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Festveranstaltung in der Aula ist Höhepunkt der Schulfesttage zum 211-jährigen Bestehen des Francisceums Franz-Münnich-Preis für Heike Richert

Immer am letzten Wochenende im April erinnert das Francisceum an die
Neugründung der Schule 1803 durch Leopold III. Friedrich Franz von
Anhalt-Dessau. Höhepunkt der Schulfesttage ist die Festveranstaltung.

Von Helmut Rohm 28.04.2014, 01:31

Zerbst l "211 Jahre Francisceum Zerbst/Anhalt und gleichzeitig 488 Jahre Schulgeschichte am Standort sind ein würdiger Grund für eine Feierstunde", betont Schulleiter Hans-Hennig Messer am Sonnabendvormittag in der Aula der Schule am Weinberg.

Unter den Ehrengästen, die er begrüßt, ist Uwe Schulze (CDU). Der Anhalt-Bitterfelder Landrat kann aufgrund weiterer Termine nur kurz bleiben. In seinem Grußwort würdigt er das Francisceum als einen "Inbegriff von Kontinuität, Solidität, aber auch moderner Wissensvermittlung an unsere jungen Menschen, die hier die Grundlagen fürs Leben mitbekommen sollen". Er erinnert an den mit der Kreisgebietsreform vor sieben Jahren verbundenen Schulträgerwechsel und daran, dass er als Vertreter von Landkreis und Schulträger damals gesagt habe, "der Landkreis steht weiter zu diesem altehrwürdigen Haus". Das sei durch die seitdem umgesetzten notwendigen Sanierungsarbeiten belegt worden. So sei das Francisceum ein altes Gemäuer mit einem jungen Geist. "Daran bleiben wir in gemeinsamer Arbeit weiter dran", blickt der Landrat nach vorn.

Neue Wege gehen

"Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden." Dieses Zitat des dänischen Schriftstellers und Philosophen Søren Kierkegaard hat Hans-Henning Messer seiner Festrede vorangestellt. Das gelte auch für den Blick auf die Geschichte insgesamt und besonders die des Francisceums. Sich mit ihr auseinanderzusetzen, sie einzuordnen, "ist permanente Aufgabe von Schule".

Aus dem "reichen Schatz", den dabei die Lebensschicksale der etwa 12 000 bisherigen Absolventen bieten, hat sich der Schulleiter dieses Mal Reinhard Wulle ausgesucht, Publizist, Politiker in der Weimarer Republik und preußischer Widerstandskämpfer. Wulle, 1882 im pommerschen Falkenberg geboren und 1950 in Gronau verstorben, legt 1902 sein Abitur am Francisceum ab.

Sein Leben steht für einen "durchgreifenden Läuterungsprozess vom umstrittenen national-deutschen Parteipolitiker zum unbestrittenen Anwalt einer Politik, die die Freiheit des Menschen in den Mittelpunkt legt", sagt Messer nach Darstellung der Lebensstationen Wulles. Der hat unter anderem versucht, Hitler und Hindenburg von einer Kandidatur zur Reichspräsidentenwahl 1932 abzubringen und dann vorausgesagt: "Deutschland wird in einem Meer von Tränen versinken." Die Wandlung Wulles, denkt der Schulleiter, könnte mit dem Francisceum zu tun haben, wo die Grundlagen eines humanistischen Weltbildes vermittelt wurden.

Und weiter werden. "Das Gros unserer 620 Schüler versteht das Francisceum als einen Ort, wo Freude am Lernen und selbstständiges Arbeiten dominieren", geht Messer auf die Gegenwart ein. Trotzdem könnten teilweise erreichte Ergebnisse nicht befriedigen und "wir versuchen deshalb, neue Wege zu gehen". Dazu gehört, dass das Francisceum am 6. Mai als einziges Gymnasium in Sachsen-Anhalt den Titel "Abgucken erwünscht! Referenzschule für kollegiales Lernen" verliehen bekommt.

Die jährlichen zweitägigen Schulfesttage werden vom Förderverein des Francisceums organisiert. Gute Tradition ist dabei die Ehrung der Abitur-Jubilare. Vereinsvorsitzender Torsten Huß übernimmt dies gemeinsam mit Schulleiter Messer für die Abiturienten des Jahrgangs 1954 und 1964.

Aufs Leben vorbereitet

In ihren Dankesworten erinnern Hans-Hermann Schulze (50 Jahre) und Erika Wahlis (60 Jahre) an ihre Schulzeit, besondere Erlebnisse, die Lehrer. Die Klassenlehrerin Lilo Zander der 12 b des 64-er Jahrgangs ist anwesend. "Die Lehrer haben uns trotz großer und kleiner Querelen gut auf das Leben vorbereitet", dankt Hans-Hermann Schulze.

Zum fünften Mal hat die Francisceumsstiftung den nach dem einstigen Direktor (1927-1945) benannten Dr.-Franz-Münnich-Preis vergeben. Geschäftsführerin Veronika Schimmel würdigt in ihrer Laudatio Preisträgerin Heike Richert für "ihr langjähriges Schaffen zum Wohl der Schule. Durch ihr Engagement wurde das Francisceum bunter und um die Attraktion des historischen Rundgangs reicher".

Die Lehrerin leitet seit vielen Jahren die Theatergruppe der Schule, engagiert sich bei der Gestaltung des jährlichen Jugendgottesdienstes zum Reformationstag und bei der Kriegsgräberfürsorge in der Elbregion mit Schülern. Das alles trage "deutlich zur Außenwahrnehmung unserer Schule bei".

Ihre Maxime ist "die Frage, wie man die Dinge angeht, auch in der Arbeit mit den jungen Menschen", sagt die Preisträgerin. Dazu gehöre, auch außerhalb des Unterrichts viel miteinander zu tun. Das bleibe, wie auch die Reden der Abitur-Jubilare zeigen, besonders in Erinnerung.

Musikalisch mitgestaltet wurde die Festveranstaltung vom Zerbster Kammerchor und den Instrumentalisten Silas Reschke, Lena Demmel und Katharina Zemelka.

Zum weiteren Programm am Sonnabend gehörten unter anderem die Möglichkeit zur Schlossbesichtigung und der Abend der Begegnung.