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Zum 1. Januar soll Wolmirstedt mit einem Jahr Verspätung wie ein Unternehmen geführt werden Doppik-Einführung drückt die Verwaltung

Von Gudrun Billowie 10.12.2013, 02:09

Die doppische Haushaltsführung wird in Wolmirstedt zum 1. Januar eingeführt, mit der Verzögerung eines Jahres. Mit dieser Art der Buchführung wird die Stadt wie ein Wirtschaftsunternehmen betrachtet.

Wolmirstedt l In der doppischen Haushaltsführung, auch Doppik genannt, wird unter anderem das Vermögen einer Stadt erfasst. Gebäude, Grundstücke und Infrastrukturvermögen wie Kanalisation, Verkehrsleitanlagen oder Klärwerke bekommen einen Wert und können mit der Zeit entsprechend der Nutzungsdauer abgeschrieben werden. Weiterhin wird deutlich, in welcher Form für künftige Ausgaben gespart werden kann und muss. Mit Hilfe der Doppik kann eine Stadt also jederzeit nachprüfen, wie wirtschaftlich sie gerade aufgestellt ist.

Bisher galt die kamerale Haushaltsführung. Hierbei wird aber die Vermögens- und Schuldensituation nicht vollständig erfasst, beispielsweise werden Pensionsverpflichtungen für Beamte nicht berücksichtigt.

Der Aufwand für die Umstellung von der kameralen zur doppischen Haushaltsführung ist allerdings immens, da beispielsweise jedes Haus, jede Straße, Fahrzeuge und Geräte bewertet und eben jene Pensionsansprüche auch berücksichtigt werden müssen.

Das Land Sachsen-Anhalt hatte 2006 bereits beschlossen, dass die Kommunen diese doppische Haushaltsführung spätestens bis 2013 einführen müssen. In Wolmirstedt war dieser Termin nicht zu halten gewesen. Nun ist selbst die Einführung zum 1. Januar 2014 nur mit erheblichem Kraftaufwand möglich. Ein Grund dafür ist, dass Marko Kohlrausch, der Fachdienstleiter Finanzen, erst seit kurzem mit der Aufgabe betraut ist, sich derzeit neben der Arbeit für die doppische Haushaltsführung dafür qualifiziert. Dafür gab es mächtig Schelte im Finanzausschuss. "Wie kann man eine Strukturreform im Rathaus machen und Herrn Kohlrausch ins kalte Wasser werfen", echauffierte sich Klaus Mewes (UWG) in Richtung Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU), "die Einführung der Doppik hätte der Bürgermeister zur Chefsache machen müssen."

Zum 1. August hatte es im Rathaus eine Strukturreform gegeben, in deren Rahmen unter anderem Ämter in Fachdienste umgewandelt und Mitarbeiter teilweise mit anderen Aufgaben betraut wurden. Diese neue Struktur wird ebenfalls Grundlage für die Buchhaltung und Planung des Haushaltes sein. Die Stelle des Fachbereichsleiters allgemeine Verwaltung und Finanzen ist frei und wird derzeit kommissarisch von Bürgermeister Martin Stichnoth besetzt.

Marko Kohlrausch hat in den Ausschüssen einen beängstigenden Sachstandsbericht zur Doppik-Einführung vorgelegt. "Die grundlegenden Arbeiten zur Erfassung und Bewertung des beweglichen und unbeweglichen Vermögens sind nach Aktenlage erledigt", schreibt Marko Kohlrausch, "bei genauer Prüfung sind die Arbeitsergebnisse aber als Grundlage für die Erstellung einer Eröffnungsbilanz nicht ausreichend belastbar."

Für die Bewertung der unbeweglichen Vermögenswerte, also beispielsweise der Gebäude, wurde eine Uelzener Beratungsgesellschaft herangezogen. Doch auch hier findet Kohlrausch noch immer eine große Baustelle vor. "Die Arbeitsergebnisse entsprechen nicht dem Sollstand", schreibt Kohlrausch an den Stadtrat, "die bisher ermittelten Grundlagen halten einer Prüfung nicht stand." Rücksprachen mit der Beratergesellschaft hätten nicht zu einfachen Lösungen geführt.

Viele Mitglieder des Finanzausschusses bedankten sich bei Marko Kohlrausch für die bisher geleistete Arbeit und die deutlichen Worte zum Sachstand. Dennoch wandte sich Klaus Mewes noch einmal in Richtung Verwaltung und insbesondere zum Bürgermeister: "Jetzt wissen wir zwar, welche Schwierigkeiten es gibt, aber wir wissen nicht, welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden und welche Maßnahmen erforderlich sind, damit es ab dem 1. Januar ordnungsgemäß losgehen kann." Bürgermeister Stichnoth sagte dazu: "Wir werden zum Stadtrat am 16. Dezember einen Maßnahmekatalog vorlegen und müssen mit Nacharbeiten rechnen. Aber die Einführung zum 1. Januar steht."