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Dreiste Diebstahlserie während laufender Sanierung / Schaden nicht beziffert / Fürst Philipp spricht von "kleinem Rückschlag" "Selbstbedienungsladen" Schloss Ilsenburg

Von Rainer Marschel 12.08.2011, 04:29

Wie erst jetzt bekannt wurde, kam es während der vergangenen Wochen zu mehreren Diebstählen am Ilsenburger Schloss. In zwei aufeinanderfolgenden Nächten wurden sämtliche kupferne Fallrohre auf der Hofinnenseite gestohlen. Am helllichten Tag verschwanden zudem von einer Dachdeckerfirma Schiefer-Ziegel, die eigentlich für den Pferdestall gedacht waren.

Ilsenburg. Nicht nur der Gold-, sondern auch der Kupferpreis schoss während der vergangenen Monate extrem in die Höhe. Ein Umstand, den sich Kriminelle auf dem Ilsenburger Schlossgelände auf höchst fragwürdige Weise zu Nutze machten.

Zu einem ersten Diebstahl der teuren kupfernen Fallrohre kam es in der Nacht zum 14. Juli. Und das ungeachtet einer besonderen Verankerung in den Wänden. Was bei diesem ersten Raubzug nicht abzutransportieren war, erledigten die Diebe in der darauffolgenden Nacht. Offenbar mit brachialer Gewalt wurden auch noch die restlichen Fallrohre "mitgenommen". Doch nicht genug damit. Eine Firma, die mit der Eindeckung des ehemaligen Pferdestalls befasst war, beklagt seit einigen Wochen den Verlust einer Pallette mit teuren Schieferziegeln. Diese "verschwanden" sogar an einem Nachmittag. Ob es zwischen diesen dreisten Straftaten einen Zusammenhang gibt, ist allerdings nicht klar.

Befürchtungen haben sich alle bewahrheitet

Auf jeden Fall war bereits unmittelbar nach der Montage der in der Sonne blitzenden und daher in der Stadt weithin sichtbaren Kupferrohre orakelt worden, dass das eine Steilvorlage für potenzielle Buntmetalldiebe werden könnte. Nun also haben sich die schlimmsten Befürchtungen nach weniger als einem halben Jahr bewahrheitet.

Philipp zu Stolberg-Wernigerode zeigte sich während seines Besuches auf dem Schloss gestern von der Nachricht ebenso bestürzt und enttäuscht, wie schon vor Wochen Bürgermeister Denis Loeffke und Verwalter Bernd Minnich. Jetzt sollen die notdürftig reparierten Fallrohre durch neue aus Plastik ersetzt werden. Eine offenbar unverzichtbare Aktion, die die Experten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz dem neoromanischen Bau von 1862 sicher gern erspart hätten. "Das ist ein kleiner Rückschlag, aber damit müssen wir jetzt irgendwie zurecht kommen", sagte der neue Kuratoriumsvorsitzende.

Zwar hatte sich Philipp zu Stolberg-Wernigerode zu Aussagen über Nachfolgekonzepte für das Schloss Zeit bis mindestens zum Jahresende erbeten, dennoch sprach er gestern erstmals von der Idee, eine Bildungsakademie mit verschiedenen Studiengängen zu etablieren. Dazu werde "wahrscheinlich in Kürze eine Machbarkeitsstudie bei einer externen Firma in Auftrag gegeben."

Bildungsakademie wird erwogen - kein Hotel

Das dafür benötigte Geld müsse aber erstmal aufgebracht werden, so der Fürst gestern auf Nachfrage der Harzer Volksstimme. Dass eine Bildungsakademie und ein zusätzlicher Hotelbetrieb möglich sein werden, hält er für eher unwahrscheinlich. In jedem Fall sind die Dacheindeckungen für 2011 abgeschlossen. 2012 sollen sie mit dem eigentlichen Schloss, der überdachten Durchfahrt ("Botho-Bau") sowie dem Landhaus komplett fertiggestellt werden. Jetzt hofft er, mit den dafür veranschlagten über 700000 Euro hinzukommen. Den Löwenanteil dieser Summe zahlt das Land Sachsen-Anhalt. Nur das Schloss soll ebenfalls eine Schiefereindeckung erhalten.

Gegenwärtig sei man noch dabei, gemeinsam mit der Stadt zu prüfen, inwieweit das Ilsenburger Standesamt im Kloster etabliert werden könnte. Ein entsprechender Antrag sei aber bei der Kreisverwaltung noch nicht eingereicht, sagte Bürgermeister Denis Loeffke.

Über eine weitere Abstimmung zur Zusammenarbeit der Ilsenburger mit dem Drübecker Kloster wurde zunächst nichts bekannt. Diesem Ziel diente allerdings eine Unterredung zwischen Philipp zu Stolberg-Wernigerode mit Pfarrer Christoph Carstens, der zu diesem Zweck ebenfalls gestern in Ilsenburg weilte.