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Die 444 Seiten starke Broschüre gibt es am 18. Januar beim "Wolmirstedter Vater" dieser Sportart Günter Oelze dokumentiert 60-jährige Geschichte der Leichtathletik

Von Gudrun Billowie 10.01.2014, 02:20

Wolmirstedt l Günter Oelze hat sich gute 50 Jahre um die Leichtathletik in Wolmirstedt gekümmert. Inzwischen ist der 82-Jährige nicht mehr gut zu Fuß. Das ist jedoch für Günter Oelze kein Grund, die Leichtathletik an den Nagel zu hängen. Er hat die Geschichte dieses Sports auf 444 Seiten zusammengefasst. Das Buch "60Jahre Leichtathletik in Wolmirstedt" ist eben erschienen.

Günter Oelze sieht dieses Buch als Bilanz, die viel mit seinem eigenen Leben zu tun hat. Er hat nicht nur Disziplinen wie Sprint, Mehrkampf oder Hochsprung betrieben, sondern vor allem die nachfolgenden Generationen an den Sport herangeführt. Diese "nachfolgenden Generationen" hat er gebeten, ihre Erinnerungen an die Leichtathletik-Zeit in Wolmirstedt aufzuschreiben. 140 Sportler haben sich gemeldet. "Manche haben am Telefon erst einmal gesagt, sie wüssten nicht, was sie dazu schreiben sollen", erzählt Günter Oelze, "haben sich dann aber hingesetzt und am Ende mehrere Seiten geschickt."

Neben dem Sport ging es um die Ausbildung des Charakters

Die Erinnerungen der Sportler bewegen sich nicht in erster Linie um Bestzeiten oder die höchsten Sprünge, sondern sind vor allem emotionaler Natur. "Ich bin erstaunt, wie viele geschrieben haben, dass sie aus dem Sport etwas für ihr Leben mitgenommen haben", sagt Oelze, "manche der Zeilen haben mir die Tränen in die Augen getrieben."

Es seien vor allem Eigenschaften wie Hartnäckigkeit und Einsatzbereitschaft ausgeprägt worden. "Ich bin richtig stolz darauf, was aus vielen geworden ist", sagt Günter Oelze. Die ehemaligen Sportler sind über die ganze Welt verstreut, einer hat aus China geantwortet. "Durch die Arbeit an diesem Buch sind nicht nur viele Kontakte zu mir, sondern auch unter den ehemaligen Leichtathleten neu aufgelebt", freut sich der Herausgeber.

Günter Oelze und seine Trainerkollegen haben schon damals gewusst, dass es nicht allein um die Leistung der Kinder und Jugendlichen geht, sondern auch um die Bildung des Charakters. "Viele haben in ihren Briefen bestätigt, dass sie als Kinder durch das mehrmals in der Woche stattfindende Training gelernt haben, mit ihrer Zeit hauszuhalten."

Brunftschreie der Hirsche auf Gießkannen nachgeahmt

Es haben sich Freundschaften gebildet, und in den Trainingslagern kam der Spaß nicht zu kurz. "Wer kann sich nicht an die Serien von Bergaufläufen erinnern, die unsere Oberschenkel zum Kochen brachten?", schreibt Konstanze Nickisch-Müller. Aber sie erinert sich auch an die Nachtwache, die die Mädchen im Wald halten mussten, sozusagen als Erziehungsmaßnahme, weil sie nächtliche Ausflüge in die Jungsbungalows unternommen hatten. Nachts auf dem Hochsitz trafen sie sich während der "Nachtwache" wieder mit den Jungs und plötzlich hörten sie Brunftgeräusche von Hirschen. Die hatten die Trainer durch das Blasen auf einer Gießkanne imitiert.

Konstanze Nickisch-Müller ist inzwischen Sportlehrerin in Berlin, verheiratet, Mutter dreier Kinder und trainiert in ihrer Schule die Leichtathletik-Mannschaft für "Jugend trainiert für Olympia". Solche Geschichten finden sich im Buch häufig, neben der Betrachtung der Entwicklung der Leichtathletik in Wolmirstedt, den "Besten Leichtathleten der Jahre" sowie der Registrierung in der "Ewigen Bestenliste" von Sachsen-Anhalt.

Die Seiten sind reich bebildert, in schwarz-weiß und in Farbe sind die großen Kämpfe und Erfolge der vergangenen 60 Jahre dokumentiert. "Großen Anteil an der Bebilderung hat Klaus Orlamünde, der über 2000 Fotos zur Auswahl bereitgestellt hatte", betont Günter Oelze.

Die Broschüre ist vorerst beim Autor selbst erhältlich und kann am Sonnabend, 18. Januar, in Wolmirstedt, Glindenberger Straße 5 b in der Zeit von 9 bis 11Uhr abgeholt werden.