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Rekordjäger feiert heute 80. Geburtstag, erklimmt zum 6666. Mal den Harzgipfel, verteilt Sonderstempel für krebskranke Kinder 90 000 Kilometer gegen das Vergessen - Brocken-Benno wandert weiter

Von Regina Urbat 22.05.2012, 05:23

Wernigerode l Er ist längst ein Medienstar, der Brocken-Benno. Er versüßt sich heute seinen 80. Geburtstag mit seiner 6666. Wanderung auf den Harzgipfel.

Punkt 9 Uhr begibt sich Benno Schmidt von Schierke aus auf den acht Kilometer langen Fußmarsch mit vielen Freunden, in Begleitung zahlreicher Fernsehteams, Fotografen und Journalisten. Gegen 11 Uhr wird sein Geburtstagsgeschenk - die Bank aus Harzer Granitstein - enthüllt, um 11.30 Uhr überreicht ihm auf dem Gipfel Brockenwirt Hans Steinhoff die Urkunde. Gleichzeitig verkauft der Jubilar für einen Euro Brocken-Benno-Sonderstempel, den Erlös spendet er dem Verein "Krebskranke Kinder im Harz". Dann ist Zeit für einen Imbiss mit Gedankenaustausch, gegen 13.30 Uhr geht es wieder hinunter ins Tal.

Benno Schmidt überlässt nichts dem Zufall, hat alles genau geplant, sich sehr gut vorbereitet. Typisch für einen Rekordjäger. Ihn jedoch nur auf die Spitzenleistung zu reduzieren, ist zu wenig. Ihn als verrückt zu bezeichnen, ist zu einfach. Über ihn den Kopf zu schütteln, bringt nichts. Der Wernigeröder wird weiter zum Brocken wandern. "Gegen das Vergessen", wie er entschlossen sagt.

Rund 90 000 Kilometer, über zwei Erdumrundungen, hat der drahtige Rentner schon in den Beinen. "Warum soll ich aufhören", fügt Benno Schmidt auf der Extratour mit der Volksstimme leise hinzu. Die Herausforderung ist für ihn längst Lebensaufgabe, die am 3. Dezember 1989 ihren Anfang nahm. Damals, als um 12.45 Uhr das Tor zwischen den Betonmauern auf dem Brocken geöffnet wurde, ist er dabei gewesen. "Dieses sagenhafte Ereignis werde ich nie vergessen." Nach 28 Jahren militärisches Sperrgebiet für Ost- und Westharzer ist der Brocken wieder frei und zieht den Harz- und Heinefreund bei Wind und Wetter magisch an.

Er kann seine Liebe zur Natur und Rastlosigkeit, die er wohl vom Großvater Friedrich Spott geerbt hat, ausleben. Ihm nachzueifern, "er hat unermüdlich und vorbildlich geschafft", bestärkt den einstigen Mitarbeiter bei der Konsumgenossenschaft, das Richtige zu tun.

Auf den Touren zum 1142 Meter hohen Gipfel sammelt er Ideen und setzt sie in Taten um. Sei es bei der Gestaltung des Plateaus und der Gedenkkultur auf dem Brocken, dem Ausbau von Wanderwegen im Nationalpark, der Schaffung neuer Routen wie den Harzer Grenzweg, der Werbung für Brockenmuseum und -garten sowie Harzer Wandernadel und vielem mehr. Der "tüchtigste Brockenwanderer" - so ist Benno Schmidt schon dreimal im Guinness-Buch der Rekorde verewigt worden - liebt das Herzstück seiner Heimat über alles. Dafür schleppt er auf seinen Gipfeltouren tonnenweise Schotterkies in Einkaufsbeuteln und Steine, um Stellen des Eckerloch-Aufstiegs auszubessern und zu befestigen. Baut Stufen, damit die Wanderer leichter Felsen überwinden, setzt Quellen instand und repariert Abflussgräben für Schmelzwasser entlang der Wege. Ein Rekordjäger in Eintracht mit der Gemeinnützigkeit, für die er unter anderem mit der Ehrennadel des Landes ausgezeichnet wurde.

Sehr wichtig auf seinen Werbefeldzügen sind dem Harzklubmitglied und ehrenamtlich tätigen Wanderführer die Begegnungen mit Menschen aus aller Welt. In dieser Hinsicht kommt ihm seine Medienpräsenz zugute. Vielfach wird der Wandersmann mit den vielen Abzeichen an Basecap und Jacke freundlich "Hallo, Benno!" begrüßt. Dann steht er freimütig Rede und Antwort, verteilt Autogrammkarten, gibt Wandertipps und muntert gern Kinder auf, sich die Freude am Wandern zu erhalten.

"Disziplin und Ausdauer zahlen sich aus", sagt Benno Schmidt, der sich auch als Motivator für Jung und Alt versteht. "Man sollte immer ein Ziel vor Augen haben", fügt er hinzu und verrät, dass er schon mit 7777 Brockenaufstiegen liebäugelt. Bei der Begründung spricht dann nur der Rekordjäger aus ihm: "Ich will es meinen Verfolgern nicht zu einfach machen."