1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Vom Schattenstab bis zur erotischen Uhr

Museum der Geschichte der Zeitmessung in Treseburg Vom Schattenstab bis zur erotischen Uhr

Von Hans Walter 18.04.2009, 05:31

Treseburg hat ein besonders liebenswürdiges Privatmuseum. Diese Harzperle dokumentiert die Geschichte der Zeitmessung und der Fotografe. Faszinierend : Einmal in ein Uhrwerk mit seinen vielen Rädchen reinzuschauen.

Treseburg. Im Museum der Zeitmessung und Uhrenentwicklung in der Treseburger Ortsstraße 11 locken museale Schätze. Und Geschichten wie diese über die Entwicklung der ersten Armbanduhr, erzählt von den Museumsinhabern Silke und Rüdiger Fischer.

Kaiser Wilhelm II. nämlich grübelte, wie er die unpraktische Taschenuhr seiner Off - ziere durch ein besseres Konstrukt ersetzen könnte. Im Manöver und im Felde mussten sie vor dem Feind immer in Deckung gehen. Das aber bekam ihren Taschenuhren so ganz und gar nicht. Also gab Majestät 1879 in der Schweiz bei der noch heute berühmten Manufaktur von Girard und Perregaux eine Uhr in Auftrag, die man am Handgelenk tragen konnte. Praktisch ! Sie hatte ein Gitter über dem Glas, ging nicht kaputt und hatte zudem den Vorteil, dass man jederzeit – auch im Liegen – die Zeit ablesen konnte. Das war die Geburtsstunde der modernen Armbanduhr.

In Fischers Uhrenmuseum ist sie natürlich zu sehen, ebenso wie über 400 weitere Exponate, die Einblick in 5000 Jahre Zeitmessung geben. Nichts, was es nicht gibt – angefangen vom Schattenstab, den Sonnen-, Sand- und Wasseruhren über die wichtige Turmuhr bis zum Fahrtenschreiber oder dem Oszillografen. Denn auch beim Aufzeichnen eines EKG oder EEG steht gewissermaßen die Uhr Pate.

Damit hat sich Familie Fischer auf ein weit und breit kaum beackertes museales Gebiet gewagt. Er war 1989 nach einem Verkehrsunfall invalide geschrieben. Als 1997 das Museum in Thale mangels Geld schließen sollte, überlegten die ehemaligen ( und nun bald wieder ) Thalenser Silke und Rüdiger Fischer, wie man helfen könnte. Eine ganz außergewöhnliche, großherzige Aktion. Mit einer Sonderausstellung vielleicht ? " Wir haben doch sechs Wecker ", sagte Frau Silke. Gute Idee ! Den " Rest " borgten sie sich für ihre große Wanderausstellung zusammen. Nachdem aber die geliehenen Uhren zurückgegeben waren, setzte die eigene Sammelleidenschaft ein, die 2000 zur Gründung des Treseburger Museums führte. Schwarzwalduhren ganz aus Holz und Wecker, die Historie der Firma Thiel – UMF – Ruhla, erotische Zeitmesser, Uhren aus Halberstadt und Uhrmacherwerkzeuge – die Sammlung ist überaus vielfältig. Im Lauf der Zeit haben sich die Fischers neue Sammelgebiete erschlossen. Das Medium Fotograf e und Film ist gleichfalls gut dokumentiert. Von der Glasplatte über den Roll- und Kleinbildf lm und die Polaroidkamera bis zur Digitaltechnik. Von der Box über die Balgenkamera zur Spiegelref exkamera inklusive der Vergrößerungstechnik.

Rüdiger Fischers ganz große Liebe aber gehört der Musik. Täglich um die sechs bis sieben Stunden probt er auf dem Thürmer-Stutzfügel, übt seine Feinmotorik mit Bach und Mozart. Seine Favoriten. Früher spielte er auch noch Flöte, Gitarre und Trompete. Diese und viele weitere Instrumente hängen an der Wand. Wer weiß – vielleicht bietet Fischers Museum bald auch klingende Streifzüge durch 5000 Jahre Musikgeschichte an ...

Geöffnet ist täglich von 9 bis 17 Uhr, Telefon ( 03 94 56 ) 5 67 32.

f