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Ausstellung in der Katholischen Kirche Peter Zülicke bringt Schätze aus dem kleinen Vatikanstaat nach Wolmirstedt

Von Claudia Labude 09.03.2009, 05:06

Peter Zülicke hat nicht nur aus berufichen Gründen eine enge Verbindung zum Vatikan. Der katholische Pfarrer im Ruhestand sammelt seit gut 50 Jahren Briefmarken, Münzen und besondere Dokumente aus dem kleinsten Staat der Welt. Am Wochenende zeigte er seine Schätze in den Räumen der St. Josef-Gemeinde Wolmirstedt.

Wolmirstedt. Wenn Peter Zülicke über seine Sammlung spricht, bekommen seine Augen einen besonderen Glanz. Der katholische Pfarrer, der seit einem halben Jahr in Wolmirstedt wohnt und arbeitet, sammelt seit 50 Jahren Briefmarken, hat sich dabei auf Marken aus dem Vatikanstaat konzentriert. Aus Anlass des 80-jährigen Bestehens des kleinsten Staates der Welt zeigte er seine Exponate am Wochenende erstmalig in Wolmirstedt. " In Rom gibt es derzeit eine ähnliche Ausstellung. Teilweise habe ich hier Dinge, die auch dort gezeigt werden ", erklärt Zülicke nicht ohne Stolz.

Eines der besonderen Stücke ist das Faksimile der Lateranverträge. Diese wurden am 11. Februar 1929 durch Italiens Ministerpräsident Mussolini und den Vertreter des Papstes, Pietro Kardinal Gasparri, im Lateranpalast unterzeichnet. " Das ist quasi die Gründungsurkunde des Vatikanstaates ", erklärt der Pfarrer und blättert vorsichtig in dem italienischsprachigen Dokument. 1870 war Italien ein einheitlicher Staat und Papst Pius XI. fühlte sich als Gefangener im Vatikanstaat. Die Fronten zwischen weltlichem und kirchlichem Oberhaupt waren verhärtet. " Einige Besonnene auf beiden Seiten initiierten dann die Lateranverträge, die dem Papst Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zusicherten. Das gilt nicht nur für den Vatikanstaat, der übrigens einen eigenen Eisenbahnanschluss und eine eigene Sternwarte besitzt, sondern auch beispielsweise für die Sommerresidenz des Papstes. "

Die Unabhängigkeit des kleinsten Staates führte auch dazu, dass bedeutende Kunstschätze Italiens gerettet werden konnten. " Als die Nazis 1943 in Italien einmarschierten, brachte man wichtige Kunstgüter zum Schutz in den Vatikan. Dort wurden sie dann aufgehangen oder aufgestellt und erst 1945 wieder herausgeholt ", gibt Zülicke einen Teil seiner umfangreichen Kenntnisse weiter.

Sieben Päpste gab es in den 80 Jahren, die der Vatikanstaat besteht. Einem davon, Johannes Paul II ., hat Zülicke sogar die Hand geschüttelt. Ein Foto davon war am Wochenende ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. " Das war 1991 im Rahmen der Seligsprechung von Adolf Kolping. " Ebenfalls von Johannes Paul II. hat der Pfarrer eine ganz besondere Silberbriefmarke in seinem Besitz. Auch der Papst mit der kürzesten Regentschaft ist durch Briefmarken in der Ausstellung zu sehen. Johannes Paul I. saß nur vom 26. August bis zum 28. September 1978 auf dem Thron, der jeden Papst gleichzeitig zum Staatsoberhaupt des Vatikanstaates macht.

" Habemus papam – Wir haben einen Papst " steht auf einem Briefumschlag, der zur Wahl von Papst Benedikt XVI. herausgegeben wurde. Peter Zülicke bekommt alle wichtigen Marken durch ein Abonnement, das er nach der Wende beim Vatikan abgeschlossen hat. " Vorher war es mühseliger, aber ich habe gute Kontakte zu einem Pater aus dem Vatikan, der mir Marken und Münzen geschickt hat. " Die Münzsammlung umfasst nicht nur besondere Euro-S ätze und Gedenkprägungen, sondern auch wieder etwas ganz Besonderes. Für die Zeit zwischen dem Tod von Johannes Paul II. und der Wahl von Benedikt XVI ., als es gut 17 Tage keinen Papst gab, wurden extra Münzen geprägt. Diese so genannte Sedisvakanz bedarf eines eigenen Zahlungsmittels, das in kleiner Auf age geprägt wird und nur kurz im Umlauf ist. Das macht den Münzsatz, den Peter Zülicke besitzt, so wertvoll.

Alfons Hesse ging als einer der ersten Besucher durch die Ausstellung. " Ich bin Mitglied der Gemeinde und als Katholik natürlich besonders interessiert an den Schätzen des Pfarrers. " Die Erwartungen des Glindenbergers wurden nicht enttäuscht, zu jedem Exponat wusste Peter Zülicke etwas zu berichten. Er selbst hatte auf den Ausstellungstisch den " L ‘ Osservatore Romano " gelegt, der einmal monatlich auf Deutsch erscheint. Die aktuelle Ausgabe berichtet über die Ausstellung, die derzeit in Rom auf 80 Jahre Vatikanstadt zurückblickt. Und als ganz besonderen Schatz das Faksimile des Gründungsvertrages zeigt.

Nach zwei Tagen Ausstellung packt Peter Zülicke seine Sammlung erstmal wieder in die private Schatzkiste. Zum nächsten Jubiläum hat er sicher wieder neue, ganz besondere Marken und Münzen zu zeigen.

Briefmarkensammeln ist ein weitverbreitetes, aber oft belächeltes Hobby. Die Sammlung von Peter Zülicke zum Beispiel kann aber wirklich begeistern. Da gibt es runde und dreieckige Marken, welche aus Papier oder aus Silber. Dazu außergewöhnlich gestaltete Umschläge und Stempel. Jede einzelne Marke erzählt eine Geschichte, steht für ein bedeutendes historisches Ereignis oder eine wichtige Persönlichkeit. Blickt man hinter die Geschichte der Marken, bekommt das Hobby eine bisher nicht gekannte Faszination.