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  7. Hotelchefin kritisiert Blockade der Stadt, Skiverband betont einmalige Chance

Vor morgiger Sonderratssitzung zum umstrittenen Kauf des Schanzenhauses im Zwölfmorgental Hotelchefin kritisiert Blockade der Stadt, Skiverband betont einmalige Chance

Von Tom Koch 07.10.2009, 04:58

Der Wettlauf ums Schanzenhaus geht in seine entscheidende Phase : Kurz vor der morgigen Sonder-Ratssitzung haben sich Landesskiverband und Hotelmanagement mit erwartungsgemäß gegenteiligen Positionen zu Wort gemeldet : Die Sportler erkennen eine einmalige Chance für den Nachwuchssport, aus dem Hotel heißt es, die Stadt blockiere die weitere Entwicklung des Hauses.

Wernigerode. Ein von Steuergeldern finanzierter Anlauf zum zweiten Flop und obendrein der Versuch, ein erfolgreiches Hotel in seinem Geschäftsbetrieb zu behindern. Diese Botschaft enthält ein Flugblatt, das den Namen von Bianca Görke und das Logo vom " Schanzenhaus Aktivhotel " trägt. In den vergangenen Tagen war der A-4-große Zettel in Wernigeröder Briefkästen zu finden, versehen mit der Überschrift " Fakten zum Schanzenhaus ". Görke kritisiert zwar eine " einseitige Pressedarstellung ", sie selbst hatte sich jedoch nur einmal im August an die Volksstimme gewandt, um zu beteuern, das Schanzenhaus wäre gut ausgelastet und nicht bankrott.

Gleichwohl, die Stadträte haben am Donnerstag zu entscheiden, ob sie das insolvente Hotel kaufen und für zehn Jahre an die Schierker Baude der Landessportjugend verpachten wollen. Diese plant, das Wernigeröder Jugendgästehaus im Zwölfmorgental weiter zu betreiben und mit dem Landesskiverband ein Internat für Skisportler einzurichten.

Ski-Internat hat bereits erfolglos existiert

Bianca Görke indes teilt per Flugblatt mit, " ein Ski-Internat hat bereits erfolglos existiert ". Das Projekt sei nach drei Monaten mangels Kindern beendet worden. Für ihr Haus schätzt die 42-J ährige ein, es verzeichne erhebliche Zuwächse bei Busreisenden und habe sich auf dem Markt etabliert, " soll vielleicht gerade das verhindert werden ?"

Gastronomie und Hotel könnten " klare Erfolge " vorweisen, nachdem das Konzept im Schanzenhaus geändert worden sei : Weg vom gemeinnützigen Sport. Gleichwohl heißt es weiter, eine Gefahr für den Skisport werde es auch künftig nicht geben, da alle Nutzungsvereinbarungen vertraglich geregelt seien " und auch weiteren Bestand haben ".

Im Flugblatt der Hotelmanagerin heißt es auch, " Steuergelder werden nur bezahlt, wenn die öffentliche Hand das Hotel kauft bzw. betreibt ". Ein Hinweis darauf, dass der Wernigeröder Steuerzahler mit dem symbolischen " Verkauf " des städtischen Hotelgrundstücks für eine D-Mark bereits einmal kräftig zur Kasse gebeten wurde, fehlt ( heute wird allein der Grundstückswert auf mindestens 300 000 Euro geschätzt, ein Schnäppchen für den neuen Eigentümer allemal ).

Görke sorgte dieser Tage übrigens auch außerhalb des Schanzenhauses für Schlagzeilen : Für die Linke hatte sich die Staßfurterin um ein Bundestagsmandat beworben – genauso vergebens wie ihr Versuch zuvor, Bürgermeisterin in ihrer Heimatstadt zu werden.

Unterdessen bekräftigte der Landesskiverband seine Absicht, Wernigerode zum Zentrum des Nachwuchsleistungssport entwickeln zu wollen, dazu biete sich jetzt " eine einmalige Chance ". Vize-Präsident Mirco Sommer schätzte in seiner Stellungnahme selbstkritisch ein, die Strategie dafür sei 2007 " durch die Verwerfungen im Landessportbund " unterbrochen worden. Sowohl der personell erneuerte Sportbund in Sachsen-Anhalt als auch der Deutsche Skiverband wollen in Wernigerode langfristig " einen Trainings- und Landesstützpunkt " Brocken " für Nordische Kombinierer und Skispringer mit Hauptzentrum im Zwölfmorgental und Sportstätten in Schierke, Braunlage und künftig auch Elbingerode aufbauen. Mit der Eingemeindung Schierkes durch Wernigerode verfüge man nicht nur über " neue sporttouristische Potenziale, sondern gar über neue Ausgangsbedingungen ", schätzte Sommer ein.

Neue Potenziale dank Eingemeindung

Zudem zeigte er sich zuversichtlich, dass der Mix aus langer Wintersporttradition und großem Engagement der Übungsleiter geeignet sei, das im Mai beschlossene Skisport-Zukunftskonzept mit Leben zu erfüllen. Zudem habe sogar der Deutsche Skiverband bereits mehrfach seine nachhaltige Unterstützung zugesagt. Angesichts der intensiven Pro- und-Kontra-Aussprache im Wernigeröder Stadtrat zum Erwerb des Schanzenhauses erklärte der Vizepräsident, er habe für die " sehr verantwortungsvoll geführte Debatte " große Achtung und Verständnis. Dass die Abgeordneten diese Perspektive für den Harzer Skisport nicht nur unterstützten, sondern auch begleitend kontrollierten, würde der Skiverband Sachsen-Anhalts begrüßen.