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Noch bis August verschönern Maler der Oskar-Kämmer-Schule die Wand am Kohlgarten-Sportplatz Ehemalige Graffiti-Mauer zeigt nun Sehenswürdigkeiten

Von Julia Schneider 26.06.2012, 05:23

Wernigerode l Noch bis Ende August lassen Monika Manke, Ilja Jenatzki, Karl-Heinz Hintz und Detlef Budich ihrem kreativen Tatendrang freien Lauf: Die vier verschönern die ehemalige Graffiti-Mauer am Sportplatz Kohlgarten in Wernigerode - ein Projekt der Oskar-Kämmer-Schule mit Unterstützung der Stadt.

Im vergangenen Jahr hatten acht Maler der Bildungseinrichtung mit der Erneuerung der Mauer begonnen und brachten mit Volltonfarben eine fiktive Landschaft auf die zuvor von einer Baufirma sanierte "Leinwand". Schon damals beobachteten viele Wernigeröder den Fortschritt des Kunstwerks gespannt.

"Eigentlich war es so gedacht, dass wir die Mauer als Stadtverschönerung mit Sehenswürdigkeiten der Region bemalen. Davon gibt es hier ja wirklich viele. Deshalb wurde uns mit der Zeit klar, dass wir uns vorwiegend lieber Zeichnungen ausdenken sollten, als Diskussionen über die Wahl der Sehenswürdigkeiten zu führen", sagte Thomas Sommerfeld von der Oskar-Kämmer-Schule, der die vier 1-Euro-Jobber bei dem Projekt anleitete.

Zwar seien der Wildpark Christianental und das Rathaus von Wernigerode abgebildet - die meisten Kunstwerke zeigen jedoch fiktive Orte, so zum Beispiel ein imaginäres Dorf mit einem Kirchturm. "So fühlt sich niemand benachteiligt", erklärt Thomas Sommerfeld mit einem Augenzwinkern.

Immer wieder halten interessierte Bürger an, um die fleißigen Maler auf ihre Arbeiten anzusprechen. Und auch Kindergartengruppen drehen beim täglichen Spaziergang eine Extrarunde, um die Tiere und Blumen zu betrachten, die hier und dort hinzugefügt wurden.

Obwohl Thomas Sommerfeld, der übrigens alle Bilder im Kleinformat vorzeichnet, vorprogrammiertem Ärger ausweichen wollte, indem er hauptsächlich Fantasie-Orte auf die Mauer pinselte, sorgte eine Zeichnung für viel Wirbel. Ganz rechts auf die Wand malte Sommerfeld eine blauschimmernde Grotte. "Im Harz gibt es doch mehrere Höhlen, Grotten, Bergspalten - ich dachte das passt thematisch, aber es sollte keine bestimmte Grotte darstellen." Trotzdem begannen die Wernigeröder sofort, wild zu spekulieren, wollten sogar die Rübeländer Tropfsteinhöhlen in dem Kunstwerk erkennen (Volksstimme berichtete). "Warum denn die Tropfsteinhöhlen? Die gehören doch gar nicht zu uns", empörte sich so mancher Einheimischer.

Walpurgis im Harz statt Tropfsteinhöhlen

Noch bevor der Trubel bei Thomas Sommerfeld und seinen Mitarbeitern angekommen war, hatten diese sich schon wieder gegen die Höhle entschieden und sie schwarz überpinselt. "Ich möchte doch lieber ein Walpurgisbild statt einer Höhle unterbringen", begründete Sommerfeld den Sinneswandel. Und um jede weitere Diskussion gleich im Keim zu ersticken, fügt der Künstler hinzu: "Walpurgis im Harz - das ist das Thema des Bildes. Damit ist aber kein bestimmter Ort gemeint!"