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Ordnungsamt präsentiert Vorschläge zur Verkehrsberuhigung in der Nöschenröder Straße Blitzer soll lärmende Brummis ausbremsen

Von Ivonne Sielaff 19.03.2013, 02:20

Schwerlastverkehr - und kein Ende. Die Bewohner der Nöschenröder Straße sind von Lärm und Dreck geplagt. Wie kann die Stadtverwaltung helfen? Darüber haben Volker Friedrich und Gerald Fröhlich vom Ordnungsamt informiert.

Wernigerode l Dicke Luft in der Nöschenröder Straße. Seit Jahren ärgern sich die Anwohner über die vielen Laster, die über die Bundesstraße brettern, über den Dreck und den Lärm, den die Brummis verursachen. Bereits 2001 wurde eine Bürgerinitiative gegründet, zwischen 2006 und 2008 wurde der Feinstaub gemessen, die Geschwindigkeiten der Autos analysiert. Doch nichts hat sich für die Nöschenröder geändert.

Ein Tunnel durch den Fenstermacherberg als Ortsumgehung galt lange Zeit als Lösung für die lauteste und schmutzigste Straße in Wernigerode. Doch das kühne Bauprojekt blieb Illusion, gilt als unfinanzierbar. "Und was nun?", fragte Brigitte Tannert (parteilos) von der Bürgerinitiative "B 244: Wernigerode ohne Schwerlastverkehr" im Ordnungsausschuss: "Wie kann die Stadtverwaltung den Bewohnern der Nöschenröder Straße helfen?"

"Das Thema ist uns inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen", so Ordnungsdezernent Volker Friedrich. Die Nöschenröder Straße sei eng und viel befahren, aber kein Unfallschwerpunkt. "Wir können als kommunale Ordnungsbehörde auf einer Bundesstraße nur auf die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit Einfluss nehmen", so Friedrich. Für Lkws gelte Tempo 30, für alle übrigen Fahrzeuge 50 Stundenkilometer - und das sollte eingehalten werden. In den nächsten zwei Jahren stünden in der Nöschenröder Straße erst einmal umfangreiche Bauarbeiten an. "Nach Abschluss der Arbeiten können wir dann eingreifen."

"Autofahrer bremsen kurz ab und treten danach wieder aufs Pedal."

Es gebe verschiedene Varianten, um die Geschwindigkeit dann zu überwachen, informierte Ordnungsamtschef Gerald Fröhlich. "Wir könnten unser Blitzerfahrzeug aufrüsten, oder wir schaffen eine stationäre Blitzeranlage mit vier Messpunkten an." Jede Variante habe Vor- und Nachteile, die abgewogen werden müssten.

Die Blitzeranlage würde zwischen 100 000 und 200 000 Euro kosten. "Das ist erst mal ein hoher Anschaffungswert", so Fröhlich. Aber mit der Station könnte der Verkehr dauerhaft überwacht werden. Sie könne allerdings nicht flexibel eingesetzt, sondern würde fest installiert werden. Problematisch: Ihr Standort würde sehr schnell bekannt werden. "Die Autofahrer bremsen kurz davor ab und treten danach wieder aufs Gaspedal", sagte Volker Friedrich. Zudem sei das Gerät sehr anfällig für Vandalismus.

Eine solche Anlage könnte auch gemietet werden. "Für 1000 bis 3000 Euro pro Monat", informierte Gerald Fröhlich. Allerdings müsste die Stadt pro Verstoß elf Euro vom Bußgeld an den Vermieter abführen. "Ich bin nicht dafür, dass ein Kapitalist unsere Steuergelder verdient", sagte Friedrich. Deshalb befürworte er die "Aufrüstung unserer eigenen Blitzertechnik". 6000 Euro müssten investiert werden, damit die Anlage in zwei Richtungen blitzen kann. "Der Vorteil unseres Blitzerautos: Wir können es hinstellen, wo wir wollen", begründete der Ordnungsdezernent. Nachteilig seien die hohen Personalkosten. Das Auto sei immer mit zwei Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes besetzt.

Auch wenn das Blitzerfahrzeug in Zukunft regelmäßig eingesetzt würde, bleibe die Nöschenröder Straße problematisch, gab Friedrich abschließend zu bedenken. "Damit werden wir Lärm und Dreck auf Dauer nicht verhindern können." Brigitte Tannert von der Bürgerinitiative zeigte sich dennoch von den Vorschlägen angetan. "Wir verhandeln seit zwei Jahren mit dem Ordnungsamt", sagte sie. "Deshalb würde ich mich freuen, wenn eine dauerhafte Geschwindigkeitsüberwachung realisiert wird." Das wäre nicht nur wünschenswert für die Bewohner der Nöschenröder Straße, sondern für alle Wernigeröder.