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Sprengung im Schimmerwald sorgt für Schock in Stapelburg Bombensplitter fliegt drei Kilometer weit und durchschlägt ein Dach

Von Rainer Marschel 18.06.2011, 04:33

Bei der Sprengung mindestens zweier größerer Bomben auf dem Muna-Gelände im Schimmerwald ist es am späten Donnerstagnachmittag zu einem Zwischenfall gekommen. Als Folge der zweiten Detonation schlägt ein 3,5 kg schwerer Splitter in das Dach eines Hauses in Stapelburg ein. Verletzt wird niemand. Das Geschoss muss dabei mindestens drei bis vier Kilometer weit geflogen sein.

Stapelburg. Es ist später Donnerstagnachmittag, als in ganz Stapelburg zwei größere Detonationen aus dem fernen Schimmerwald zu vernehmen sind. In der Nähe der dortigen Munitionsanlage der einstigen Wehrmacht ist das seit Jahrzehnten nichts Ungewöhnliches. Doch an diesem Tag ist alles anders.

Es ist 17.30 Uhr. Dem ersten Knall folgt gleich darauf ein zweiter. Zu dieser Zeit sitzen Sandra Schultz und ihr Lebensgefährte Sven Klingenberg im Vorderhaus in der Wasserstraße 16 beim gemeinsamen Abendbrot mit ihren Eltern. Im gegenüberliegenden Einkaufsmarkt zeigen erste Passanten immer wieder auf das eigene Grundstück. Das lässt nicht nur Sandra Schultz stutzen. Als sie zehn Minuten später rausgeht, schnappt sie von den Nachbarn ein paar Wortfetzen auf. Dabei geht es neben der Muna auch um das eigene Dach. Die Stapelburgerin: "Da hatte ich noch gar nicht geschnallt, was die wollen." Zunächst bemerkt sie rote Stücke von mehreren, offensichtlich geborstenen, Dachziegeln auf ihrem VW Polo. Dieser ist auf dem Innenhof so unglücklich abgestellt worden, dass er beschädigt wird.

"Nicht auszudenken, wenn das jemanden getroffen hätte"

In diesem Moment eilt ein Nachbar herbei: "Bei euch muss von der Sprengung in der Muna irgendwas ins Hausdach reingeflogen sein." Daraufhin stürmt Sven Klingenberg sofort auf den Dachboden. Dort findet er einen noch immer sehr heißen und wie sich später heraus- stellt 3,5 Kilogramm schweren Bombensplitter. Dieser muss mindestens drei Kilometer weit geflogen und mit sehr hoher Geschwindigkeit in das Haus eingeschlagen sein. Nicht nur in mehreren Dachziegeln klafft seitdem ein etwa 40 Zentimeter großes Loch. Der Splitter durchschlägt auch die Holzdielen des darunter befindlichen Dachbodens. Er landet schließlich noch eine Etage tiefer auf einem nicht brennbaren Betonboden. Sandra Schultz: "Gott sei Dank, dass dort nicht auch noch ein Holzfußboden war. Das hätte doch leicht alles in Brand gesteckt werden können." Und weiter: "Bloß gut, dass es beim Sachschaden geblieben ist. Wenn das jemanden im Ort getroffen hätte, darüber darf man gar nicht nachdenken. Das hätte jemanden mit Sicherheit getötet." Ihr Freund Sven Klingenberg: "Ich konnte es zuerst ja gar nicht glauben, was ich da auf dem Dachboden zwischen all den Holzsplittern gesehen habe." Wie die beiden Stapelburger erst am Tag da- rauf feststellen, führt der Einschlag auch zu einem Riss in der Decke ihres Arbeitszimmers. Außerdem stellt sich heraus, dass es auch in Abbenrode Sachschaden gegeben haben soll. Dort zerspringt von dem heftigen Knall eine Fensterscheibe. Zu dem Zeitpunkt, als der Splitter einschlägt, stehen mehrere Kinder im Garten des Nachbarhauses - keine 30 Meter entfernt. Sandra Schultz: "Wir sind wirklich entsetzt. So etwas gab es hier noch nie. Jetzt hoffen wir bloß, dass die Versicherung für den Schaden aufkommt, welche auch immer." Allein am Polo dürfte sich dieser auf 500 Euro belaufen.

Eine knappe Stunde später ist die Polizei aus Wernigerode vor Ort und beschlagnahmt den Bombensplitter. Dieser misst 24 x 13 x 3 Zentimeter. Stapelburg dürfte damit am Donnerstagabend nur knapp einer Katas-trophe entgangen sein.