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  7. Ilse-Spoer-Glocke rollt über Breiteweg

Fabrikant stiftete sie einst - Kirchspiel führte Symbol im Umzug mit Ilse-Spoer-Glocke rollt über Breiteweg

Von Klaus Dalichow 22.06.2012, 03:16

Barleben l Im historischen Teil des Festzuges zum Ende der Feierlichkeiten "950 Jahre Barleben" führte das evangelische Kirchenspiel mit seinem jetzigen Pfarrer Johannes Könitz eine symbolische Nachbildung der Ilse-Spoer-Glocke mit. Sie erklingt am Reformationstag eines jeden Jahres. Der Schokoladenfabrikant Heinrich Spoer (1878 bis 1935) stiftete sie 1922 zur Erinnerung an seine am 31. Oktober 1919 mit 13 Jahren verstorbene Tochter Ilse.

Die Geschichte der Glocken in der Barleber Kirche St. Peter Paul geht bis in das 15. Jahrhundert zurück. Der Chronist berichtet über das Zerspringen der großen Bronzeglocke 1680, das Einschmelzen einer bronzenen Glocke für Rüstungszwecke im 1. Weltkrieg, die Stiftung einer stählernen Glocke im Jahre 1922 durch den Unternehmer Heinrich Spoer und die Beschlagnahme der mittleren und kleinen Bronzeglocke im 2. Weltkrieg. Es blieb nur die stählerne Glocke. 1950 wurde auf einem Glockenfriedhof in Hamburg die zum Barleber Geläut gehörende mittlere Bronzeglocke wieder aufgefunden. Sie war nicht für die Herstellung von Kriegsmaterial eingeschmolzen worden. Sie konnte ihren angestammten Platz im Kirchturm wieder einnehmen. Der Platz für die kleine Glocke, die "Kinderglocke", blieb weiter leer.

Die Bildung der Einheitsgemeinde 2004 gab den Anlass, zur Erinnerung an die Geburtsstunde der neuen politischen Gemeinde eine Glocke zu weihen. Der Hauptausschuss beschloss am 24. Mai 2004 eine Glocke für die evangelische Kirche zu stiften. Die Glocke mit einem Durchmesser von 56,5 Zentimetern und 126 Kilogramm Gewicht wurde im brandenburgischen Lauchhammer gegossen. Sie ersetzte die fehlende kleine Glocke und wird nunmehr besonders bei Kindstaufen geläutet. Mit dem Beschluss zur Stiftung der im 2. Weltkrieg eingeschmolzenen Kinderglocke war das Geläut in der Barleber Kirche wieder vollständig.