1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Vom Rundklatsch bis zum Ohrlochschlagen

"Tag der offenen Tür" im Blankenburger Herbergsmuseum und Gesellentreffen Vom Rundklatsch bis zum Ohrlochschlagen

Von Jens Müller 02.05.2014, 03:23

Zahlreiche Neugierige haben den "Tag der Arbeit" genutzt, um dem Herbergsmuseum in der Blankenburger Bergstraße einen Besuch abzustatten. Zwei Dutzend Handwerksgesellen trafen sich dort zur Pflege ihres Brauchtums.

Blankenburg l Zu einem zünftigen Handwerker gehört auch ein richtiger Ohrschmuck. Für Elektriker Florian Ahlborn, seit Donnerstag jüngstes Mitglied der Zünftigen Handwerker zu Goslar, kam dafür nur ein silberner Blitz in Frage. Nur was tun, wenn das entsprechende Ohrloch fehlt? Zum Gesellentreffen im Blankenburger Herbergsmuseum wussten die erfahrenen Kollegen der Dachdecker- und Zimmermannszunft Rat: Sie nahmen einen Nagel, ein mit Hochprozentigem gefülltes Schnapsglas, einen Hobel und einen Schieferhammer. Das linke Ohr auf den Hobel gelegt, ein Schlag mit dem Hammer auf den desinfizierten Nagel. Und schon baumelte wenige Sekunden später der Anhänger am noch etwas blutverkrusteten Ohrläppchen.

Diese etwas rustikale Art des Ohrlochstechens blieb am 1. Mai aber die Ausnahme. Zwei Dutzend Gesellen, zahlreiche neugierige Besucher und Mitglieder des Harzklub-Zweigvereins Blankenburg nutzten das Treffen im Garten der historischen Gesellenherberge zum Plausch und zur Pflege alter Handwerksbräuche, wie dem Schallern und Klatschen. Zum ersten Mal dabei waren elf der insgesamt 16 Mitglieder zählenden Zünftigen Handwerker zu Goslar, die sich erst im Januar 2013 als Bruderschaft gegründet und über die deutsche Dachorganisation, dem Bündnis zünftiger Gesellen, Kontakt zu den Blankenburgern aufgenommen hatten. "Beim Gesellentreffen im September waren wir zum ersten Mal zugereist. Dort haben wir uns mit allen gut verstanden. Seither sind wir hier aktiv", zeigte sich Dachdeckermeister Florian Nicolai-Trenkner angetan von der Gastfreundschaft der Blankenburger. Zudem sei auch das Herbergsmuseum ein ganz besonderes Ziel: "Es ist ein historischer Treffpunkt, der bundesweit einmalig ist", lobte Florian Nicolai-Trenkner das geschichtsträchtige Haus, das nicht nur als Infopunkt dient, sondern auch als beliebtes Ziel von Gesellen, die auf Wanderschaft sind. "Es ist schon toll, dass das über viele hundert Jahre hinweg so funktioniert."