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Teufelsstieg eingeweiht Goethes Faust im Harz vereint

Der Klassiker aus Goethes Faust ist nun als Ganzes im Harz zu erleben.
Nach hartem Ringen ist der Teufelsstieg verlängert worden und zum Tag
der Deutschen Einheit feierlich eingeweiht worden.

Von Regina Urbat 03.10.2014, 19:27

Schierke l Es ist vollbracht, eine Ost-West-Story mit Happy End. Und wohl kein anderer als der Tag der Deutschen Einheit sowie der Brockengipfel wären der richtige Zeitpunkt und Ort für das historische Ereignis gewesen.

Unter Beifall von vielen hundert Augenzeugen wurde am Freitag der Teufelsstieg als Ganzes offiziell eingeweiht. Stolz präsentierten Horst Woick aus Bad Harzburg und Brocken-Benno Schmidt aus Wernigerode ihr Gemeinschaftswerk. Die beiden Initiatoren des Themenwegs strahlten mit der Sonne am azurblauen Himmel um die Wette, wohl wissend, welch beschwerlicher Weg hinter ihnen lag.

Schon 2005 hatte der Wanderführer Horst Woick, einst Kurdirektor, den 13 Kilometer langen Teufelsstieg auf den Spuren Goethes von Bad Harzburg zum Brocken ins Leben gerufen und empfahl die Verlängerung vom Harzgipfel über Schierke nach Elend. Angelehnt an Goethes Harzwanderungen 1783 und 1784, deren Eindrücke der Dichter in der Faust-Tragödie verewigte. "Aber keiner wollte an den Klassiker aus der \'Walpurgisnacht` heran", sagte der 80-Jährige. "Deshalb war es ein Glücksfall, dass Brocken-Benno 2008 die Idee aufgriff und sich in seiner ihm typischen Art unermüdlich für die Umsetzung aufdrängte", so Horst Woick. Benno Schmidt ergänzte schmunzelnd: "Ich habe sie mit Schreiben überschüttet, um klar zu machen, dass wir trotz der Fülle von Themenwegen im Harz, den einen, wahren brauchen."

Das Projekt mit "weltliterarischer Bedeutung", so Schmidt, nahm Formen an. Harzklub, Fremdenverkehrsverbände und Ämter wurden von der Werbewirksamkeit überzeugt, zumal der Weg vom Elendstal zum Brocken existierte und nur hergerichtet werden musste. Benno Schmidt sammelte rund 3500 Euro bei Sponsoren und erhielt Unterstützung von den Harzklub-Zweigvereinen Wernigerode, Schierke und Elend. Die Tourismus GmbH Wernigerode ließ einen Flyer drucken, der Blankenburger Schriftsteller Bernd Wolff half bei der Auswahl der Goethe-Zitate, von denen nun zwölf den insgesamt 26 Kilometer langen Teufelsstieg säumen.

Die Einweihung des neuen Natur- und Bildungspfades war Höhepunkt der Gedenkstunde, die Harzklubfreunde aus Ost und West seit 24 Jahren immer am 3. Oktober vor dem Wolkenhäuschen vereint. "Und so wollen wir es auch beibehalten", versicherte Christoph Steingaß. Der stellvertretende Hauptvorsitzende des Harzklubs erinnerte an die Zeit, als der Harz durch eine schier unbezwingbare Grenze geteilt war, an den friedlichen Volksaufstand, die Helden der Deutschen Einheit und die vielen Ost-West-Freundschaften.