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Testphase mit Parkverbot und neuer Bushaltestelle in der unteren Breiten Straße angelaufen Lieferanten haben ein Problem

Von Theo Weisenburger 25.06.2015, 01:11

Im kommenden Jahr wird das Einfallstor in die Altstadt verschönert - der Umbau der unteren Breiten Straße beginnt. Die Vorbereitungen dazu haben bereits begonnen.

Wernigerode l Vor knapp zwei Wochen sind Anwohner und Gewerbetreibende der unteren Breiten Straße zu Versuchsobjekten geworden. Das Parken ist auf dem 320 Meter langen Straßenabschnitt verboten, die beiden Bushaltestellen am Anfang und am Ende der Straße wurden geschlossen und durch eine einzige in der Mitte ersetzt. So soll erprobt werden, ob sich nach geplantem Umbau und Beruhigung der unteren Breiten Straße der Verkehr auch so organisieren lässt.

Die Testphase läuft voraussichtlich noch bis August, doch ein Ergebnis ist bereits da: Nicht allen gefällt, was sich die Stadt hat einfallen lassen. Zum Beispiel Ulrich Reinhardt, der Eigentümer des Gebäudes Breite Straße76, das jetzt an der neuen Bushaltestelle liegt und seinem Mieter, Bäcker Matthias Türk.

Den treibt vor allem eine Sorge um. In der Straße gilt - zumindest während der Testphase - absolutes Halteverbot. Damit können seine Kunden nicht mal eben schnell vor dem Geschäft parken, um im Laden ihre Frühstücks-Brötchen zu kaufen. Türk rechnet deshalb schon mit Umsatzeinbußen. Doch genaueres lasse sich nach den wenigen Tagen, in denen erst getestet werde, noch nicht sagen. Manch einer habe sich auch schon auf die neue Situation eingestellt: "Ein paar Leute kommen auch zu Fuß."

Deutlicher wirke sich das Halteverbot allerdings auf seine Lieferanten aus, und auf ihn selbst, so Türk. Dreimal am Tag bringt Türk frische Ware in sein Geschäft, nach Ladenschluss holt er nicht verkauftes Brot und Kuchen wieder ab. Theoretisch dürfte er wegen des absoluten Halteverbots nicht vor der Ladentür parken, sondern müsste die schweren Kisten weit schleppen.

Ähnlich argumentiert auch Ulrich Reinhardt, der in seinem Haus auch zwei Ferienwohnungen vermietet, und bereits im Ordnungsausschuss das Thema angesprochen hat. Am liebsten wäre ihm eine Verlegung der Bushaltestelle. Schließlich gebe es an der Straße noch Stellen, die nicht so stark frequentiert seien. Zumindest aber sollte statt eines Halteverbots ein Parkverbot eingerichtet werden. In diesem Fall wäre zumindest das be- und entladen erlaubt.

Theoretisch ist das möglich. "Das lässt sich nachregulieren", sagt Ordnungsamtsleiter Gerald Fröhlich. Schließlich handele es sich um einen Test, was tatsächlich umgesetzt wird, werde erst nach dem Ablauf entschieden.

Dass an der Straße etwas geschehen wird, ist weitgehend unstrittig. Lange wurde darüber diskutiert, wie die untere Breite Straße, über die die meisten Besucher in die Innenstadt gelangen und sie wieder verlassen, attraktiver gemacht werden kann. Die Planungen liegen jetzt vor, der Bau- und der Ordnungsausschuss haben bereits zugestimmt. Eine Fußgängerzone wird es in diesem Bereich nicht geben, es bleibt bei einer Tempo-20-Zone. Durch breite Gehwege, eine schmale Fahrbahn und vor allem durch Verzicht auf Parkflächen soll die Straße optisch ansprechender und vor allem ruhiger werden. Denn wenn es keine Parkplätze gibt, lässt sich der Durchgangsverkehr um die Hälfte reduzieren.

Ebenfalls geplant ist es, die beiden Bushaltestellen am Anfang und am Ende der Straße zu einer zusammenzufassen. Vor allem die am oberen Ende, an der Ringstraße, muss weichen. Dort ist es einfach zu eng für die großen Busse, zumal dort oft auch Touristen auf der Straßen bleiben, um das Schloss zu fotografieren.

Wo genau aber die neue, einzige Bushaltestelle der umgebauten Straße dann sein wird, das ist laut Planungsamtsleiter Dieter Nadler noch nicht endgültig beschlossen. Sie könne durchaus noch an eine andere Stelle verschoben werden. Sicher sei aber jetzt schon, dass sie kürzer sein wird als die provisorische der Testphase. Die ist lang genug, damit zwei Busse gleichzeitig parken können. Mit dieser Änderung können sicherlich auch die Anwohner leben. Die sind ohnehin einverstanden mit Umbau und Beruhigung der Straße. Janine Palm etwa. Sie arbeitet im Modegeschäft "Geblendet", das ebenfalls an der neu eingerichteten Bushaltestelle liegt. Als störend empfindet sie die Bushaltestelle nicht, Kunden hätten sich noch nicht über fehlende Parkplätze beschwert. Ganz im Gegenteil, gerade die erhoffte Verkehrsberuhigung sei ein Vorteil. Die Besucher könnten besser durch die Straße bummeln, seien nicht so gehetzt: "Ich finde das besser."