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Führung durch die Bioraffinerie beginnt an Solarpark / Bis Mitte 2015 entsteht Windpark Drei-Komponenten-Kraftwerk

Von Thomas Drechsel 23.05.2014, 01:20

Seit gut einem Monat ist die Bioraffinerie auf dem Zerbster Flugplatz offiziell in Betrieb. Stündlich sollen hier 1400 Kubikmeter Biogas entstehen. Die Anlage ist neben dem Solarpark und den bis 2015 zu errichtenden Windkraftanlagen die dritte Komponente des "Kraftwerks Flugplatz".

Zerbst l Wie funktioniert eine Bioraffinerie genau? Seit wenigen Wochen können die Zerbster dieser Frage "am Objekt" nachgehen. Chris Döhring erfüllte jüngst den Wunsch des Zerbster Lions Clubs und führte über das Gelände.

Der Weg zum Gas führt zuerst am Solarpark vorbei. Auf 108 Hektar Fläche stehen insgesamt rund 204 000 Module. Sie zusammen können bis zu 46,5 Megawatt Strom erzeugen.

Nur Schritte entfernt der bereits markierte Standort der ersten von insgesamt zehn Windenergieanlagen. Die Baugenehmigung gilt bereits, bis Mitte 2015 sollen sie alle stehen. Jede wird eine Leistung von drei Megawatt haben. Um den Strom einzuspeisen, wird das Umspannwerk zwischen Zerbst und Bias erweitert.

Dann das Bioraffinerie-Gelände. Die rund zehn Hektar Betriebsfläche der eigens für die Investition und anschließende Betriebsführung gegründete "Bioraffinerie Zerbst GmbH" wurden von der Getec AG erworben. "Wir haben hier eine Zerbster Firma, es wurden vorrangig hiesige Unternehmen für die Bauleistungen und Ausrüstung gebunden", erklärt Geschäftsführer Chris Döhring. Selbst eine recht komplexe Einzelanlage - die Gaswäsche - ist eine Eigenentwicklung. "Weil Spezialfirmen im europäischen Ausland hier nicht richtig vorwärtskamen, mussten wir sozusagen aus der Not heraus selbst entwickeln und produzieren. So haben wir den Vorteil, dass die technischen Komponenten von hier sind, dass im Wartungs- oder Havariefall schneller Service gewährleistet ist. Denn die Anlage kann nicht einfach abgeschaltet werden", erklärt Christian Eins, für die technische Projektleitung der Gaswäsche zuständiger Mitarbeiter.

Die Anlage wird, wenn sie den regulären Betriebsstatus erreicht hat, täglich mit rund 130 Tonnen Mais- oder Grassilage gefüttert. Weitere Komponenten sind Rübenhackschnitzel, vereinzelt auch Geflügelkot. Dieses Substrat wird in 5000 Kubikmeter großen Betonbehältern vergoren, ein Gasgemisch aus Methan (50 Prozent) und CO2 (48 Prozent) bildet sich. Der Rest sind Spurengase. In der Gaswäsche wird das wasserlösliche CO2 gebunden, Methan abgeführt und ins regionale Erdgasnetz gespeist. Läuft die Anlage demnächst auf vollen Touren, werden bis zu 1400 Kubikmeter Biogas pro Stunde entstehen.