas-Raffinerie genau funktioniert, mit welchen Rohstoffen sie " gefüttert " wird, könnte ebenso in der Bürgerversammlung geklärt werden.

" Mein persönliches Engagement besteht darin, fünf Lehrlinge
einzustellen "

Um die Verkehrsbelastung des Hakeborner Weges zu reduzieren, sollen Abläufe des landwirtschaftlichen Unternehmens, das Jülich in dieser Straße betreibt, optimiert werden. So soll die Einfahrt zur Kartoffelhalle verlegt werden.

Fünf Arbeitsplätze würden mit der Biogasanlage geschaffen. " Mein persönliches soziales Engagement besteht darin, dass ich zusätzlich fünf Lehrlinge einstelle. Sicher werde ich die nicht alle übernehmen können, doch Berufsnachwuchs in dieser Branche wird händeringend gesucht ", so Jülich.