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Deutschlandwanderung auf der "Via Romea" von Stade über Wernigerode nach Mittenwald Harzer pilgern auf den Spuren des Kirchenmannes Abt Albert

Von Ivonne Sielaff 07.06.2013, 03:25

Ein alter Pilgerweg wird wiederbelebt: Am 22. Juni brechen Wanderer zu einer Tour durch Deutschland auf der "Via Romea" auf. 43 Tagesetappen, fast 800 Kilometer. Ein Etappenort ist Wernigerode. Hier sind Wanderfreunde nun aufgerufen, von der bunten Stadt nach Hasselfelde zu pilgern.

Wernigerode l Wie mag wohl der Harz auf Abt Albert gewirkt haben, als er diesen vor genau 777 Jahren durchquerte? Wie sahen die Wege aus? War sein Fußmarsch beschwerlich? Was dachte der Kirchenmann wohl über Wernigerode, als er sich von der Charlottenlust näherte? War es damals schon eine bunte Stadt? Wohl kaum. Von Stade aus hatte sich der Abt auf den Weg nach Rom gemacht, wo er den Papst in einer politischen Angelegenheit um Hilfe bitten wollte. Er pilgerte damals auf einer der wichtigsten Straßen seiner Zeit - der "Via Romea". Route und Reiseeindrücke hielt er detailliert und Meile für Meile fest.

Jahrhunderte später geriet die "Autobahn des Mittelalters" in Vergessenheit. Bis sich vor vier Jahren deutsche Städte entlang der "Via Romea" zu einem Förderverein zusammenschlossen, um den alten Pilgerweg wiederzubeleben. In diesem Jahr mit einem ehrgeizigen Projekt: einer Deutschlandwanderung mit 43 Tagesetappen von Stade an der Nordsee über Wernigerode und den Harz bis nach Mittenwald am Alpenrand.

Als Orientierung dienen den Pilgern die Reiseaufzeichnungen von Abt Albert - sein "Stader Itinerar"- und eine historische Karte aus dem Jahr 1499, die neben vielen anderen Routen auch den Romweg abbildet. "Das Ganze ist als Staffelwanderung geplant", erklärt Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). Jeder Ort organisiere eine Etappe. Der Pilgerstab werde von Stadtchef zu Stadtchef weitergegeben.

Los geht es am 22. Juni in Stade. "Die Wandergruppe aus Hornburg wird Osterwieck, Wasserleben und Veckenstedt passieren und am 1. Juli Wernigerode erreichen", sagt Gaffert. "Wir starten einen Tag darauf vom Rathaus aus in Richtung Hasselfelde." Die letzte Etappe erreichen die Teilnehmer am 3. August.

Ziel des Projektes sei es, endlich alle Städte auf der "Via Romea" mit ins Boot zu holen, sagt Ulrich Eichler, der die Stadtverwaltung im Förderverein vertritt. "Einige Orte, wie Wernigerode, sind engagiert dabei, den Romweg zu entwickeln. Andere haben sich bisher leider zurückgehalten." Gleichzeitig soll die Freude am Pilgern geweckt werden.

Theobaldikapelle und das Blutwunder von Wasserleben

Neben dem Naturerlebnis lernen die Wanderer unterwegs kulturelle und historische Sehenswürdigkeiten kennen, können dabei den Geist des Mittelalters spüren und innehalten. Die Stephanikirche in Osterwieck, die St. Georgikapelle und die Theobaldikapelle in Wernigerode standen schon zu Zeiten des Abtes Albert, waren damals Pilgerorte und sollen es auch wieder werden.

Auch Wasserleben war vor Jahrhunderten berühmt für sein Blutwunder. Aus Überlieferungen ist bekannt, dass in dem Nordharzdorf eine Hostie zu bluten begonnen hatte. Der Verbleib der Hostie ist ungeklärt. Für das Tuch, in das das blutende Stück eingewickelt war, errichteten die Wasserlebener eine Kirche. Von diesem Bauwerk - so heißt es - ist nur eine Tür erhalten.

81-jähriger Harzer will die gesamte Strecke bewältigen

Zwischen 20 und 30 Kilometer lang sind die einzelnen Tagesetappen. "Wir hoffen auf viele Teilnehmer, die von Wernigerode nach Hasselfelde pilgern", sagt Gaffert.

Angesprochen sind alle Wanderfreunde und die, die es noch werden wollen. "Vielleicht traut sich der eine oder andere sogar mehrere Etappen zu." Wie lang die Gesamtstrecke genau ist, vermag weder Peter Gaffert noch Ulrich Eichler zu sagen. "Mehr als 700 Kilometer auf jeden Fall, vielleicht sogar 800", so Gaffert.

Übrigens: Einen Mutigen gibt es bisher, der alle 43 Etappen von der Nordsee bis zu den Alpen zu Fuß zurücklegen will. Egon Ecklebe aus Königshütte wird in wenigen Tagen 82 Jahre alt. Schon mehrfach umrundete der rüstige Rentner Deutschland, wanderte bereits vom Harz bis nach Sizilien. Immer dabei sein treuer Gefährte Hund "Hajo" und sein Wanderwagen, der ihm auch als Unterkunft dient.

"Die Tour reizt mich mächtig", sagt der 81-Jährige. "Alles ist so gut organisiert. Ich brauche mir nur noch die Schuhe anzuziehen und loszulaufen."